Es war still um Doris Day – so still, dass sich mancher schon fragte, ob sie überhaupt noch unter uns weilt. Doris Day, eine der letzten lebenden Hollywood-Legenden, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten fast unsichtbar gemacht. Sie lebt völlig zurückgezogen in Kalifornien und gibt keine Interviews mehr. Doch nun gibt es zu ihrem Geburtstag, den sie sonst nie beachtete, eine Neuigkeit. Am Montag wurde sie nicht –wie allgemein angenommen – 93 Jahre alt, sondern 95.

Eine jetzt veröffentlichte Kopie von Days Geburtsurkunde belegt, dass sie bereits am 3. April 1922 geboren wurde. Doris Day fühlte sich zu einem Statement genötigt: „Ich habe immer gesagt, dass das Alter nur eine Zahl ist, und ich habe mich um Geburtstage nie wirklich geschert. Aber es ist toll, endlich zu wissen, wie alt ich wirklich bin!“

Und Days Sprecher Charley Cullen meinte: „Die Geschichte, die ich gehört habe, ist, dass Doris in jungen Jahren für eine Rolle vorgesprochen hat und ihr Alter in einem Dokument falsch aufgeschrieben wurde.“ Vielleicht habe sich so der Fehler über Jahre eingeschlichen.

Doris Day betreibt ein Hotel

Nach diesem Aufflackern von Öffentlichkeitsarbeit wurde es allerdings wieder umgehend still um Doris Day. Ihr Leben scheint fast wie eingefroren. Sie betreibt seit Mitte der 1980er Jahre im wunderschönen, reichen Carmel das Hotel „Cypress Inn“, das vor allem damit beworben wird, dass hier Hunde willkommen sind.

Doris Day hat eine Schutzorganisation für verwahrloste Haustiere gegründet – Tiere sind seit langem der Mittelpunkt ihres Leben. Von Menschen wurde sie wohl zu oft enttäuscht.

Traumrolle mit dem schwulen Rock Hudson

„Alles, was ich je wollte, war ein Baby, ein Ehemann, der mich liebt, und ein Zuhause“, hat sie einst gesagt. So richtig in Erfüllung ging fast nichts. Doris Mary Ann Kappelhoff – so ihr Geburtsname – aus Ohio ist neun, als der Vater nach einem Seitensprung die Familie verlässt. Ihr Traum, Tänzerin zu werden, scheitert als sie 14 ist. Bei einem Autounfall wird ihr rechtes Bein zertrümmert. Sie wird stattdessen Sängerin.

Mit 17 heiratet sie das erste Mal, ihr Mann schlägt und verlässt sie, als sie mit ihrem Sohn Terry schwanger ist – er wird ihr einziges Kind bleiben.

Dann wird sie für den Film entdeckt. Ihren Durchbruch hat sie 1959 in der Komödie „Bettgeflüster“. Mit Rock Hudson, der sich kurz vor seinem Aids-Tod als homosexuell outete, bildet sie ein Traumpaar. Und zementiert ihr Image: adrett, kokett, keimfrei – mit einem Sex-Appeal wie aus der Waschmittelwerbung.

Ausflüge ins ernstere Fach wie in Alfred Hitchcocks „Der Mann, der zu viel wusste“ sind selten. In dem Film singt sie das berühmte „Que Sera Sera“.

Spott über „älteste Jungfrau der Welt“

Öffentlichkeitsscheu ist sie schon damals. Mehrfach wird sie von der US-Presse zur „unkooperativsten Schauspielerin“ gewählt. In den 60er Jahren arbeitet der Zeitgeist gegen sie. Die Rolle der Mrs Robinson in „Die Reifeprüfung“ lehnt sie ab – zu schmuddelig. Die Presse verspottet sie nun als die „älteste Jungfrau der Welt“.

Als 1968 ihr dritter Ehemann Martin Melcher stirbt, zieht sie sich aus dem Filmgeschäft zurück. Und ist auch finanziell am Ende. Ihr Mann und ihr Anlageberater hatten ihr Vermögen verspekuliert. Ihr Sohn Terry stirbt 2004 an Hautkrebs.

2011 brachte sie zugunsten ihrer Tierorganisation nach 20 Jahren Pause ein Album mit bisher unveröffentlichten Songs heraus. Sie ist damit die älteste Künstlerin, die mit neuem Material in die Top Ten kam. Und das gilt mit ihrem neuen, alten Geburtsdatum erst recht.