Haustausch und mit dem Zug unterwegs sein – was Menschen, die unter Fernweh leiden, jetzt über die aktuellen Reisetrends wissen sollten.
Berühmte Drehorte, Events„Tribute von Panem“ in Köln – Das sind die Reise-Trends 2024
Steigende Temperaturen und sonnige Frühlingsnachmittage wecken das Fernweh. In diesem Jahr, so prognostizieren es die aktuellen Zahlen der Reisebranche, wird sich der Markt von der Corona-Delle restlos erholen. Auf Messen wie zuletzt der Reise und Camping in Essen oder der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin (5.-7. März) werden die neusten Trends präsentiert. Einige stellen wir hier vor.
Nachhaltig reisen und sich als Set-Jetter auf die Spuren bekannter Drehorte begeben sind häufig Themen im Branchen-Talk. Das Reisen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz ist ebenfalls vielgenannt. Aber Johannes Klaus, Reiseblogger und Verleger von Reiseliteratur aus Berlin, sieht noch reichlich Entwicklungsbedarf. „Alles, was ich da bisher probiert habe, war noch nicht ausgereift“, sagt er. Künftig werde KI bei der Unterkunftssuche, beim Vergleich von Flugpreisen oder bei der Planung von Aktivitäten am Urlaubsort aber sicher eine Rolle spielen.
Ein Evergreen der Reisebranche bleibt der Event-Tourismus, der in diesem Jahr durch die Fußball-EM in Deutschland mit Spielen u. a. in Köln sowie die Olympischen Spiele in Paris einen sportlichen Extrakick bekommt. Auch gefragt sind Reisen an weniger überlaufene Orte, da liegt gerade Albanien hoch im Kurs. Lonely Planet empfiehlt zum Beispiel die „Trans-Dinarica-Route“. Sie wird demnach 2024 eröffnet und sei die erste Fahrradroute, die die westlichen Balkanländer miteinander verbindet.
„Bahnreise als Art zu reisen“ liegt im Trend
Im Sinne der nachfolgenden Generationen Ressourcen nicht gedankenlos im Hier und Jetzt restlos verbrauchen – das wird immer mehr Menschen immer wichtiger. Auch im Urlaub. Dabei hat Johannes Klaus, der im vergangenen Jahr auf der ITB bei den Touristik Media Awards mit seinem Blog „Reisedepechen“ auf Platz zwei hinter dem Kreuzfahrt-Blogger Franz Neumeier („Cruisetricks“) landete, vor allem zwei Trends ausgemacht: das Zugfahren und den Haustausch.
Viele dächten beim Urlaub per Zug an Besonderheiten wie die Sibirische Eisenbahn oder Luxuszüge. Aber es gehe immer häufiger darum, die Bahnreise als Art zu reisen zu verstehen und mit dem Zug auch noch in die letzten Ecken Europas zu gelangen. „Europa mit dem Zug“ (Verlag Reisedepeschen) heißt eines der Bücher, die Klaus herausgegeben hat. „Und das ist aktuell unser absoluter Bestseller.“ Es hake noch am europaweiten Ausbau des Schienennetzes, und auch die Buchung über Ländergrenzen hinweg sei weiterhin ein Problem. „Aber es tut sich was und man kann schon viel mehr Orte erreichen, als man denkt“, sagt Klaus.
Hoch im Kurs stehe bei Nachhaltigkeits-Fans zudem der Haustausch. Klaus selbst hat schonmal für sechs Wochen die Familien-Wohnung in Berlin gegen ein Haus im New Yorker Stadtteil Brooklyn getauscht. Die Kosten für die Unterkunft lagen so bei null – abgesehen vom Nutzerbeitrag für die Plattform homeexchange.com (160 Euro pro Jahr). „Man kann einen Ort ganz anders kennenlernen, wenn man unter Einheimischen wohnt und Tipps von den Hausbesitzern bekommt“, sagt Klaus. Vor allem in Frankreich oder Spanien sei der Haustausch bereits deutlich etablierter als in Deutschland.
Set-Jetting – Spannende Drehorte für Touristen gibt es auch in NRW
Andrea David reist seit knapp 20 Jahren auf den Spuren sehenswerter Filmkulissen. Sie betreibt dazu den Blog „Filmtourismus“ und landete damit im vergangenen Jahr auf Platz drei der Media Awards. Zudem hat David das passende Buch geschrieben, „Szene für Szene die Welt entdecken“, ihr Instagram-Account @filmtourismus hat 950.000 Follower. Dass ihre Lieblingsart zu Reisen gerade wieder als Trend bezeichnet wird, amüsiert sie.
Das passiere immer mal wieder, sagt David. Aber schon seit Harry Potter (Großbritannien) und Game of Thrones (Kroatien, Irland, Island, Malta, Spanien) sei das Set-Jetting „mainstreamig“ geworden, in den USA sei es sogar bereits seit den 1990er Jahren überaus beliebt, sagt sie.
Wenn Filme oder Serien mit spannenden Drehorten aktuell im TV oder bei bekannten Streaming-Anbietern laufen, kann David das an den Klickzahlen auf ihrem Blog erkennen. Gerade zum Beispiel sorgt die bei Netflix ausgestrahlte „Yellowstone“-Serie mit Kevin Costner für reges Interesse. Und auch in NRW hat David schon spannende Drehorte entdeckt: etwa den Landschaftspark Nord in Duisburg und das Rheinische Industriebahn-Museum in Köln, wo unter anderem auch Szenen des fünften Teils von „Tribute von Panem“ gedreht wurden.
Den spannenden Zielen folgen wachsende Zahlen: Laut der deutschen Reiseanalyse 2024 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen gab es 2023 fast 55 Millionen Urlaubsreisende und damit mehr als im Vorjahr (53,1 Millionen) und nur noch knapp weniger als vor der Corona-Pandemie 2019 (55,2 Millionen). Die Gesamtausgaben für Urlaubsreisen stiegen deutlich auf den Rekordwert von fast 87 Milliarden Euro (2022: 80,1/2019: 73,1 Milliarden Euro).
Sonne, Strand und Städte locken besonders viele Reisende
Die Wirtschaft stockt, die Urlaubslust nicht: 73 Prozent der Bevölkerung planten im Jahr 2024 sicher zu verreisen, so die Analyse. Das seien mehr als vor einem Jahr und ähnlich viele wie in den Jahren vor der Corona-Pandemie.
Im internationalen World Travel Monitor der Tourismus-Beratungsgesellschaft IPK International in Zusammenarbeit mit der ITB Berlin heißt es, der Reisezweck-Marktanteil von Urlaub sei 2023 wieder angestiegen. Drei Viertel aller weltweiten Auslandsreisen in 2023 waren demnach Urlaubsreisen.
Sun & Beach-Urlaube und Städtereisen seien mit je einem Drittel Marktanteil die beiden Haupturlaubsarten. Auf Rang drei folgten Rundreisen. Die Hauptmotive für Urlaubsreisen ins Ausland seien Entspannung, Sightseeing, gute Küche und Shopping gewesen. Als weltweit meistbesuchtes Reiseziel ermittelte der World Travel Monitor Spanien, am beliebtesten sei Dubai gewesen. Innerhalb Europas schnitten Österreich und die Schweiz am besten ab.