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„Eventin“Havarierter Tanker vor Rügen wird Richtung Osten gezogen

Lesezeit 3 Minuten
Zusätzliche Schiffe wurden zu dem havarierten Tanker und in dessen Nähe beordert.

Zusätzliche Schiffe wurden zu dem havarierten Tanker und in dessen Nähe beordert.

Ein Sturm hat die Sicherung des havarierten Öltankers erschwert. Zusätzliche Schiffe und ein Expertenteam sind zur «Eventin» beordert worden. Der Tanker soll nun seine Position ändern.

Der nördlich von Rügen havarierte Öltanker „Eventin“ wird aus Sicherheitsgründen von drei leistungsstarken Schleppern nach Osten gezogen. Man habe dann in Richtung Süden etwas mehr freies Seegebiet, falls etwas Unvorhergesehenes passiere, sagte der Sprecher des Havariekommandos. Ein Expertenteam war den Angaben nach rund drei Stunden im Einsatz, damit die Last des Schiffes mit rund 100.000 Tonnen Öl an Bord gleichmäßig auf die Schlepper verteilt wird. Die vier Seeleute wurden demnach von einem Hubschrauber der Bundespolizei auf die „Eventin“ abgeseilt und später wieder abgeholt. 

Der Schleppverband sei mit ein bis zwei Knoten (1,85 - 3,7 km/h) sehr langsam unterwegs, erklärte der Sprecher in der Nacht zu Samstag. Knapp 25 Kilometer sollen zurückgelegt werden. Das Manöver werde deshalb voraussichtlich acht Stunden dauern.

Drei Schlepper im Einsatz

Die 274 Meter lange „Eventin“ trieb laut Havariekommando seit der Nacht zu Freitag nach einem kompletten Stromausfall an Bord, einem sogenannten Blackout, manövrierunfähig in der Ostsee nördlich von Rügen. Am Freitagnachmittag gelang es, den Tanker mit einem Notfallschlepper zu verbinden, der ihn an seiner Position hielt. Als dann Wind aufkam, wurden zwei weitere Schiffe zur Verstärkung hinzugezogen: die beiden Schlepper „VB Luca“ und „VB Bremen“.

Außerdem verlege das Havariekommando den Notschlepper „Baltic“ aus der westlichen Ostsee in die Nähe von Darßer Ort. Dieses Schiff könne dann schneller eingreifen, sollte weitere Schlepperhilfe bei der „Eventin“ benötigt werden.

Sturmböen in der Nacht

Ein Sturm machte die Lage komplizierter. Er soll nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Samstagmorgen Böen bis zur Stärke 9 erreichen. Die Böen sollen demnach bis Sonntag mit Stärke 7 anhalten.

Ob, wann und auf welche Weise der Tanker in einen Hafen geschleppt werden kann, war zunächst unklar. Ein Sensorflugzeug überflog am Freitag das Gebiet. Öl-Verschmutzungen seien dabei nicht festgestellt worden, hieß es.

Beim Havaristen sind den Angaben zufolge auch ein Schiff der Bundespolizei und ein Schiff des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Ostsee, das auch die Verkehrssicherung übernimmt. Wegen des Stromausfalls an Bord brennen an Bord der „Eventin“ keine Positionslichter, wie es hieß. Das Expertenteam hatte laut dem Sprecher des Havariekommandos Taschenlampen und Funkgeräte mit, „weil an Bord langsam die Batterien ausgehen.“

Tanker wird russischer Schattenflotte zugerechnet

Die „Eventin“ war von Ust Luga in Russland nach Port Said in Ägypten unterwegs. Außenministerin Annalena Baerbock warf Russland vor, mit seiner Schattenflotte schwere Umweltschäden in Kauf zu nehmen und zugleich den Tourismus zu gefährden. „Mit dem ruchlosen Einsatz einer Flotte von rostigen Tankern umgeht Putin nicht nur die Sanktionen, sondern nimmt auch billigend in Kauf, dass der Tourismus an der Ostsee zum Erliegen kommt - sei es im Baltikum, in Polen oder bei uns“, sagte die Grünen-Politikerin und bezog sich damit auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack sagte: „Jeden Tag fahren schrottreife Tanker von den russischen Ölhäfen Primorsk und Ust-Luga Richtung Südwesten.“ Das jüngste Sanktionspaket der EU sei zwar ein wichtiger Schritt, reiche aber längst nicht, um die Ostsee zu schützen. Erst Mitte Oktober hatte es einen Zwischenfall mit einem Tanker vor Mecklenburg-Vorpommerns Küste gegeben. Das kleine Öltankschiff „Annika“ brannte auf der Ostsee in Sichtweite der Küste.

Die Ostsee gehört zu den am meisten befahrenen Meeren der Welt. Täglich sind auf dem Binnenmeer mehr als 2.000 Schiffe unterwegs, wie das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) mitteilte. (dpa)