Im Urlaub für ein paar Drinks am Abend ins Restaurant setzen? Das ist nicht überall gern gesehen.
Essenspflicht nach 17 UhrAperol-Streit an der Ostsee

Sommerabende laden dazu ein, es sich mit einem Drink in einem Lokal gemütlich zu machen.
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Sie kennen Grömitz und die Lübecker Bucht seit Jahrzehnten, lieben den Ort und genießen immer wieder ihre Urlaubszeit dort. Doch dieses Jahr haben Bärbel M. (Name geändert) und ihre Begleiter eine Erfahrung gemacht, die ihnen den Urlaub ein wenig vermiest hat. „Wir wollten am Abend etwas trinken gehen“, erzählt Bärbel M. „Also haben wir uns in ein Restaurant an der Kurpromenade gesetzt und wollten bestellen.“ Doch als die Bedienung hört, dass die Gäste kein Essen bestellen möchten, weist sie darauf hin, dass das am Abend nicht möglich sei.
„Da haben wir nicht schlecht gestaunt und haben uns sehr unwillkommen gefühlt“, sagt die Frau. „Wir sind dann nach nebenan in das Restaurant. Aber auch hier hieß es, dass wir ab 17 Uhr etwas zum Essen bestellen müssten.“ Weil noch Plätze in der Lounge frei waren, durften die vier Urlauber dennoch Platz nehmen. „Aber dann haben wir gesehen, dass der Aperol fast 9 Euro kostet, da ist uns die Freude wirklich vergangen.“
Grömitzer Restaurant steht zu seiner Entscheidung
Im betroffenen Restaurant Klabautermann, das sich in der Strandhalle befindet, steht man zu der Entscheidung. Auch ein entsprechender Hinweis wurde bereits angebracht, dass ab 17 Uhr die Plätze jenen Gästen vorbehalten sind, die etwas verzehren möchten.
Der Grund: „Wir haben nur wenige Tische draußen, insgesamt sind es 40 Plätze“, sagt Geschäftsführer Stefan Kohler. „Die müssen wir am Abend natürlich an die Gäste vergeben, die etwas essen möchten.“ Hinzu komme, dass aufgrund des warmen Wetters der letzten Wochen kaum Gäste den Innenbereich genutzt hätten.
Bars und Lounges sind eine Alternative für Gäste
Die beste Lage solle also denen vorbehalten sein, die auch etwas verzehren möchten. Für alle anderen gebe es aber eine Alternative. „Die Ostseelounge gehört ja auch zur Strandhalle, das heißt, direkt gegenüber können die Gäste etwas trinken und gemütlich sitzen“, sagt Kohler. Die Bar befindet sich direkt am Strand mit Blick auf die Ostsee.
Der Grömitzer Tourismuschef Manfred Wohnrade versteht beide Seiten. „Der Regelfall ist es nicht, dass Gäste abgewiesen werden, man muss aber die Gastronomen natürlich auch verstehen.“ Auch er verweist auf die vielen Möglichkeiten von Bars und anderen Lokalitäten, in denen nur etwas getrunken werden kann. „In der Hauptessenszeit muss man natürlich auch an die Betriebe denken“, sagt er.
Das rät der Experte Gästen, die nur etwas trinken möchten
Das sieht auch Matthias Drespling, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Ostholstein, so. „Gehört habe ich das allerdings bisher nur einmal, dass Leute wirklich das Lokal verlassen mussten“, sagt er. „Aber man kann die Gastronomen auch verstehen, wenn die Hütte voll ist und nur noch wenige Tische frei sind.“ Er rät Gästen, immer ein freundliches Gespräch zu suchen und im Vorfeld zu fragen, ob es in Ordnung wäre, nur etwas zu trinken, oder man beispielsweise einen Platz an der Bar nehmen solle.
So handhaben es andere Lokale in Ostholstein
Das Problem ist auch in anderen Orten allgegenwärtig. Im Bootshaus am Dieksee in Malente hat man einen Mittelweg gewählt. „In der Abendbrotzeit geben wir die Tische auch nur an Gäste, die etwas essen möchten“, sagt Nicolas Tiede. Weggeschickt werden die anderen aber nicht: Denn auf einem Steg am Wasser gibt es extra kleine Tische, die für Gäste da sind, die nur etwas trinken möchten. Ist der Ansturm ab 20 Uhr etwa vorbei, werden auch die größeren Tische wieder an alle vergeben.
In der Aalkate auf Fehmarn schickt man ebenfalls niemanden weg. „Natürlich ist es immer schöner, wenn die Gäste auch etwas essen“, sagt Antje Unger vom Restaurant in Lemkenhafen offen. „Aber genauso ist es in Ordnung, wenn sie nur ein Bier oder einen Aperol trinken, wir schicken da niemanden weg.“
Aperol-Streit: Den gab es auch in Bad Schwartau schon
Anders war es in Bad Schwartau. Dort hatte im vergangenen Jahr ein Fall für Aufsehen gesorgt, weil zwei Frauen aus einem Lokal geworfen wurden. Auch sie wollten lediglich einen Aperol bestellen und nichts essen. Die 78 und 79 Jahre alten Frauen mussten daraufhin das Restaurant verlassen. Er habe keinen Biergarten, sondern ein Restaurant, hatte der Wirt damals argumentiert, der sich von den beiden Damen zudem beleidigt und ausgelacht fühlte.
Auch bei Facebook sorgte der aktuelle Fall von Bärbel M. bereits für Aufsehen. Mittlerweile hat die Urlauberin ihren Beitrag dort wieder gelöscht. „Das ging ja drunter und drüber in den Kommentaren“, sagt sie. Denn während die einen ihr beipflichteten, bekam sie auch Kritik. „Man muss sich auch mal klarmachen, womit die ihr Geld verdienen. Eben nicht nur mit Aperol“, schrieb ein Mann.