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50 Jahre ABBAs „Waterloo“Diese 11 Welthits sind aus dem Eurovision Song Contest hervorgegangen

Lesezeit 7 Minuten
ABBA im Februar 1974, nachdem sie den schwedischen Vorentscheid, das Melodifestivalen, gewonnen hatten.

ABBA im Februar 1974, nachdem sie den schwedischen Vorentscheid, das Melodifestivalen, gewonnen hatten. (Archivbild)

Wir feiern 50 Jahre ABBA und ihren Sieg mit „Waterloo“ beim ESC. Aber das ist nicht der einzige Welthit in der Geschichte des Wettbewerbs.

Vor 50 Jahren gewannen ABBA mit „Waterloo“ den Eurovision Song Contest (ESC) und starteten damit ihre atemberaubende Weltkarriere. In der Geschichte des Wettbewerbs, die bereits 1956 begann, gab es immer wieder große Hits und Evergreens, aber nur wenige Songs schafften den Sprung über den großen Teich in die USA oder an die Spitze der britischen oder japanischen Charts. Wir erinnern nachfolgend nicht nur an „Waterloo“, sondern auch an zehn weitere Lieder, die nach dem Eurovision Song Contest zu echten Welthits wurden. Und dafür mussten sie den Wettbewerb nicht einmal gewinnen.

ABBA – „Waterloo“ (1974)

Das Finale des Eurovision Song Contest fand am 6. April 1974 im britischen Seebad Brighton statt. Doch weder die haushohe Favoritin Olivia Newton-John für Großbritannien oder Ireen Sheer für Luxemburg (jeweils Platz 4) noch Mouth & MacNeal (Niederlande, Platz 3) oder die grandios singende Gigliola Cinquetti mit ihrem Klassiker „Si“ (Italien, Platz 2) konnten den Schweden das Wasser reichen.

Nach dem Sieg ging der Song um die Welt und erreichte in der Spitze sogar die Top 10 der US-Charts, was zuvor nur wenigen ESC-Songs gelungen war. ABBA wurden zu Weltstars und hatten bis 1982 eine nicht enden wollende Hitparade. „Waterloo“ ist längst ein Klassiker und wurde im Oktober 2005 beim 50. ESC zum „Besten Song in der Geschichte des Wettbewerbs“ gewählt. Im Jahr 2004 erreichte das Lied bei seiner Wiederveröffentlichung zum 30-jährigen Jubiläum erneut Platz 20 der britischen Charts.


Domenico Modugno – „Volare“ („Nel blu, dipinto di blu“) (1958)

„Volare“ von Domenico Modugno ist ein ESC-Welthit, den wahrscheinlich jeder kennt, auch wenn er sich nicht für den Wettbewerb interessiert. Und zur Überraschung vieler ging das Lied nicht einmal als Sieger aus dem Wettbewerb hervor, sondern wurde nur Dritter. Doch während der Sieger André Claveau mit seinem Chanson „Dors, mon amour“ selbst in seinem Heimatland Frankreich fast vergessen ist, hört man „Volare“ noch immer in über 400 Coverversionen auf der ganzen Welt.

Besonders bekannt wurde die Version von Dean Martin, mit dem das Lied heute am ehesten in Verbindung gebracht wird. Auch Bobby Rydell, Al Martino oder Peter Alexander hatten Hits damit. Die englische Version des Songs von Modugno erreichte in den USA Platz 1 der Billboard Hot 100 und trug dazu bei, dass „Volare“ zu einem der bekanntesten und am meisten gespielten Songs aller Zeiten wurde. Modugno erhielt für den Titel sogar einen Grammy, was bis heute keinem anderen ESC-Titel gelungen ist. 1959 nahm Modugno erneut am ESC teil, belegte mit „Piove (Ciao, ciao bambina)“ den sechsten Platz und landete erneut einen europaweiten Hit.


Loreen – „Euphoria“ (2012)

Platz eins in 16 europäischen Ländern – das gab es vor dem Sieg von Loreen und ihrem Dance-Hit „Euphoria“ noch nie. Sogar in den sonst eher ESC-fernen britischen Charts schaffte es der schwedische Siegersong auf Platz eins – die beste Platzierung eines nicht-britischen Eurovision-Songs seit dem Iren Johnny Logan mit „Hold Me Now“ 1987. Auch bei uns war das Lied ein Platz eins.

Insgesamt verkaufte sich „Euphoria“ weit über zwei Millionen Mal. Nach dem erneuten Sieg von Loreen beim ESC 2023 mit dem ebenfalls sehr erfolgreichen „Tattoo“ baute „Euphoria“ seinen Status als meistgestreamter ESC-Song aller Zeiten weiter aus.


Brotherhood of Man – „Save Your Kisses for Me“ (1976)

Nicht „Waterloo“ von ABBA ist der meistverkaufte ESC-Song aller Zeiten, sondern der britische Sieger von 1976, der sich stilistisch und auch in der Besetzung – zwei Damen, zwei Herren – stark an ABBA orientierte.

Der Song wurde mit angeblich über sechs Millionen verkaufter Platten zu einem der größten Hits des Jahres und machte Brotherhood of Man für einige Jahre zu einer sehr erfolgreichen Popgruppe, die mit „Figaro“ und „Angelo“ zwei weitere britische Nummer-eins-Hits feiern konnte. Auch in den USA schaffte die Gruppe den Sprung in die Top 40, und als Coverversion von Margo Smith erreichte „Save Your Kisses for Me“ sogar die Top 10 der Country-Charts.


