Diese 10 Kandidatinnen und Kandidaten des ersten Halbfinales des ESC ziehen ins Finale ein. Alles zu den Acts auf ksta.de.
ESC 20241. Halbfinale – Diese 10 Länder ziehen beim Eurovision Song Contest ins Finale ein
Das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest 2024 ist Geschichte. Folgende zehn Ländern haben den Einzug ins Finale geschafft:
Serbien, Portugal, Slowenien, Ukraine, Litauen, Finnland, Zypern, Kroatien, Irland, Luxemburg
Hier noch einmal alles zu den Acts des ersten Halbfinales und unserem Tipp (neun Länder hatten wir richtig):
Der Eurovision Song Contest findet zum siebten Mal in Schweden statt: Los geht es am Dienstag, 7. Mai 2024, mit dem ersten Halbfinale in Malmö, das ab 21 Uhr live im Spartensender ONE und im Livestream auf www.eurovision.de übertragen wird. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet wieder eine spektakuläre Show mit 15 Ländern und zahlreichen Gästen wie den ehemaligen ESC-Teilnehmerinnen Eleni Foureira (Zypern 2018), Eric Saade (Schweden 2011) und Chanel Terrero (Spanien 2022). Als Pausenfüller während des Votings treten Benjamin Ingrosso (Schweden 2018) mit einem Medley seiner Songs und Johnny Logan (ESC-Sieger 1980, 1987, 1992) auf.
Das Vereinigte Königreich (nach Irland), Deutschland (nach Island) und Schweden (nach Moldawien) nehmen an diesem Halbfinale teil und sind stimmberechtigt. Dies ist die größte Änderung bei den Halbfinals. Erstmals präsentierten die „Big 5“ und der Vorjahressieger, neben den bereits genannten auch Italien, Frankreich und Spanien, ihre Titel live in den Vorrunden – allerdings außer Konkurrenz.
Als Nachfolger von Peter Urban kommentiert in diesem Jahr erstmals Thorsten Schorn. Im Folgenden stellen wir alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Detail vor – und tippen, wer ins Finale (11. Mai 2024) einzieht.
1. Zypern: Silia Kapsis - „Liar“
Silia Kapsis, erst 17 Jahre alt und noch weitgehend unbekannt, wurde in Australien geboren. Ihre Mutter stammt aus Griechenland, ihr Vater aus Zypern. Für ihre wenigen Singles hat sie mit mehreren auch in den USA anerkannten Choreografen zusammengearbeitet, was man ihrer energiegeladenen Bühnenperformance anmerkt. Dass sie auch singen kann, bewies sie kürzlich mit einer Piano-Version ihres Dance-Titels.
Prognose: Wer „SloMo“ (Spanien, 2022) oder „Unicorn“ (Israel, 2023) nicht mehr kennt, wird an diesem knackigen Dance-Hit seine Freude haben. Alle anderen können dem aus populären Versatzstücken zusammengestückelten Song glatt Ideenklau vorwerfen. Kommt dank der talentierten Künstlerin trotzdem weiter.
2. Serbien: Teya Dora - „Ramonda“
Teya Dora hatte letztes Jahr in Serbien mit „Džanum“ einen Hit, der auf TikTok dermaßen viral ging, dass er sogar in die österreichischen Charts kam. „Ramonda“ ist eine Blume, die in Deutschland „Felsenteller“ genannt wird und für die Sängerin ein Symbol der Hoffnung ist. Das Lied habe eine „tiefe ökologische Botschaft“. Auf YouTube ist die Ballade bereits ein Hit und gehört zu den meistgestreamten Songs des diesjährigen Wettbewerbs.
Prognose: Ohne Schwermut vom Balkan geht es nicht beim ESC. Das düstere „Ramonda“ braucht zwar ein paar Sekunden um zu zünden und ist sicher keine Siegertitel, nimmt aber durch die hervorragende Interpretin und die gelungene Inszenierung ein.
