Ein Angreifer hat am späten Freitagabend auf der 650-Jahr-Feier der Stadt Solingen drei Menschen mit einem Messer getötet und fünf weitere schwer verletzt.
Festnahme nach AnschlagTodesopfer und Verletzte bei Messerangriff auf Solinger Stadtfest – Täter flüchtig
- Bei einer Attacke auf dem Stadtfest in Solingen hat es am Freitagabend drei Tote und fünf Schwerverletzte gegeben (Stand 5.30 Uhr).
- Laut Polizeiangaben habe es sich um eine Messerangriff gehandelt.
- Der Täter ist noch flüchtig.
- Die Polizei stuft den Angriff als Anschlag ein (Stand 0.15 Uhr).
- Nach Informationen vom Vormittag hat es eine erste Festnahme gegeben.
- Offenbar wurde die Tatwaffe in einem Mülleimer gefunden.
Bei einer Messerattacke auf der 650-Jahr-Feier der Stadt Solingen hat es am Freitagabend Todesopfer und Verletzte gegeben. Drei Menschen seien laut Polizei getötet worden, fünf schwer verletzt. Insgesamt acht Menschen wurden verletzt.
Die Polizei in Düsseldorf informierte am Samstagmorgen über die gestiegene Zahl, nachdem die Behörden zunächst nur von fünf Schwerverletzten bei dem Anschlag am späten Freitagabend gesprochen hatten. Zur Identität der Opfer und ihrem aktuellen Zustand wurden keine Angaben gemacht.
Der Messerangreifer ist weiterhin auf der Flucht. „Aktuell fahndet die Polizei mit einem Großaufgebot nach dem Täter“, hieß es. Die Polizei habe eine Vielzahl an Kräften rund um die Solinger Innenstadt zusammengezogen, darunter auch Spezialeinheiten. „Derzeit werden sowohl Opfer als auch Zeugen befragt“, teilte die Polizei am Samstagmorgen weiter mit.
Anschlag von Solingen: Polizei äußert sich zu Festnahme
Am späten Vormittag wurde bekannt, dass ein Mann festgenommen wurde. Nach ersten Ermittlungen soll es sich allerdings nicht um den Täter handeln. Nach weiteren dpa-Informationen soll die Beschreibung des Täters durch Zeugen vor Ort nicht mit dem Festgenommenen übereinstimmen. Der Mann sei am frühen Samstagmorgen festgenommen worden und sitze in Gewahrsam, hieß es aus Polizeikreisen. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.
Am Nachmittag äußerte sich die Polizei erstmals öffentlich zu der Festnahme. Es werde geprüft, ob es möglicherweise Tatzusammenhänge gibt. Parallel liefen diverse Maßnahmen, unter anderem Durchsuchungen an verschiedenen Örtlichkeiten. Die Ermittlungs- und Fahndungsmaßnahmen nach möglichen weiteren Tätern- und Tathintergründen liefen auf Hochtouren.
Kurz darauf wurde bekannt, dass die mutmaßliche Tatwaffe des Messerangriffs in einem Mülleimer in der Innenstadt gefunden wurde. Das verlautete aus Ermittlerkreisen.
Die Polizei hatte um kurz vor 22 Uhr Großalarm ausgelöst. Zunächst wurde von einer Amoklage ausgegangen. Gegen 0.15 Uhr hieß es, der Fall werde als Anschlag eingestuft. Hubschrauber und Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht waren über und in der Stadt unterwegs. Polizisten und Sondereinheiten aus ganz NRW wurden nach Solingen abgezogen, um die Einsatzkräfte dort zu unterstützen. Die Polizei in Wuppertal rief via Facebook dazu auf, die Solinger Innenstadt zu meiden.
Messerattacke in Solingen: Polizei bestätigt drei Tote und vier Schwerverletzte
Das „Solinger Tageblatt“ hatte zuerst von drei Toten und mehreren Schwerverletzten berichtet. Auf Videoaufnahme waren am späten Abend Rettungskräfte am Tatort zu sehen, die neben bedeckten Körpern stehen. Daneben schwer bewaffnete Beamte, die den Einsatzort sicherten. Es gab Absperrungen in der ganzen Stadt. Sichtschutzwände wurden aufgebaut. Tatort ist der Fronhof – ein Marktplatz in der Innenstadt von Solingen. Dort steht eine Bühne für Livemusik.
Auf dem Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, kursieren Videos, die eine große Anzahl von Einsatzfahrzeugen und Hubschrauber zeigen. Laut Medienberichten soll der Angriff gegen 21.45 Uhr stattgefunden haben. Ein Mann habe wahllos auf Besucher des Festes eingestochen.
Messerattacke in Solingen: Polizei fordert Bürger auf, die Innenstadt zu verlassen
Laut „Solinger Tageblatt“ haben die Behörden gegen 22 Uhr alle Solingerinnen und Solinger gebeten, die Innenstadt zu verlassen. Philipp Müller, einer der Mitorganisatoren, erklärte dem Bericht zufolge auf der Bühne, dass der Rettungsdienst um das Leben von neun Menschen kämpfe. Tausende Besucher folgten demnach der Aufforderung, den Platz ruhig zu verlassen und nicht in Panik zu verfallen.
Gegen 23.40 Uhr gab es über Facebook ein erstes Statement von Solingens Bürgermeister Tim Kurzbach. Er spricht darin von „Schock, Entsetzen und großer Trauer“.
Eine Reporterin des „Solinger Tageblatts“ schilderte am späten Abend: „Die Stimmung ist gespenstisch.“ Binnen weniger Minuten sei die ausgelassene Feierstimmung in Schock umgeschlagen, ihr seien tränenüberströmte Besucherinnen und Besucher entgegengekommen.
Anschlag in Solingen: Innenminister Reul am Tatort
Um kurz vor 1 Uhr in der Nacht traf Innenminister Reul in Solingen ein, wurde von Beamten an den Tatort geführt. Knapp 15 Minuten lang verschaffte er sich einen Eindruck, bevor er vor die zahlreichen wartenden Journalisten und Kameras trat. Vor Spekulationen über den Täter könne er nur warnen, sagte Reul. „Man kann noch nichts sagen zur Person und zum Motiv.“ Es gebe dafür einfach keine belastbaren Fakten. Der Mann sei sehr wahrscheinlich als Einzeltäter unterwegs gewesen. Bei den Toten handele es sich um eine Frau und zwei Männer - nach Ministeriumsangaben Besucher des Fests.
Nach seinem knappen Statement stieg der Minister ins Auto, auch die meisten Journalisten verließen nun den Tatort. Die Stadt erklärte das ursprünglich auf drei Tage angelegte Stadtfest für beendet.
Aus Anlass des 650. Geburtstags der Stadt Solingen hatte am Freitag ein „Festival der Vielfalt“ begonnen. Es sollte bis Sonntag dauern. In der Ankündigung heißt es: „Solingen Mitte wird dabei zur großen Festmeile: Vom Neumarkt über den Fronhof bis zum Mühlenplatz wird gefeiert.“ In den Straßen erwarte die Besucher ein Programm mit Musik, Kabarett, Akrobatik, Kunsthandwerk, Unterhaltung für Kinder und vielem mehr. (dpa, tis)
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