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Ex-Ribéry-Gespielin Zahia DeharVom Callgirl zur Dessous-Designerin

Lesezeit 3 Minuten

Zahia Dehar ist jetzt Designerin für ganz spezielle Frauenmode.

Paris – Was ist in dieser Dessous-Boutique mit angegliederter Teestube nun Backwerk, was ist Wäsche? Zartrosa glitzert das eine wie das andere. Ob blümchenbesetzte Strings, Sahnehäubchen-BH oder Hostessen-Schürzen, ob Tortenguss oder Tafelgebäck: bonbonfarben muss es sein, zuckersüß soll es aussehen.

Grenzwertig mutet auch diejenige an, die über die pastellfarbene Pracht gebietet und die Dessous entworfen hat: Zahia Dehar, zierlich, Wespentaille, üppige Rundungen, makelloser Teint, der Gesichtsausdruck kindlich und doch ganz und gar nicht naiv. „Sie ist ein Künstler inspirierendes Trugbild, eine lebendige Skulptur“, hat der Galeriebesitzer Pierre Passebon über die Modemacherin gesagt.

Nicht nur das Äußere, auch der kometenhafte Aufstieg löst Erstaunen aus. Als Tochter algerischer Einwanderer war Zahia Dehar früh in die Prostitution abgeglitten. Noch minderjährig, landete sie mit 17 Jahren in den Armen von Franck Ribéry. Freunde des Fußballstars hatten das Callgirl 2009 als 2000 Euro teures „Geburtstagsgeschenk“ einbestellt. Während die Affäre Ribérys Ruf ramponiert und ihm als Freier einer minderjährigen Prostituierten ein Strafverfahren eintrug, hat Dehar daraus Kapital geschlagen.

Beste Pariser Adresse

Unterstützt von einem in Hongkong ansässigen Investmentfonds hat die in Frankreich mittlerweile Eingebürgerte unweit der Champs-Élysées ihren Showroom eröffnet. Achtes Arrondissement, Rue Boissy d’Anglas, lautet die in der Modewelt geläufige Adresse. Ein paar Häuser weiter residieren dort die Nobelmarken Hermes und Cartier, in der Parallelstraße Dior und Chanel. Die Preise halten, was Lage und Nachbarschaft versprechen. Für einen Zahia-BH heißt es 320 Euro hinblättern, für einen Zahia-Slip 1000. Bis Oktober präsentiert die Designerin in Paris ihre Kollektion. Anschließend zieht sie weiter, zeigt sich und ihre Kreationen erst in New York, dann in Tokio.

Eine junge Frau mit unverwechselbarem Äußeren und dank der Ribéry-Affäre hohem Bekanntheitsgrad taugt zur Marke, mag sich der Investor gesagt haben. Was lag näher, als die weltweit mit Sex und Geld in Verbindung gebrachte Französin Dessous entwerfen zu lassen? Die Geldgeber haben denn auch nicht gekleckert. Sie haben geklotzt. Den Pariser Konditorkünstler Sébastien Gaudard haben sie angeworben, dessen rosarotes Backwerk nun neben gleichfarbiger Glitzerseide ausliegt. Renommierte Anwälte und Leibwächter achten darauf, dass die von dem Fotografen und Designer Patrick Hourcade bereits als mögliche neue Coco Chanel Gehandelte nicht Schaden nimmt.

Wer die von ihren Mitarbeitern schlicht „Mademoiselle“ angeredete Designerin erlebt, kann bestätigen, dass sie ihren eigenen Kopf hat. Die Körpersprache, der stets aufrechte Gang, die entschlossene Miene signalisieren: Ich weiß sehr wohl, was ich will, ich mache keine halben Sachen. Was sie über den islamischen Schleier sagt, klingt nach einem weit darüber hinaus gehenden Credo: „Es ist schrecklich, ein Leben lang eine Gefangene von irgendetwas zu sein.“ Und die Geschichte mit Ribéry? Lange her sei das, gibt sie zu verstehen, „und nicht mehr zu ändern“. Sie versuche sich davon immer mehr zu befreien, aber die Vergangenheit werde sich nie ganz abschütteln lassen.