Duncan Laurence – „Arcade“ (2019)

Zu den größten ESC-Hits in der jüngeren Geschichte des Wettbewerbs, die zu seiner anhaltenden Relevanz beitragen, gehört dieser niederländische Siegertitel von 2019, der auch dank der sozialen Medien zu einem weltweiten Hit wurde. Im August 2023 war „Arcade“ der erste ESC-Titel, der die Marke von einer Milliarde Streams auf Spotify erreichte.

Bemerkenswert an „Arcade“ ist auch seine Langlebigkeit. Weit über zwei Jahre blieb der Titel in den internationalen Charts und erreichte zum Beispiel erst 2021 in den USA Platinstatus. Von Mexiko über Kanada bis Australien gab es Edelmetall und selbst in Indien eroberte Laurence die Charts.


Vicky Leandros – „L'amour est bleu“ (1967)

Für die sprachbegabte Deutsch-Griechin Vicky Leandros war dieser frühe Erfolg beim Eurovision Song Contest – ein vierter Platz für Luxemburg – der Startschuss zu einer internationalen Karriere. Das von ihr vorgetragene Chanson „L'amour est bleu“ wurde zum Evergreen und gehörte zu den am häufigsten gecoverten Songs der späten 1960er Jahre. Neben der französischen Version gab es auch das englische „Love Is Blue“, das unter anderem von Claudine Longet, Al Martino, Nancy Wilson oder Marty Robbins in den unterschiedlichsten Genres eine neue Heimat fand.

Unübertroffen war jedoch die Instrumentalversion des Franzosen Paul Mauriat, die sich fünf Wochen lang auf Platz eins der US-Charts hielt. Er war bis 2017 der einzige Franzose, der es an die Spitze der US-Charts schaffte. Auch sein Album „Blooming Hits“ erreichte Platz 1 der LP-Charts und machte ihn für Jahre zu einer Art Godfather des Easy Listening.


Gina G – „Ooh Aah... Just A Little Bit“ (1996)

Unvergessen ist der Moment, als die Australierin Gina G in einem ultrakurzen goldenen Metall-Minikleid über die ESC-Bühne fegte. Designer Paco Rabane soll das Kleidchen für Cher entworfen haben. Da achtete niemand mehr auf die manchmal schiefen Töne von sexy Gina, die sich perfekt zum Dance-Song bewegte und am Ende des Abends doch nur Achte wurde.

Die Charts weltweit sahen das anders – Platz 1 in Großbritannien und Platz 12 in den USA, das gab es 1996 schon lange nicht mehr. Und dann wurde der Song sogar für einen Grammy in der Kategorie „Best Dance Recording“ nominiert.


Mocedades – „Eres tú“ (1973)

Wer in der spanischsprachigen Welt nach diesem Klassiker fragt, bekommt wahrscheinlich sofort eine kleine Gesangseinlage, so beliebt ist der ESC-Welthit auch heute noch. Das Lied landete 1973 auf dem zweiten Platz, verkaufte sich aber weltweit deutlich besser als der Siegertitel „Tu te reconnaîtras“ von Anne-Marie David.

Es ist sogar bis heute das einzige spanischsprachige Lied, das in den USA in der Originalversion die Top Ten erreichte. Im Jahr 2010 wurde es in die Latin Grammy Hall of Fame aufgenommen. Und Mocedades waren über Jahrzehnte mit ihren Hits in der gesamten spanischsprachigen Welt erfolgreich.


Sandie Shaw – „Puppet on a String“ (1967)

Sie hasste das Lied, von dem sie einmal sagte, dass „das sexistische Geschwafel und die Kuckucksmelodie mich instinktiv abstießen“. Dennoch präsentierte Sandie Shaw den Song so frisch und gelassen, dass sie als große Favoritin den ESC 1967 gewann.

Die Sängerin war damals bereits ein Superstar in Europa, sang in mehreren Sprachen und galt als Teenie-Idol. „Puppet on a String“ wurde zu ihrem größten Erfolg und war auf allen Kontinenten ein Hit, nur die US-Charts blieben ihr verschlossen. Über 200 Coverversionen in 30 Sprachen trugen ebenfalls zur Popularität des Titels bei.


Rosa Linn – „Snap“ (2022)

Erinnern Sie sich noch an den 20. Platz beim Eurovision Song Contest 2022? Aus Armenien? Ein Mädchen, das durch eine Kulisse aus weißen Zetteln läuft und Gitarre spielt? Nein? Dann sollten Sie sich das Video unbedingt noch einmal anhören, denn dann macht es bestimmt „Snap“, wie die Sängerin Rosa Linn so schön sang.

Nach dem ESC kletterte sie mit der Hilfe von TikTok völlig überraschend Woche für Woche in den Charts nach oben. Platin in Großbritannien und den USA, Diamant in Brasilien oder Frankreich – und 64 Wochen in den deutschen Charts, ein Top-10-Hit. So wie überall auf der Welt. Auf Spotify steht der Titel kurz davor, im April 2024 die Marke von einer Milliarde Streams zu erreichen. Laut dem Streaming-Dienst haben dies bisher erst 610 Songs geschafft.


„Riverdance“ – Pausenfüller 1994

Erinnern Sie sich noch an einen der vielen Pausenfüller aus fast 70 Jahren Eurovision Song Contest? Kaum zu glauben, aber der vielleicht größte Welthit, ABBA hin oder her, ist wohl „Riverdance“, der erstmals beim Eurovision Song Contest 1994 im irischen als 6¼-minütige Pausenshow aufgeführt wurde.

Seitdem hat die Show eine überwältigende Erfolgsgeschichte geschrieben, wird immer noch weltweit aufgeführt und ist einer der größten irischen Exportschlager. Bis 2023 hatte „Riverdance“ mehr als 15.000 Aufführungen in 49 Ländern auf sechs Kontinenten absolviert. Mehr als 30 Millionen Menschen haben die Show live gesehen.