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„Offensichtlich Ausländer angegriffen“ Ausschreitungen bei Protesten nach tödlichen Schüssen in Paris

Lesezeit 4 Minuten
Protestierende stehen hinter Flammen.

Nach dem tödlichen Angriff bei einem kurdischen Gemeindezentrum in Paris haben sich am Samstag zahlreiche Menschen in der französischen Hauptstadt zum Protest versammelt. Dabei kam es auch zu einzelnen Ausschreitungen.

Schüsse in Paris töten drei Menschen. Die Polizei ermittelt wegen eines rassistischen Motivs. Am Samstag kommenden zahlreiche Menschen zum Protest zusammen.

Nach dem tödlichen Angriff bei einem kurdischen Gemeindezentrum in Paris ermittelt die französische Justiz nun auch wegen eines rassistischen Motivs. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilte, bleibe die Maximalstrafe, die dem Verdächtigen droht, unverändert bei lebenslanger Haft.

Bereits am Freitag wurden Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt eingeleitet. Der Polizeigewahrsam des mutmaßlichen Täters wurde am Samstag verlängert.

Schüsse in Paris: Opfer alle kurdische Aktivisten

Am Freitag hatte ein Mann in einem kurdischen Gemeindezentrum sowie einem Restaurant und einem Friseursalon gegenüber des Zentrums mehrere Schüsse abgefeuert und drei Menschen getötet. Drei weitere Menschen wurden bei dem Angriff im zehnten Pariser Arrondissement verletzt.

Französische Polizistinnen und Polizisten stehen an dem kurdischen Zentrum in Paris, an dem es zu Schüssen kam.

Französische Polizistinnen und Polizisten stehen an dem kurdischen Zentrum in Paris, an dem es zu Schüssen kam. Drei Menschen wurden getötete, weitere verletzt.

Nach Angaben des kurdischen Dachverbands Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich (CDK-F) sind alle Opfer kurdische Aktivisten. Der mutmaßliche Täter, ein 69 Jahre alter Franzose, wurde festgenommen. „Er wollte offensichtlich Ausländer angreifen“, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Freitagabend. Ob sich der Anschlag explizit gegen Kurden richtete, sei aber unklar. Das Motiv sei unbekannt, der Verdächtige sei nicht als Rechtsextremist bei den Sicherheitsbehörden erfasst gewesen, ein rechter Hintergrund der Tat werde aber geprüft.

Medien berichteten nun, der Mann habe der Polizei gesagt, dass er Rassist sei und die Tat deshalb begangen habe. Der Sender BFMTV schrieb zudem, der Verdächtige habe ausgesagt, dass er gezielt die kurdische Gemeinde habe angreifen wollen. Der CDK-F hatte den Angriff als „terroristische Attacke“ gewertet, zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei. Die Türkei bekämpft seit langem kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen, die von der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und weiteren kurdischen Organisationen vorangetrieben werden.

Nach tödlichen Schüssen: Proteste am Samstag in Paris

Am Pariser Place de la République versammelten sich am Samstagmittag etliche Menschen, um den Angriff zu verurteilen. Der CDK-F schrieb von Tausenden Teilnehmern noch vor dem offiziellen Beginn der Demonstration. Die Polizei gab zunächst keine Auskunft zur Teilnehmerzahl.

Die Stimmung war Medienberichten zufolge teils aufgeheizt. Am Rande der Demonstration kam es demnach zu einzelnen Zusammenstößen. Demonstranten hätten die Ordnungskräfte beworfen, die Polizei habe Tränengas eingesetzt, berichtete der Sender BFMTV. Auch am Freitagabend hatte es bei einer Versammlung beim Angriffsort leichte Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften gegeben.

Ein Mitglied der kurdischen Gemeinde schwenkt eine Fahne der kurdischen Kommunisten, während er vor einer brennenden Barrikade steht.

Nach den Schüssen an dem Kulturzentrum kam es zu Protesten der kurdischen Gemeinde in Paris.

Nach dem Angriff will Frankreich kurdische Treffpunkte schützen. Landesweit sollten durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden. Darmanin wollte zudem prüfen, ob es weitere Bedrohungen gegen Kurdinnen und Kurden in Frankreich gebe. Der Innenminister kündigte weiter an, auch türkische diplomatische Vertretungen im Land zu schützen, um Gegenangriffe zu verhindern.

Der Verdächtige war erst vor wenigen Tagen aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr hatte er ein Zeltlager von Migranten angegriffen und mehrere Menschen verletzt. Auch 2016 soll er Medienberichten zufolge einen Mann mit einem Messer angegriffen haben.

Reaktionen nach tödlichem Angriff bei kurdischem Zentrum in Paris

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Twitter: „Die Kurden in Frankreich waren das Ziel eines niederträchtigen Angriffs mitten in Paris.“

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo schrieb auf Twitter: „Die kurdische Gemeinschaft und durch sie alle Pariser wurden durch diese Morde, die von einem rechtsextremen Aktivisten begangen wurden, ins Visier genommen.“ Sie forderte: „Die Kurden, wo auch immer sie leben, müssen in Frieden und Sicherheit leben können. Mehr denn je steht Paris in diesen dunklen Stunden an ihrer Seite.“

Die Schüsse trafen auch die Niederlassung des demokratischen kurdischen Rats in Frankreich (CDK-F), einem Dachverband von 24 kurdischen Vereinen. Wie der CDK-F mitteilte, handele es sich bei den drei Todesopfern um kurdische Aktivisten, ebenso wie bei den drei Verletzten. Die Organisation sprach von einer „terroristischen Attacke“, zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei.

Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne wertete die Attacke am Freitag auf Twitter als „widerliche Tat“. Den Opfern und ihren Angehörigen sprach sie ihre Unterstützung aus.

Für Opfer und Zeugen des blutigen Angriffs richtete die Stadt im Rathaus des zehnten Arrondissements einen psychologischen Dienst ein. Auch Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) drückte ihr Mitgefühl aus. „Hass darf niemals gewinnen“, schrieb sie auf Twitter unter dem Hashtag #Paris. (dpa)