AboAbonnieren

Desaster, das niemand kommen sahBrücke in Dresdner Innenstadt über der Elbe teilweise eingestürzt

Lesezeit 3 Minuten
Teile der Carolabrücke über der Elbe sind eingestürzt.

Teile der Carolabrücke über der Elbe sind eingestürzt.

Verletzte gab es ersten Erkenntnissen nach keine, die Ursache für den Einsturz ist noch völlig unklar.

Ein Teil der Carolabrücke in Dresden ist in der Nacht teilweise in die Elbe gestürzt. Der Einsturz betreffe den Fußgänger- und Radweg sowie die Straßenbahngleise, teilte ein Sprecher des Lagezentrums am Morgen mit. Nach Angaben der Feuerwehr Dresden geht es um eine Länge von 100 Metern. Wie die „Sächsische Zeitung“ berichtet, wurden auch Fernwärmeleitungen getroffen, die die gesamte Stadt versorgen. Es kam demnach zu einem starken Heißwasseraustritt aus dem Brückenkopf der Altstädter Seite.

Brücke in Dresden teilweise eingestürzt – Behörde warnt vor „akuter Einsturzgefahr“

„Durch den Einsturz wurden auch zwei große Versorgungsleitungen für die Fernwärme beschädigt. Dadurch kommt es aktuell in der gesamten Stadt zum Ausfall der Fernwärmeversorgung“, zitierte die Tageszeitung einen Feuerwehrsprecher am Mittwochmorgen. „Das ausströmende Heißwasser hat Teile des Terrassenufers komplett unter Wasser gestellt.“

Von den Dresdner Verkehrsbetrieben hieß es, eine Straßenbahn habe sich nicht auf der Brücke befunden. Somit seien Fahrgäste und Fahrzeuge nicht zu Schaden gekommen. Dort seien an Wochentagen die Linien 3 und 7 stündlich auch nachts unterwegs. Betroffen sei die südliche Hälfte der Brücke, die die Straße Terrassenufer und ein Stück der Elbe überspanne. Die Sicherung eines Dampfers, der nur knapp hinter der eingestürzten Brücke am Anleger liegt, wurde eingeleitet.

Zerstörte Brücke in Dresden: Verkehrschaos befürchtet

Der gesamte Bereich um die Carolabrücke, inklusive des Elberadwegs, und auch die Elbe als Bundeswasserstraße wurden komplett gesperrt. Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer müssten sich auf ein Chaos im Berufsverkehr einstellen. Über Umleitungen informieren die Dresdner Verkehrsbetriebe auf X.

Am morgen ist das volle Ausmaß des Einsturzes sichtbar.

Am Mittwochmorgen ist das volle Ausmaß des Einsturzes sichtbar.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe informierte die Bevölkerung über die Nina-Warnapp über anhaltende Gefahr. „Es besteht weiterhin akute Einsturzgefahr.“ Der Bereich sei „unbedingt weiträumig zu meiden und zu umfahren“.

Zuvor hatte sich laut der Sächsischen Zeitung und MDR auch die Feuerwehr und die Stadt Dresden warnend an die Einwohner Dresdens gewandt. Weitere Brückenteile könnten abstürzen. „Gehen Sie nicht hier her, auch wenn das ein Ereignis ist, das ganz besonders Aufmerksamkeit auf sich zieht“, zitiert das Blatt Sprecher Michael Klahre. „Es besteht Lebensgefahr auf der Brücke, unter der Brücke – bitte meiden Sie den Bereich.“ Laut MDR hängt auch ein zweites Brückensegment durch.

Experte: „Ein Desaster, weil es niemand vorhergesagt hat“

Der Brückenbauexperte Steffen Marx bezeichnete den Einsturz eines Teils der Dresdner Carolabrücke am Mittag als Desaster. „Es ist insbesondere auch deswegen ein Desaster, weil es niemand vorhergesagt hat“, sagte Marx, der Professor am Institut für Massivbau an der TU Dresden ist, vor Ort. „Das Bauwerk muss man heute unter komplett einsturzgefährdet verbuchen.“

Als eine der ersten großen Spannbetonbrücken in der DDR habe die Carolabrücke alle Defizite, die ein solches Bauwerk aus der Frühzeit der Spannbetonbrücken habe. „Ein besonders tragisches Defizit ist, dass die Brücke keinen Redundanzen hat, das heißt: Wenn irgendwas ist, folgt der Einsturz“, erläuterte Marx. Eine Anfangsvermutung sei, dass Korrosion einen wesentlichen Beitrag zum Einsturz geleistet habe. Es werde noch eine ganze Weile dauern, bis man unter der Brücke sicher queren könne. (mit dpa)