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DSDS 2023Skandal um sexistischen Bohlen-Spruch – RTL räumt Fehler ein

Lesezeit 4 Minuten
Die aktuelle DSDS-Jury: Leony (l-r), Katja Krasavice, Pietro Lombardi und Dieter Bohlen.

Die aktuelle DSDS-Jury: Leony (l-r), Katja Krasavice, Pietro Lombardi und Dieter Bohlen.

Nach Mobbing-Vorwürfen von DSDS-Kandidatin Jill Lange gegen Dieter Bohlen hat der Sender nun doch gehandelt und einen Fehler eingeräumt.

Er wolle niemanden beleidigen – das hatte Dieter Bohlen im jüngsten Interview dem Stern aus Anlass seiner Rückkehr zu „Deutschland sucht den Superstar“ gesagt, und dass seine Anwälte ihm gesagt hätten, er solle erst denken und dann reden. In der Original-Version der vierten Folge klappte beides nur übersichtlich gut. Doch diese Version hat der Fernsehzuschauer am Mittwoch nicht zu sehen bekommen, und auch RTL+-Nutzer sehen jetzt nur noch die geschnittene Fassung.

DSDS: Kandidatin Jill Lange aus Datingformaten bekannt

Und darum ging es:

Jill Lange ist passionierten Trash-TV-Konsumenten gut bekannt. Sie hat bei „Are You The One“ mitgemacht und bei „Ex on the Beach“, sie beschreibt sich im Einspieler zu ihrem Auftritt selbst als Flirtqueen, Partymaus, Männern-den-Kopf-verdreherin und Influencerin. Als Lange der Jury erzählt, dass sie in Datingshows mitgemacht und dort auch ihren aktuellen Freund kennengelernt hat, werden Pietro Lombardi und Dieter Bohlen hellhörig, bitten ihren Partner ebenfalls ins Studio. Und damit rollt der Zug.

Jill Lange beim DSDS-Vorsingen.

Jill Lange beim DSDS-Vorsingen.

Lombardi will genauer wissen, wie das so ist in diesen TV-Formaten, er fragt Kandidatin Lange: „Du hast mit mehreren Männern was gehabt?“ Sie entgegnet: „Ähm, ja.“ Daraufhin fragt Lombardi ihren Begleiter, wie er damit klarkomme, und der sagt: „Ich bin ja kein Stück besser.“ Jury-Kollegin Katja Krasavice hat schon für die Frage kein Verständnis, „als wäre das voll was Schlimmes“, sagt sie.

Doch auch Bohlen hat noch Fragen, will wissen, wie Lange darauf gekommen ist, bei diesen Formaten mitzumachen. Nach dem Abitur haben sie irgendwas „Cooles machen, Abenteuer erleben“ wollen, sagt die 22-Jährige, „Fame, Kohle und Abenteuer“, das seien ihre Beweggründe gewesen.

Dem 68-Jährigen reicht das offenbar noch nicht, und er stellt die Frage, die jetzt dem Schnitt zum Opfer gefallen ist: „Hast du auch irgendwas vernünf… also normales gemacht irgendwie? Oder hast du nur Abi gemacht und dich dann durchnudeln lassen?“ Dass Jill Lange danach sagt, jeder könne doch machen, was er will, und dass sie noch einen Titel semi-gut singt, geht unter nach dem Fernsehverhör.

DSDS-Kandidatin wirft Bohlen Mobbing vor

Auf ihren Social-Media-Kanälen beklagt sich Lange anschließend mehrfach über Bohlen, wie unter anderem die Bild berichtet. „Dieter hat mich beleidigt“, sagt sie in einer ihrer Stories. „er ist persönlich geworden, und da wurde auch nicht alles gezeigt. Das muss ich hier auch einfach mal sagen, weil das sind Sachen, die gehen nicht.“

Am Dienstag berichtet sie, sie sei noch immer aufgebracht, man dürfe Menschen nicht auf diese Weise beurteilen und verurteilen. Jury-Kollegin Krasavice verteidigt Lange auch nach der Sendung noch, bestärkt sie, so zu leben, wie es ihr gefällt.

Auf KStA-Anfrage sagt am Dienstag ein Sprecher des Senders, man habe keinen Anlass gesehen, „die Kommentare aus der Sendung zu schneiden. Unsere Jury besteht aus vier Juror:innen, die für unterschiedliche Meinungen und Lebenshaltungen stehen und diese auch äußern.“ Jurorin Katja Krasavice habe beim Casting schnell Partei für Jill ergriffen und ihr den Tipp gegeben, genau so zu bleiben, wie sie ist, sie solle sich nichts einreden lassen.

„Jill ist eine starke Person, die auch bei DSDS selbstbewusst ihre Frau gestanden und Konter gegeben hat. Sie hätte den Wettbewerb zu jedem Zeitpunkt verlassen können, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlt – das hat sie aber nicht getan, sondern sich dem Urteil der Jury auch im weiteren Verlauf freiwillig gestellt.“

Die Folge so als Preview auf RTL+ zu stellen war ein Fehler
Claus Richter, RTL-Sprecher

Auf KStA-Anfrage sagt RTL am Donnerstagmorgen zur Streichung des in Rede stehenden Satzes, die aktuelle Staffel treffe „aus unserer Sicht den angedachten Ton, der besagte Satz fällt aus dem Rahmen. Die Folge so als Preview auf RTL+ zu stellen war ein Fehler. Darum haben wir uns in enger Absprache mit Dieter Bohlen dazu entschieden, die Sendung in der TV-Ausstrahlung bei RTL ohne den entsprechenden Satz auszustrahlen.“

In der Sendung bleiben durfte Bohlens Urteil über die Sendungen, in denen Jill Lange zu sehen war: „Ich gucke mir so einen Schrott nicht an“ – und man kann nicht anders, als an das Glashaus und die Steine zu denken. (gro)