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80 Zeugen erwartetBushido bot Clanchef mehr als zwei Millionen Euro

Lesezeit 3 Minuten
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Anis Mohamed Youssef Ferchichi, bekannt als Rapper Bushido, sitzt zu Beginn eines Prozesses gegen den Chef einer bekannten arabischstämmigen Großfamilie in einem Gerichtssaal des Landgerichts.

Berlin – Umringt von Personenschützern mit schusssicheren Westen und Sturmhauben wird Rapper Bushido in den Saal 500 des Landgerichts in der Hauptstadt gebracht. In dem Prozess gegen den Chef einer bekannten Berliner Großfamilie und drei seiner Brüder ist der Musiker Nebenkläger und Zeuge. Eines haben die Ex-Freunde und heutigen Gegner noch gemeinsam: Sie kommen am Montag ganz leger im T-Shirt zum Prozessauftakt - Bushido in Weiß, Clanchef Arafat A.-Ch. (44) in Schwarz.

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Der Prozess begann unter Einhaltung starker Sicherheitsvorkehrungen.

Die einstigen Partner im Musikgeschäft sitzen nun auf verschiedenen Seiten im Gericht. Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi, wirkt nachdenklich, verfolgt konzentriert die Anklage, vermeidet jeden Blick zu Arafat A.-Ch.. Dieser antwortet auf die Fragen des Vorsitzenden Richters: Deutscher, fünf Kinder von 5 bis 19, geschieden, gelernter Beruf KfZ-Mechaniker. Jetzige Tätigkeit? „Selbstständig - Vermietung und Verpachtung.“ Alle vier Brüder verweigern am ersten Tag des mit Spannung erwarteten Prozesses die Aussage.

Brüder von Arafat als Gehilfen oder Mittäter angeklagt

Der Zoff zwischen den einstigen Freunden begann, als sich Bushido von Arafat A.-Ch. im August/September 2017 trennte. Der Hauptangeklagte soll eine Millionen-Zahlung von Bushido für angebliche Schulden sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert haben. Er habe die geschäftliche Trennung nicht akzeptieren wollen und Bushido bedroht, ehrverletzend beschimpft, drangsaliert und verletzt. In seinem verschlossenen Büro habe der 44-Jährige mit Stuhl und Wasserflasche nach dem „Sprachgesangskünstler“ geworfen. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt. Nur der 39-Jährige sitzt in U-Haft.

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Arafat A.-Ch. verlässt das Gerichtsgebäude. Dem 44-Jährigen werden mehrere Straftaten zur Last gelegt. Mitangeklagt sind drei seiner Brüder.

Eine von Bushido gebotene Abfindung von mehr als zwei Millionen Euro schlug der Clanchef laut Anklage aus - er habe mehr gefordert. Der heute 41-Jährige sollte demnach auch seine Villa in Kleinmachnow an Arafat A.-Ch. verkaufen. Bushido habe sich bedroht gefühlt und um das Leben seiner Frau und Kinder gefürchtet.

Letztes Aufeinandertreffen im März 2018

Es sei schließlich Bushidos Frau Anna-Maria gewesen, die A.-Ch. beschied, es werde keine Zahlungen geben, hieß es in der Anklage. Sie brachte die Polizei ins Spiel. Der Rapper verließ Deutschland für rund zehn Tage, um sich in Kenia und Thailand „weiteren Einwirkungen zu entziehen“. Der Musiker sei danach auch in psychologischer Behandlung gewesen. Im März 2018 sahen sich Bushido und A.-Ch. das letzte Mal, so die Anklage.

Angeklagt sind nun versuchte schwere räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung, Nötigung, Beleidigung und Untreue. 180 000 Euro soll einer der Brüder rechtswidrig von dem damaligen Firmenkonto von A.-Ch. und Bushido abgehoben und dem Clanchef gegeben haben. Zur Last gelegt wird A.-Ch. auch, unbefugt Gespräche gepostet zu haben.

In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hatte ein Kenner der Szene gesagt, es sei absurd, wenn sich Bushido jetzt als Opfer darstelle. Er habe früher mit seinem „gefährlichen Freund“ geprahlt. In einem gemeinsamen Interview des Magazins „Stern“ der Eheleute Ferchichi im September 2018 hatte Bushido auch über Kontakte zu einem Mitglied einer anderen Großfamilie gesprochen.

80 Zeugen erwartet

Arafat A.-Ch. stand schon in Dutzenden Strafverfahren vor Gericht. Sie wurden entweder eingestellt, oder er wurde freigesprochen. Zuletzt war er wegen Beleidigung und Körperverletzung schuldig gesprochen worden, das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig. Auch seine Brüder sind keine Unbekannten im Gericht.

Der Anwalt des Clanchefs, Hansgeorg Birkhoff, sagte am Rande, er halte die Sicherheitsvorkehrungen für völlig übertrieben. „Sie dienen einem Spektakel.“In dem aufwendigen Prozess werden 80 Zeugen erwartet, darunter prominente Vertreter der deutschen Rapper-Szene. Eine für Mittwoch geplante Anhörung von Zeuge Bushido wurde verschoben. Dafür soll die Frau eines mitangeklagten Bruders befragt werden. Zunächst sind bis Ende November mehr als 20 Verhandlungstage geplant.