3. Litauen: Silvester Belt - „Luktelk“
Wer sich fragt, was der junge Mann für einen bescheuerten Künstlernamen hat, dem sei gesagt, dass er tatsächlich Silvestras Beltė heißt. Ansonsten präsentiert der offen bisexuelle Musiker – was im eher konservativen Litauen keine Kleinigkeit ist – einen hypnotischen, druckvollen Synthi-Pop-Song, der sich mehrfach wiederholt, sodass man „Luktelk“ sofort mitsingen kann, auch wenn man kein Litauisch versteht. Übersetzt heißt der Titel übrigens „Warte“. Dazu gibt es eine gekonnte Inszenierung im hektischen TikTok-Stil.
Prognose: Das Lied hat sich in den Wettquoten konsequent nach oben geschoben und das zurecht. Ein Party-Ohrwurm, der ins Finale einziehen wird.
4. Irland: Bambie Thug - „Doomsday Blue“
Bambie Thug ist eine nicht-binäre irische Person, die Irland mit einer Mischung aus Pop und Industrial Metal repräsentiert. Dass sie dabei wie eine Mischung aus „Elvira, Herrscherin der Dunkelheit“ und der Avantgarde-Ikone Diamanda Galas, aussieht, rief in dem katholisch geprägten Land heftigen Widerstand hervor. Überraschende Unterstützung kam vom dreimaligen ESC-Gewinner Johnny Logan, der den Beitrag lobte. Viel düstere Schminke, ein Horrorszenario, aber ein zuckersüßer Refrain: Der Song handelt von Liebeskummer, Enttäuschung und dem Schmerz unerfüllter Liebe, vorgetragen mit viel Geschrei und böser Mimik.
Prognose: Ähnlich wie Serbien im letzten Jahr, das ebenfalls einen musikalischen Albtraum bot, wird auch Irland sein Publikum finden. Im Finale wird es aber nicht für mehr als einen Ehrenplatz reichen.
Großbritannien
Nach Irland darf Olly Alexander, der einst mit der Band Years & Years bekannt wurde, seinen Titel „Dizzy“ außer Konkurrenz präsentieren. Er ist bereits fest für das Finale gesetzt.
5. Ukraine: Alyona Alyona & Jerry Heil - „Teresa & Maria“
Die Ukraine gehört fast schon standardmäßig zu den Favoriten beim ESC, was aber auch hier nicht nur mit dem russischen Angriffskrieg zu tun hat, sondern mit der bewundernswerten Konsequenz, mit der das Land trotzdem immer wieder starke Beiträge auswählt. Die Rapperin Alyona Alyona und die Sängerin Jerry Heil präsentieren einen hymnischen, sich steigernden Song, der laut den Künstlerinnen mit den Heiligenfiguren Mutter Teresa und der Mutter Jesu, Maria, Hoffnung verbreiten soll.
Prognose: Eine sehr starke Leistung und ein Titel, der auf Anhieb berührt. Die Ukraine wird wieder souverän ins Finale einziehen und dort wieder ganz vorne landen.
6. Polen: Luna - „The Tower“
Auch die polnische Sängerin heißt eigentlich nicht Luna, sondern Aksandra Katarzyna Wielgomas, aber für ihren englisch gesungenen Titel „The Tower“ ist die musikalisch vielseitig ausgebildete Dame mit dem Mondnamen sicher besser bedient. Zu ihren Vorbildern zählt Luna Björk und Nick Cave, was man ihrem radiotauglichen Teenie-Pop-Song nicht anhört. Eher schon das exzentrische Bühnenoutfit aus weiß-rotem Latex und der schwarze Ritter mit Stachelkrone, der um sie herumtanzt.
Prognose: Kein „Dark Horse“, dafür am Ende ein gigantisches „Red Horse“, das ihr trotz schiefer Töne als trojanisches Pferd den Einzug ins Finale sichert.
