19 Filme gehen bei der Berlinale ins Rennen um den Goldenen Bären, der heute verliehen wird. Wird die Abschlussgala wieder von politischen Themen dominiert?
FilmfestspieleBerlinale-Endspurt: Wer gewinnt?
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Ethan Hawke ist der Protagonist des Wettbewerb-Films „Blue Moon“. (Archivbild)
Copyright: Soeren Stache/dpa
Eine Doku über den Alltag in der Ukraine, eine Geschichte über eine widerständige Seniorin und ein Kammerspiel mit Ethan Hawke: Bei der Berlinale gibt es dieses Mal einige Favoriten. 19 Filme gehen ins Rennen um den Hauptpreis, den Goldenen Bären, der heute vergeben wird.
Die Preisverleihung beginnt um 18.00 Uhr. Sie kann live auf der Homepage der Berlinale gestreamt werden, Moderatorin ist Désirée Nosbusch. Nachdem es im Anschluss an die letztjährige Gala wegen einseitiger Aussagen einzelner Preisträger eine Debatte um Antisemitismus gegeben hatte, blicken viele mit Spannung auf den Abend.
Nicht nur für die Abschlussveranstaltung wurden Moderatorinnen und Moderatoren dieses Mal besonders geschult. Die Hoffnung der Verantwortlichen dürfte groß sein, dass es dieses Mal mehr um die Filme geht. Vergangenes Jahr gewann übrigens „Dahomey“ von Mati Diop. Das sind dieses Mal die Favoriten:
Doku zum Ukraine-Krieg überzeugt
Besondere politische Brisanz hat der Dokumentarfilm „Timestamp“ (Originaltitel: „Strichka chasu“) von der ukrainischen Regisseurin Kateryna Gornostai. Er handelt von den Auswirkungen des Ukraine-Krieges vor allem auf den Schulalltag.
Der eindrückliche Film hat wegen des Kurswechsels der neuen US-Regierung unter Präsident Donald Trump im Umgang mit Kremlchef Wladimir Putin noch einmal an Wucht gewonnen. Denn hier kommen ukrainische Stimmen zu Wort, wird das Schicksal des Landes lebendig.
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Eine Besucherin bei der Premiere von „Strichka chasu“. (Archivbild)
Copyright: Christoph Soeder/dpa
Die USA und Russland haben Gespräche über die Zukunft der Ukraine aufgenommen - allerdings ohne Vertreter der Ukraine oder europäischer Staaten. Trump hatte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Diktator bezeichnet und ihm vorgeworfen, für die Fortsetzung des Krieges verantwortlich zu sein.
Zur Premiere in Berlin kamen Gäste mit ukrainischen Flaggen, auch vor der Pressekonferenz hielt das Filmteam eine Flagge hoch. Regisseurin Gornostai bekam außerdem kurz vor der Premiere in Berlin ein Baby - sie war hochschwanger zur Berlinale gereist.
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Kateryna Gornostai, die Regisseurin von „Strichka chasu“. (Archivbild)
Copyright: Christoph Soeder/dpa
Brasilianischer Favorit „The Blue Trail“
Auf eine andere Art politisch war ein weiterer Berlinale-Favorit: „The Blue Trail“ (Originaltitel: „O último azul“) von Gabriel Mascaro. Der brasilianische Regisseur präsentiert eine feinfühlige Studie über eine Seniorin, die in einer dystopischen Gesellschaft in eine Alten-Kolonie abgeschoben werden soll. Sie setzt sich dagegen zur Wehr. Auf ihrer Reise hat sie zahlreiche Begegnungen, die ihr völlig neue Lebensperspektiven eröffnen.
Hauptdarstellerin Denise Weinberg ist eine mögliche Kandidatin für den genderneutral vergebenen Schauspielpreis für die beste Hauptrolle.
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Regisseur Gabriel Mascaro (l) und Schauspielerin Denise Weinberg. (Archivbild)
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Ethan Hawke, Marion Cotillard, Jessica Chastain: Auch die Stars haben Chancen
Dieser Preis könnte aber auch an US-Star Ethan Hawke gehen. Er ist Protagonist des Kammerspiels „Blue Moon“ von Richard Linklater. Hawke brilliert im Part des 1943 verstorbenen Musical-Textdichters Lorenz Hart.
An einem Abend im Frühjahr seines letzten Lebensjahres präsentiert sich dieser in einer New Yorker Bar als witziger Erzähler. Der Film ist fast ein Monolog. Hawke begeistert mit einer packenden Charakterstudie voller Licht und Schatten.
Aber auch einige Frauen werden für den Schauspielpreis gehandelt. Viele begeistert hat Marion Cotillard als eiskalte Schneekönigin in „La Tour de Glace“ von Lucile Hadžihalilović. Jessica Chastain überzeugte als kaltherzige Reiche im Sozialdrama „Dreams“ von Michel Franco.
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Marion Cotillard bei der Premiere von „La Tour de Glace“.
Copyright: Christoph Soeder/dpa
Und Rose Byrne - bislang eher bekannt für klamaukige Filme wie „Brautalarm“ oder „Bad Neighbors“ - bleibt mit ihrer Darstellung einer überforderten Mutter in „If I Had Legs I’d Kick You“ (Regie: Mary Bronstein) im Gedächtnis.
Mit einem Publikumstag geht die Berlinale am 23. Februar zu Ende. (dpa)