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230 Millionen Jahre alte FundeDinosaurier lebten früher auf der Nordhalbkugel als bisher gedacht

Lesezeit 3 Minuten
Diese undatierte künstlerische Darstellung zeigt, wie die Dinosaurier-Art Ahvaytum bahndooiveche vor etwa 230 Millionen Jahren ausgesehen haben könnte.

Dinosaurier lebten weitaus früher auf der Nordhalbkugel als ursprünglich gedacht.

Neue Fossilienfunde vermuten eine frühere Besiedelung der Nordhalbkugel durch Dinosaurier als bisher angenommen.

Dinosaurier besiedelten die Nordhalbkugel wohl schon weitaus früher als bisher angenommen. Darauf weisen rund 230 Millionen Jahre alte Überreste der Dinosaurierart Ahvaytum bahndooiveche und einer noch unbestimmten Spezies hin. Die Fossilien sind fast so alt wie die ältesten Dinosaurierfunde auf südlichen Landmassen (etwa 233 Millionen Jahre), wie ein Team um David Lovelace vom University of Wisconsin Geology Museum in Madison im Fachmagazin „Zoological Journal of the Linnean Society“ berichtet. „Mit diesen Fossilien haben wir den ältesten äquatorialen Dinosaurier der Welt - es ist auch der älteste Dinosaurier Nordamerikas“, erklärte Lovelace in Bezug auf A. bahndooiveche.

Die bisherige Annahme sei, dass der Ursprung der Dinosaurier tief in der südlichen Hemisphäre liegt, erläutern die Forschenden. Damals bildeten alle Landmassen der Erde den Superkontinent Pangäa, der vor etwa 200 Millionen begann, in einen nördlichen Kontinent (Laurasia) und einen südlichen Kontinent (Gondwana) auseinanderzubrechen. Während auf dem Gebiet des früheren Gondwana eine Reihe von Fossilien früher Dinosaurier gefunden wurden, gab es keine vergleichbar alten Funde aus niedrigen Breiten (rund um den Äquator) und Laurasia: Zwischen den ältesten gondwanischen Funden und den ältesten bekannten Dinosauriervorkommen in der nördlichen Hemisphäre (Laurasia) lagen etwa 6 bis 10 Millionen Jahre.

Hypothese gerät ins Wanken

Mit den rund 230 Millionen Jahre alten Funden wird die Hypothese einer verzögerten Ausbreitung der Dinosaurier aus Gondwana in hohen Breitengraden nun infrage gestellt. Womöglich seien bislang schlichtweg zu wenig zeitlich entsprechende Schichten des früheren Laurasia gut untersucht worden. Demnach ginge die bisherige Hypothese auf eine Stichprobenverzerrung zurück.

Der Name Ahvaytum bahndooiveche stammt aus einer Schoschonensprache und bedeutet „vor langer Zeit“ (Ahvaytum) und „Dinosaurier“ (bahndooiveche). Er wurde in Zusammenarbeit mit der indigenen Bevölkerung ausgewählt. Die Forscher bestimmten die neue Art anhand versteinerter Knochen: ein Sprungbein und ein Teil eines Oberschenkelknochens. Datenbankabgleiche ergaben, dass die Fossilien keiner bekannten Dinosaurierart zuzuordnen sind.

Viele Details noch unklar

Die weitere Analyse erbrachte, dass A. bahndooiveche zu den Sauropodomorpha gehörte, eine der beiden Hauptgruppen der Echsenbeckendinosaurier (Saurischia), aus denen später die Vögel hervorgingen. Außerdem fanden die Wissenschaftler Beinknochen eines noch nicht genauer bestimmten Tiers aus der Gruppe der Vogellinien-Archosaurier in derselben Gesteinsformation, der Popo-Agie-Formation in Wyoming (USA).

Über die Ernährung von A. bahndooiveche können die Forscher nichts sagen, weil keine Schädelknochen vorliegen. Vermutet wird, dass A. bahndooiveche wie seine nächsten Verwandten ein Allesfresser war. Das Auftauchen von A. bahndooiveche könnte den Forschern zufolge mit der karnischen Regenepisode, auch Raibl-Ereignis genannt, zusammenhängen. Vor 232 bis 234 Millionen Jahren (im Zeitalter Karnium) regnete es sehr viel, wodurch sich die Ökosysteme auf dem Land und im Meer stark veränderten. Die Entwicklung der Dinosaurier aus Vorformen wird in neueren Studien mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht. (dpa)