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Deutsche FilmbrancheDrehort Deutschland: Filme bekommen höhere Förderung

Lesezeit 3 Minuten
Deutsche und internationale Produktionen sollen an deutsche Drehorte geholt werden. (Symbolbild)

Deutsche und internationale Produktionen sollen an deutsche Drehorte geholt werden. (Symbolbild)

Kurz vor Jahresschluss ringen sich Parlament und Bundesregierung zu wichtigen Beschlüssen für die Filmindustrie durch. Die Branche jubelt.

Für Filmproduktionen in Deutschland gibt es ab Februar 2025 mehr Zuschuss aus staatlichen Fördertöpfen. Das haben Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Finanzminister Jörg Kukies (SPD) vereinbart. Zudem beschlossen Bundestag und Bundesrat das neue Filmförderungsgesetz. Beides zusammen stieß in der Branche auf ein euphorisches Echo. „Ein kleines Wunder ist geschehen“, sagte Starregisseur Volker Schlöndorff der Deutschen Presse-Agentur. „Das macht uns große Hoffnung für die Zukunft.“

Die Branche macht nach Roths Angaben zehn Milliarden Euro Jahresumsatz und beschäftigt rund 120.000 Menschen. Schlöndorff und andere Regisseure hatten in den vergangenen Tagen Alarm geschlagen. 

Große Sorgen in der Branche

Sie fürchteten zum einen, dass wegen des Bruchs der Ampel-Koalition das neue Filmförderungsgesetz scheitern könnte. Dann wäre ab Januar keine Förderung mehr aus Geldern der sogenannten Filmabgabe möglich gewesen. Das waren 2023 nach Angaben aus der Filmförderanstalt rund 50 Millionen Euro.

Zusätzlich beklagten die Filmschaffenden, dass deutsche Drehorte wie das traditionsreiche Studio Babelsberg nicht ausgelastet seien, weil andere europäische Länder mehr staatliche Förderung beziehungsweise Steuervorteile anböten. 

Roth will „eine Brücke bauen“

Da eine bereits angedachte Grundsatzreform vor der Bundestagswahl nicht mehr klappt, planen Roth und Kukies nun mit einer Übergangslösung. „Für 2025 werden wir eine Brücke bauen“, sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstagabend im Bundestag.

Dabei geht es um die staatlichen Fördertöpfe Deutscher Filmförderfonds und German Motion Picture Fund, die nach Angaben aus der Filmförderanstalt zusammen 2023 ein Volumen von 166 Millionen Euro hatten. Zum 1. Februar 2025 werde die Anreizförderung auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau von 30 Prozent angehoben, sagte Roth. Das bedeutet, dass geförderte Projekte statt 20 Prozent nun 30 Prozent der förderfähigen deutschen Herstellungskosten bekommen können.

„Wir können es uns nicht leisten, dass noch mehr Talente aus Deutschland abwandern, noch mehr Produktionsflächen brach liegen und der deutschen Wirtschaft noch mehr Innovation und Investition in einer zentralen Kreativ- und Zukunftsbranche verloren gehen“, erklärte Finanzminister Kukies. 

Scholz als „Retter in der Not“

Die Ankündigung von Roth im Plenum kam nach Schlöndorffs Worten auch für die Branche überraschend. Das sei „der wichtigste Teil“, sagte der 85-jährige Regisseur, der zusammen mit Kollegen wie Leander Haußmann und Detlev Buck während der Debatte über die Filmförderung am Donnerstagabend auf der Tribüne im Bundestag saß. 

Der Regisseur schrieb die Einigung dem persönlichen Einsatz von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu. „Er ist schon ein bisschen Retter in der Not gewesen“, sagte Schlöndorff. Scholz hat seinen Wahlkreis in Potsdam, wo auch das Studio Babelsberg ansässig ist. 

Die Allianz Deutscher Produzentinnen und Produzenten sprach von einem Meilenstein und einem hervorragenden Signal für die Produktionsunternehmen und Studios in Deutschland.

Jörg Bachmaier, Vorstandsvorsitzender der Studio Babelsberg AG, sagte, die Übergangslösung bringe dringend benötigte Planungssicherheit für Studiobetriebe und Produktionsdienstleister im nächsten Jahr. Mittel- und langfristig könne Deutschland aber nur mit „automatischen, ungedeckelten Steueranreizen“ im Wettbewerb mit Nachbarländern mithalten, meinte Bachmaier. 

Filmförderungsgesetz begrüßt

Das Filmförderungsgesetz wurde im Bundestag mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP und gegen das Votum von CDU/CSU und AfD beschlossen. Es ist die Rechtsgrundlage dafür, dass die sogenannte Filmabgabe von Nutzern der Produktionen wie Kinos, Videowirtschaft, Online-Anbietern oder Fernsehsendern erhoben werden kann. Die neue Fassung sieht einige Vereinfachungen vor, die die Förderung unbürokratischer machen soll.

Die Filmförderanstalt begrüßte den Beschluss. „Damit tritt eine zentrale Säule der Filmreform in Kraft, die von der Filmwirtschaft dringend benötigt wird“, erklärte Vorstand Peter Dinges. 

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) lobte den Beschluss zum Filmfördergesetz. „Nun ist die Förderung für weitere fünf Jahre gesichert und wird noch dazu reformiert“, erklärte er. „Das kann aber nur ein erster Schritt sein. Es braucht weitere Anpassungen, damit der Filmstandort Deutschland wettbewerbsfähig bleibt.“ Die Schauspielgewerkschaft Bundesverband Schauspiel bewertete das Gesetz ebenfalls positiv. (dpa)