7. Kroatien: Baby Lasagna - „Rim Tim Tagi Dim“
Pop, Metal, Turbo-Folk und Trap: Der schräge Song aus Kroatien gehört seit Wochen zu den Favoriten in den Wettbüros und bei den Fans. Dabei sollte man sich weder von Marko Purišićs skurrilem Künstlernamen noch vom Nonsenstitel irritieren lassen. Das Lied handelt davon, dass viele junge Kroaten auswandern, um anderswo bessere Jobchancen zu haben. Im Zweifelsfall nehmen sie eben am ESC teil.
Prognose: Hier merkt man schon nach wenigen Sekunden, wo der Künstler hin will. Vom Song über die Kostüme bis hin zur Inszenierung stimmt einfach alles. Der sichere Sieger des ersten Halbfinales.
8. Island: Hera Björk - „Scared Of Heights“
ESC-Fans dürfen sich auf eine alte Bekannte freuen, denn die bei ESC-Jüngern äußerst beliebte Sängerin Hera Björk, nicht verwandt mit ihrer unwesentlich bekannteren Kollegin, sang 2010 für Island „Je ne sais quoi“. In Lenas Erfolgsjahr kam sie zwar nicht über einen 19. Platz hinaus, das Lied wurde aber danach zum Megahit bei den Fanclubs, der noch heute auf Partys rauf und runter gespielt wird. Danach hat Hera Björk noch ein paar Platten veröffentlicht, arbeitet aber heute hauptsächlich als Immobilienmaklerin.
Prognose: Warum sich die Isländer ausgerechnet für diese etwas altbackene Mischung aus Soul, Pop und Schlager entschieden haben, bleibt ein Rätsel. Auch stimmlich hat Hera mehr drauf, als sie hier zeigen kann. Aber der Lamettafummel in Gold verdient einen Bonuspunkt!
Deutschland
Nach Island darf Isaak seinen Titel „Always on the Run“ außer Konkurrenz präsentieren. Er ist bereits fest für das Finale gesetzt.
9. Slowenien: Raiven - „Veronika“
Auch Slowenien setzt auf Schwermut, handelt der Liedtext doch von der historischen Figur Veronika Deseniška, die der Hexerei angeklagt und nach ihrem Freispruch ermordet wurde. Die Sängerin Raiven, die mit bürgerlichem Namen Sara Briški Cirman heißt, räkelt sich mit wie eine Schlangengöttin auf der Bühne, als sei sie die Reinkarnation der besagten Dame, die mit ihren Background-Tänzern gekommen ist, um eine Rechnung zu begleichen.
Prognose: Diese Rechnung geht nicht auf. Zu viele hohe Töne, die zwar gekonnt vorgetragen werden, aber in den drei Minuten erschließt sich nicht so recht, was das Ganze soll.
10. Finnland: Windows95man - „No Rules“
Viel Humor bewiesen die Finnen bereits im vergangenen Jahr, als Käärijä mit seinem verrückten Techno-Kracher „Cha Cha Cha“ hinter Siegerin Loreen den zweiten Platz belegte. Passend zum Titel „No Rules“ schält sich Teemu Keisteri alias Windows95man 2024 zu Eurodance-Klängen mit hautfarbenem Lendenschutz aus einem riesigen, in Jeans gekleideten Dinosaurier-Ei. Gesanglich unterstützt wird er von Henri Piispanen, der ebenfalls in Jeans über die Bühne wirbelt. Auch ein Seil mit daran befestigten Bunsenbrennern kommt zum Einsatz.
Prognose: Klingt absurd? Ist es auch. Und doof, aber trotz aller Absurdität ein sicherer Kandidat für das Finale, weil es drei Minuten volle Unterhaltung bietet.
11. Moldau: Natalia Barbu - „In The Middle“
Eine weitere alte Bekannte: Natalia Barbu erreichte 2007 mit dem rockigen Pop-Song „Fight“ einen beachtlichen zehnten Platz im Finale. Seitdem hat sie in Rumänien und Moldau eine ganze Reihe von Singles veröffentlicht. 2015 wurde sie von der moldauischen Ausgabe des Magazins „Esquire“ zur heißesten Frau des Jahres gewählt. In diesem Jahr will sie mit einem Ethno-Pop-Song, lasziven Bewegungen und einer überraschenden Geigeneinlage wieder ins Finale einziehen.
