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Unglück in WashingtonPassagierflugzeug kollidiert mit Hubschrauber – Alle 67 Passagiere wohl tot

Lesezeit 5 Minuten
Einsatzkräfte führen Such- und Rettungsmaßnahmen im Potomac River in Washington durch.

Einsatzkräfte führen Such- und Rettungsmaßnahmen im Potomac River in Washington durch.

Ein Militärhelikopter und eine Passagiermaschine sind kollidiert und in den Fluss Potomac gestürzt. Trump äußert Unverständnis zum Unfallhergang.

Es ist eine gespenstische Szene in Washington mitten in der Nacht zum Donnerstag: Entlang des Ufers vom Potomac-Fluss heulen Sirenen, ihr schrilles Echo trägt sich über das Wasser - dort spiegeln sich rote und blaue Lichter. Hier suchen Einsatzkräfte fieberhaft nach Überlenden, denn es hat sich ein schreckliches Flugzeugunglück ereignet. Rund um den Flughafen sind unzählige Rettungskräfte im Einsatz, ihre Fahrzeuge rasen mit blinkenden Lichtern in alle Richtungen, wie dpa-Reporterinnen berichten. Über dem Fluss fliegen Hubschrauber.

Kollision bei der Landung

Nahe dem Ronald-Reagan-Airport (DCA) kollidierte eine Passagiermaschine mit 64 Menschen an Bord beim Landeanflug mit einem US-Militärhelikopter. Die Suche nach Überlebenden lief zunächst auf Hochtouren. Später wurde klar: Es gibt wohl keine Überlebenden. Alle insgesamt 67 Passagiere kamen ums Leben, wie die Feuerwehr mitteilte.

Einsatzkräfte bargen Medienberichten zufolge mehr als ein Dutzend Leichen. Das berichteten die Sender NBC und CBS unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen. CBS berief sich auf einen Polizisten vor Ort und sprach von mindestens 18 geborgenen Leichen. Es seien bislang keine Überlebenden gefunden worden.

Rettungsfahrzeuge sind auf dem Reagan National Airport zu sehen.

Rettungsfahrzeuge sind auf dem Reagan National Airport zu sehen.

An Bord der abgestürzten Passagiermaschine waren laut US-Medien mehrere Eiskunstläufer, Trainer sowie deren Angehörige. Sie seien auf der Rückreise von einem Trainingslager gewesen, das im Rahmen der nationalen Meisterschaften in Wichita im Bundesstaat Kansas stattgefunden habe, hieß es. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

„Wir sind erschüttert über diese unsägliche Tragödie und schließen die Familien der Opfer in unser Herz“, zitierte der Sender ABC aus einer Erklärung des Eiskunstlaufverbandes.

Washington: Einsatz im Fluss gestaltet sich schwierig

Feuerwehrboote sind im Einsatz, Rettungskräfte durchsuchen sowohl das Wasser als auch das Ufergebiet. „Beide Flugzeuge sind im Wasser“, sagte Bürgermeisterin Muriel Bowser. Sie machte keine Angaben zu möglichen Toten oder Überlebenden des Unglücks.

Feuerwehrchef John Donnelly berichtete, das Wasser an der Einsatzstelle sei etwa zweieinhalb Meter tief - es sei windig und im Wasser seien Eisbrocken. „Man sucht da draußen jeden Quadratzentimeter ab, um zu sehen, ob man jemanden finden kann.“ Aber es sei ein gefährlicher und harter Einsatz. „Der Fluss ist ein großer schwarzer Fleck.“

Information screens in Reagan National Airport display emergency instructions as journalists wait for a media briefing after a plane crashed into the Potomac River outside Washington, DC, January 29, 202. A regional jet from Kansas crashed into Washington's Potomac River after colliding mid-air with a military helicopter near Reagan National Airport, officials said January 29, prompting a major emergency response and grounding all flights. (Photo by Ting Shen / AFP)

Laut Luftfahrtbehörde FAA handelte es sich bei dem Passagierflugzeug um eine Maschine des Typs Bombardier CRJ700 von American Airlines.

Auf der Plattform X verbreitete sich kurz nach dem Unglück ein Video, auf dem ein großer Feuerball am dunklen Himmel zu sehen war. Auch aus der Ferne sieht die Szene zwischen dem Hauptstadtflughafen und der nahegelegenen Stadt Alexandria im Bundesstaat Virginia dramatisch aus. Im ganzen Großraum Washingtons sind Sirenen zu hören.

