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Darsteller des lässigen „Bastian“Schauspieler Horst Janson wird 80

Lesezeit 4 Minuten

Die Rolle des langhaarigen und lässigen Studenten Bastian machte Horst Janson in ganz Deutschland berühmt.

Köln – Als er den „Bastian“ spielte – jenes Sinnbild des langhaarigen, lässigen Studenten – da war er bereits 37 Jahre alt. Eigentlich zu alt, aber die passendste Besetzung. Die ZDF-Serie, in der sich der Lehramtsstudent Bastian in eine 40-jährige Ärztin (Karin Anselm) verliebt, war 1973 fast so etwas wie eine Kulturrevolution in der deutschen Serienlandschaft: Ein Held mit langen Haaren, eine unkonventionelle Beziehung, eine Ex-Freundin mit unehelichem Kind! Die Konstellation blieb nach 13 Folgen im kollektiven Gedächtnis. Und Horst Janson, der am Sonntag 80 Jahre alt wird, wurde damit für immer der „Bastian“.

Hollywood und die Sesamstraße, trotzdem bleibt er der „Bastian"

Dahinter verschwindet fast die Tatsache, dass Janson zu der Zeit auch in internationalen Produktionen sehr gefragt war. Er spielte in „Steiner – Das Eiserne Kreuz“ an der Seite von Richard Burton und Robert Mitchum, mit Charles Bronson und Tony Curtis in „Zwei Kerle aus Granit“ und mit Peter O´Toole im Kriegsfilm „Das Wiegenlied der Verdammten“.

Janson erklärt diese Engagements in der „Berliner Zeitung“ so: „Ich hatte einfach viel Glück. Meine Englisch-Kenntnisse waren schon zu Anfang meiner Karriere ganz gut.“ Denn nachdem er das Abitur geschmissen hatte und auf die Schauspielschule nach Wiesbaden gegangen war, verdiente er mit Taxifahren sein Geld und chauffierte vorrangig dort stationierte US-Militärs.

Aber irgendwie wollte es nach diesen ersten Höhepunkten nicht mehr so richtig laufen. Statt nach Hollywood ging es Anfang der 1980er Jahre zur „Sesamstraße“. Dort war „der Horst“ jahrelang Star neben Samson und Tiffy – und fast so cool wie die US-Vorbilder.

„Uns steht das Wasser nicht mehr bis zum Hals, sondern schon bis zur Nase"

Später verdingte sich Janson bei den Karl-May-Festspielen. 1998 spielte er in Bad Segeberg den Old Shatterhand und im Jahr 2001 den Old Firehand. Eine TV-Hauptrolle ergatterte er noch einmal 2005 als „Kapitän Bernd Jensen“ in „Unter weißen Segeln“. Und auch da ist Janson wieder ganz ehrlich: Die Rolle habe vor allem wegen seiner privaten Leidenschaft fürs Segeln angenommen. „Da habe ich nicht gefragt, ob es eine gute oder schlechte Rolle ist. Der Film-Kapitän auf der Royal Clipper, einen der größten Segler, den es noch auf der Welt gibt, hat mir genügt.“

Wesentlich mehr Schlagzeilen als mit diesen Auftritten produzierte er 2011 mit seinem öffentlichen Geständnis, bankrott zu sein. „Uns steht das Wasser nicht mehr bis zum Hals, sondern schon fast bis zur Nase“, sagte er.

Ein Schuldenberg von 650.000 Euro hatte sich angehäuft. Wie so viele Schauspielkollegen hatte sich Janson zu Immobiliengeschäften im Osten hinreißen lassen. Janson erzählte, dass er, seine Frau Hella und Tochter Laura seit Jahren am Existenzminimum lebten, zeitweise ohne Krankenversicherung. Ihre Villa im Münchner Nobelviertel Grünwald stand kurz vor der Zwangsversteigerung. Die Notlage habe Tochter Laura sogar in die Magersucht getrieben.

Fans halfen mit Spenden

In der Talkshow von Sandra Maischberger schritt Janson zum Äußersten und bat die Öffentlichkeit um Spenden. Über 30 000 Euro gingen daraufhin auf dem Konto seines Anwalts ein. Die Zwangsversteigerung der Villa war vom Tisch. Heute sagt sein Anwalt, die Summe habe zwar nicht dazu gereicht, die Banken zu bedienen, aber immerhin können Janson und seine Frau weiterhin in der Villa wohnen. Mit den Spenden sei es damals gelungen, „Verbindlichkeiten für medizinische Zwecke“ zu zahlen und die „Lebenssituation der Familie zu stabilisieren“.

Horst Janson jedenfalls arbeitete wacker weiter, gab Nebenrollen in Soaps wie „Sturm der Liebe“. Auf seiner Internetseite wirbt er für ein Nahrungsergänzungsmittel, das die Merkfähigkeit verbessern soll. Sicher auch eine Einnahmequelle.

Seit langem ist er mit dem Theaterstück „Der alte Mann und das Meer“ nach der Novelle von Ernest Hemingway auf Tournee. Obwohl man dem „Bastian“ den alten Mann nicht so recht abkauft.

Die Serie lässt Janson auch nach mehr als 40 Jahren nicht los. „Ich werde fast jeden Tag auf den Bastian angesprochen.“ Und er selbst habe sich tatsächlich nicht sonderlich verändert: „Ich bin ein bisschen dünnhäutiger geworden, Aber ich bin im Prinzip immer noch der Gleiche geblieben.“