Prognose: Frau Barbu fliegt nicht „In the Middle“, sondern geradewegs ins Aus. Daran ändern auch die überdimensionalen Flügel auf der Leinwand nichts.
12. Aserbaidschan: Fahree feat. Ilkin Dovlatov - „Özünlə Apar“
„Özünlə apar“ heißt der Titel aus Aserbaidschan, was so viel bedeutet wie „Nimm mich mit“. Das Lied enthält traditionellen aserbaidschanischen Mugham-Gesang und handelt von der „persönlichen Suche und Reise nach Selbstliebe und innerem Frieden“. Das Duo trägt seltsame Raumanzüge mit Klettverschlüssen, und auf der Leinwand sind menschliche Einblendungen zu sehen, die von einer künstlichen Intelligenz erzeugt worden zu sein scheinen.
Prognose: Ein fader Beitrag, der bisher nirgendwo eine große Rolle spielt. Die durchwachsenen Proben konnten bisher auch nicht überzeugen.
13. Australien: Electric Fields - „One Milkali (One Blood)“
Der australische ESC-Act schlug beim Vorentscheid die stimmgewaltige Opern-Pop-Diva Kate Miller-Heidke, die beim ESC 2019 auf den höchsten Stelzen aller Zeiten für Furore sorgte. Das Duo Electric Fields präsentiert eine Mischung aus moderner elektronischer Soulmusik und der Kultur der australischen Aborigines. So ist unter anderem ein Didgeridoo zu hören. Der Musiker Michael Ross, Teil des Duos, will das teilweise in der Aborigines-Sprache Yankunytjatjara gesungene Lied als „Werkzeug zur Heilung“ verstanden wissen.
Prognose: Ein bislang sträflich unterschätzter Beitrag, der für eine Überraschung sorgen könnte.
14. Portugal: Iolanda - „Grito“
Portugal setzt wieder auf traditionelle Klänge mit modernem Touch, die ähnlich wie bei den Balkan-Titeln eine gewisse Melancholie mitbringen. Als Kontrast setzt man aber, ungewohnt für das Land, nicht auf dunkle oder gar rote bzw. grüne Farben, sondern auf strahlendes Weiß. Die stimmlich tadellose Iolanda, die selbst in Portugal kaum bekannt ist, bringt mit ihren maskierten Tänzern mehr Krankenhausatmosphäre auf die Bühne als eine vergnügliche Show.
Prognose: Das sich windende Lied erschließt sich beim ersten Hören kaum, und so viel Zeit bleibt bei drei Minuten im Halbfinale nicht. Das wird leider sehr knapp für die kunstvolle Nummer aus Portugal.
15. Luxemburg: Tali - „Fighter“
Luxemburg feiert nach 31 Jahren sein großes ESC-Comeback. Dafür richtete das Land den ersten Vorentscheid seit 1978 aus. Gewählt wurde schließlich die 23-jährige Tali, die tatsächlich die luxemburgische Staatsbürgerschaft besitzt, was in der Vergangenheit selten der Fall war. Auf der Bühne wird die mit einem schwarzen Latex-Ganzkörperkondom bekleidete Sängerin des Dance-Pop-Songs „Fighter“, der bis auf Teile des Refrains auf Französisch gesungen wird, von Tänzern unterstützt.
Prognose: Warum ausgerechnet diese unspektakuläre Nummer für das Ende des Halbfinales ausgewählt wurde, bleibt ein Rätsel. Traurig, aber so wird Luxemburg bei seinem Comeback leider keine Lorbeeren ernten.
Folgende zehn Länder tippen wir ins Finale beim Eurovision Song Contest am 11. Mai 2024 in Malmö (in Startreihenfolge):
Zypern, Serbien, Litauen, Irland, Ukraine, Polen, Kroatien, Finnland, Portugal und Australien