Helikopter war wohl auf Übungsflug

Laut Luftfahrtbehörde FAA handelte es sich bei dem Passagierflugzeug um eine Maschine des Typs Bombardier CRJ700 von American Airlines, die aus dem Bundesstaat Kansas gekommen ist. Bei dem Helikopter handelte es sich nach Angaben der FAA um einen Sikorsky H-60, ein Modell aus einer Familie militärischer Mehrzweckhubschrauber. Eine bekannte Variante dieses Typs ist der Black Hawk.

Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen Beamten des Verteidigungsministeriums, dass sich drei Personen an Bord befunden hätten. Da in Helikoptern über der US-Hauptstadt häufig Politiker und hochrangige Militärangehörige reisen, stellte der Beamte klar, dass sich kein „VIP“ an Bord befunden habe. Der Armeehubschrauber befand sich nach Militärangaben auf einem Ausbildungsflug. Verteidigungsminister Pete Hegseth verbreitete eine entsprechende Erklärung eines Armeesprechers in der Nacht zum Donnerstag im Onlinedienst X.

Der Luftraum über Washington ist stark frequentiert – neben dem zivilen Flugverkehr sind hier häufig Militärmaschinen und Regierungsflugzeuge unterwegs.

Weißes Haus: Möge Gott ihre Seelen segnen

Wie groß das Ausmaß des Unglücks war, blieb zunächst unklar. „Es liegen keine bestätigten Informationen über Opferzahlen vor“, teilte die Polizei von Washington bei X mit. Eine großangelegte Rettungsaktion sei im Gange. Die Bundespolizei FBI teilte nach Angaben des Senders NBC News mit, es gebe keine Hinweise auf Kriminalität oder Terrorismus.

US-Präsident Donald Trump will zeitnah über die weiteren Entwicklungen informieren. Das teilte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, bei X mit. „Möge Gott ihre Seelen segnen“, hieß es in der Stellungnahme weiter. Trump dankte den Rettungskräften darin außerdem für ihre „großartige Arbeit“.

Flugzeugunglück Washington: Donald Trump äußert Unverständnis

Gleichzeitig äußerte Trump Unverständnis darüber, wie es zum Unglück kommen konnte. „Das Flugzeug war auf einer perfekten und routinemäßigen Anfluglinie zum Flughafen“, schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social.

„Der Hubschrauber flog über einen längeren Zeitraum direkt auf das Flugzeug zu. Es ist eine klare Nacht, die Lichter des Flugzeugs leuchteten, warum flog der Hubschrauber nicht hoch oder runter oder drehte ab“, setzte der Präsident fort. Trump fragte auch, warum der Kontrollturm dem Hubschrauber nicht gesagt habe, was er tun soll, anstatt zu fragen, ob die Besatzung das Flugzeug gesehen habe. „Das ist eine schlimme Situation, die so aussieht, als hätte sie verhindert werden müssen. NICHT GUT!!!“

Flughafenbetrieb eingestellt

Zuvor hatte sich bereits Trumps Stellvertreter J.D. Vance zu Wort gemeldet. „Bitte betet für alle, die heute Abend in die Kollision in der Nähe des Reagan-Flughafens verwickelt waren“, schrieb der Vizepräsident bei X. „Wir beobachten die Situation, aber hoffen wir erst einmal das Beste.“

Zuletzt stürzte in den USA im Jahr 2009 ein Passagierflugzeug mit einer vergleichbaren Anzahl an Menschen an Bord ab – in der Nähe von Buffalo im Bundesstaat New York. Damals kamen alle 49 Insassen sowie eine Person am Boden ums Leben.

Der DCA hat nach dem Absturz den Betrieb eingestellt. Der Flughafen bleibt bis Freitagfrüh (Ortszeit) geschlossen. „Alle Starts und Landungen wurden (...) gestoppt“, erklärte der Flughafen auf der Plattform X. Man werde zeitnah weitere Informationen bereitstellen.

Der stark frequentierte Flughafen DCA befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum am Fluss Potomac und bedient hauptsächlich Inlandsflüge. (dpa)