Die teilweise jahrhundertealten Mumien geben trotz intensiver Forschung immer noch Rätsel auf. Elf Beispiele.
Von Ötzi bis zur „Schlafenden Schönheit“Die 11 rätselhaftesten Mumien der Welt
Diese elf Mumien faszinieren Wissenschaftler und Besucher gleichermaßen, denn sie sind nicht nur Überreste der Vergangenheit, sondern bergen auch ungelöste Rätsel über vergangene Kulturen, mysteriöse Todesfälle und verloren gegangene Konservierungstechniken. Während einige durch gezielte Einbalsamierung oder Rituale bewusst mumifiziert wurden, entstanden andere durch natürliche Prozesse wie Kälte, Trockenheit oder die konservierende Wirkung von Mooren – oft völlig unbeabsichtigt.
Ötzi – Der Mann aus dem Eis (Italien)
Ötzi wurde 1991 von zwei Wanderern in den Ötztaler Alpen entdeckt und zählt mit über 5.300 Jahren zu den ältesten bekannten Mumien der Welt. Besonders rätselhaft ist seine Todesursache: Ein Pfeil im Rücken deutet auf einen gewaltsamen Tod hin, doch ob es sich um Mord, einen Überfall oder einen rituellen Akt handelte, bleibt unklar. Die außergewöhnlich gute Erhaltung seines Körpers gibt Forschern wertvolle Einblicke in Ernährung, Krankheiten und Lebensweise der Kupferzeit. Heute kann man Ötzi im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen besichtigen.
Die Tarim-Mumien (China)
In den 1980er-Jahren wurden in der Taklamakan-Wüste mehrere Mumien entdeckt, die auf den ersten Blick nicht asiatisch, sondern europäisch wirkten. Ihre blonden oder rötlichen Haare sowie ihre hochentwickelte Wollkleidung sorgten für Rätsel. DNA-Analysen zeigen, dass diese Menschen eine Mischung aus westlichen und asiatischen Vorfahren hatten und möglicherweise zu einer frühen, bislang wenig bekannten Zivilisation gehörten. Die berühmteste dieser Mumien ist die „Loulan-Mumie“, besser bekannt als die „Schöne von Loulan“. Besichtigen kann man einige von ihnen im Xinjiang Museum in Ürümqi.
Die rätselhaften Inka-Eismumien (Peru, Argentinien, Chile)
In den Hochanden wurden auf über 5.000 Metern Höhe außergewöhnlich gut erhaltene Mumien von geopferten Kindern gefunden. Durch die extreme Kälte blieben Haut, Haare und Kleidung über Jahrhunderte nahezu intakt. Die bekannteste dieser Mumien ist „Juanita“, die 1995 auf dem Ampato-Vulkan in Peru entdeckt wurde. Sie wurde vermutlich in einem rituellen Opfer für die Inka-Götter getötet. Bis heute ist unklar, nach welchen Kriterien die Kinder für diese Rituale ausgewählt wurden. Juanita kann man im Museo Santuarios Andinos in Arequipa sehen.
Der Mann von Bernuthsfeld (Deutschland)
In Deutschland gibt es mehrere gut erhaltene Moorleichen, die häufig in Norddeutschland gefunden wurden. Besonders bekannt ist der Mann von Bernuthsfeld, auch „Bernie“ genannt, der 1907 in Niedersachsen gefunden wurde. Der Körper dieser „natürlichen Mumie“ war ungewöhnlich gut erhalten und seine Kleidung bestand aus 45 verschiedenen Stofffetzen – ein Rätsel für die Archäologen, denn es ist unklar, ob er arm war oder eine besondere Bedeutung hatte. Auch die genaue Todesursache ist bis heute ungeklärt. Der Mann von Bernuthsfeld kann im Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg besichtigt werden.
Der Fluch des „Ölmenschen“ – Tollund-Mann (Dänemark)
Der Tollund-Mann wurde 1950 in einem dänischen Moor gefunden und zählt zu den am besten erhaltenen Moorleichen der Welt. Sein Gesicht wirkt fast lebendig, seine Haut ist weich geblieben. Er wurde mit einer Lederschlinge um den Hals entdeckt, was darauf hindeutet, dass er gehängt wurde. Ob es sich um eine rituelle Opferung oder eine Hinrichtung handelte, ist unklar. Die Mumie kann im Silkeborg Museum in Dänemark besichtigt werden.
Die rätselhaften Höhlenmumien der Philippinen (Kabayan-Mumien)
In den abgelegenen Höhlen von Kabayan auf den Philippinen wurden mumifizierte Körper entdeckt, die auf eine jahrhundertealte Bestattungsmethode hindeuten. Die Mumien wurden mit pflanzlichen Ölen und Rauch behandelt, um ihre Erhaltung zu sichern – eine Technik, die später verloren ging. Bis heute ist unklar, warum diese Praxis plötzlich endete. Die Mumien sind vor Ort in den Kabayan-Höhlen auf den Philippinen zu besichtigen.
Die bizarren Mumien von Guanajuato (Mexiko)
1865 wurden bei einer Friedhofsräumung in Guanajuato mehrere Mumien entdeckt, die durch die trockene Luft auf natürliche Weise konserviert wurden. Das Besondere: Viele von ihnen haben groteske Gesichtsausdrücke, als ob sie in Todesqualen gelitten hätten. Ob dies ein Zufall der Trocknung ist oder die Menschen lebendig begraben wurden, bleibt umstritten. Die Mumien sind im Museo de las Momias de Guanajuato ausgestellt.
Die bizarren Mumien der Kapuzinergruft von Palermo (Italien)
Seit dem 16. Jahrhundert wurden in den Kapuziner-Katakomben von Palermo Tausende Menschen konserviert. Die Konservierungsmethoden sind nicht vollständig entschlüsselt, doch einige Körper sind so gut erhalten, dass sie noch Haare und Gesichtszüge aufweisen. Viele wurden in ihren besten Kleidern aufgebahrt, wodurch sie fast lebendig wirken.
Die unverweste Mumie von Kampehl (Deutschland)
Eine der wenigen Mumien, deren Identität eindeutig geklärt ist: Christian Friedrich von Kahlbutz (1651-1702) war ein brandenburgischer Ritter, dessen Leichnam rätselhafterweise bis heute nicht verwest ist. Er wurde in der Dorfkirche von Kampehl beigesetzt, sein Körper weist jedoch keine Spuren einer künstlichen Mumifizierung auf. Die Legende besagt, dass er einen Mord begangen habe, aber durch einen Meineid der Strafe entgangen sei, weshalb sein Körper nicht verwest sei. Wissenschaftler haben keine eindeutige Erklärung gefunden, vermuten aber eine natürliche Austrocknung durch klimatische Bedingungen.
Die „schreienden Mumien“ (Ägypten)
Im 19. Jahrhundert wurden in Ägypten mehrere Mumien mit schmerzverzerrten Gesichtern entdeckt. Die bekannteste ist „Mumie Nr. 4“, die als Prinz Pentawer identifiziert wurde, der an einer Verschwörung gegen seinen Vater, Pharao Ramses III., beteiligt war. Er wurde vermutlich gezwungen, Selbstmord zu begehen. Seine ungewöhnliche Mumifizierung lässt darauf schließen, dass er möglicherweise verflucht oder entehrt wurde. Diese Mumien kann man im Ägyptischen Museum in Kairo besichtigen.
Das Rätsel der „Schlafenden Schönheit“ – Rosalia Lombardo (Italien)
Kehren wir noch einmal zurück in die Kapuziner-Katakomben von Palermo: Rosalia Lombardo starb 1920 in Palermo im Alter von nur zwei Jahren an der Spanischen Grippe. Der Leichnam wurde von dem Einbalsamierer Alfredo Salafia mit einer speziellen Mischung aus Glycerin, Formalin, Zinksulfat und weiteren Bestandteilen konserviert. Ihr Gesicht ist so gut erhalten, dass sie aussieht, als würde sie nur schlafen. Besonders rätselhaft ist, dass sich ihre Augenlider scheinbar bewegen – ein optischer Effekt oder ein ungelöstes Phänomen?