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Ex-SchwimmstarFranzi van Almsick will zum 40. das Abitur nachmachen

Lesezeit 4 Minuten
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Franziska van Almsick

Das Seepferdchen? Franziska van Almsick ist sich heute nicht mehr sicher, ob sie dieses allererste Schwimmabzeichen für Kinder jemals gemacht hat. Als die junge Ostberlinerin mit fünf Jahren das Schwimmen lernte, war sofort klar: Sie ist ein Riesentalent.

Zwei Jahre später begann für sie ein intensives Spitzensporttraining, mit neun Jahren nahm sie als jüngste Teilnehmerin an der Kinder- und Jugendspartakiade teil. Am Ende hingen neun Medaillen um ihren Hals – wer braucht da noch einen orangefarbenen Pferdchen-Aufnäher auf dem Badeanzug?

31 Jahre ist das her. Am heutigen Donnerstag wird Franziska van Almsick 40 Jahre alt. Sie blickt zufrieden auf ihre schillernde Schwimm-Karriere zurück, die ihr neben vielen Höhen auch einige Tiefen bescherte. Und sie ist glücklich in ihrem heutigen Leben an der Seite ihres 18 Jahre älteren Partners Jürgen B. Harder und  ihren beiden gemeinsamen Söhnen   Don Hugo (11) und Mo Vito (4).

Sie steht zu ihrem Alter

„Ich habe eine Familie mit zwei Kindern und fühle mich auf dem absolut richtigen Weg. Ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit und habe nicht das Gefühl, im Leben etwas verpasst zu haben“, sagte sie in einem aktuellen „Bunte“-Interview. „Ich stehe zu meinem Alter und bin dankbar, das Gefühl zu haben, meine innere Mitte gefunden zu haben. Dazu gehört auch, dass der Körper nicht mehr so knackig ist, wie er es mit 20 war.“ Was natürlich ein wenig tief gestapelt ist, denn Van Almsick ist anzusehen, dass sie auch heute noch einiges für ihre Fitness tut.

Sie war 14, als sie 1992 bei Olympia in Barcelona zwei Silber- und zwei Bronze-Medaillen gewann. Ihr Aufstieg zur „Gold-Franzi“ der Nation, dem ersten gesamtdeutschen Sport-Superstar nahm seinen Lauf. Dieses junge, kecke Mädchen wurde umjubelt und geliebt, als sie im Jahr darauf sechs EM-Siege feierte.

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September 1994: WM-Gold über 200 Meter Freistil

1994 bei der WM in Rom erlebte sie dann das erste sportliche Drama ihrer Karriere: Sie qualifizierte sich über  ihre Paradestrecke, die 200 Meter Freistil, zunächst nicht für das Finale. Doch Teamkollegin Dagmar Hase nahm ihren Platz nicht in Anspruch und Van Almsick rückte nach. Das Resultat:  WM-Gold in Weltrekordzeit. 

„Als ich anfing zu schwimmen, habe ich nie daran gedacht, reich und berühmt zu werden. Ich habe angefangen, weil es meine Leidenschaft war. Es war das, was ich besser konnte als andere“, sagte Franziska van Almsick einmal im Interview mit der „Berliner Zeitung“. Aber sie schwamm eben nicht nur schnell, sondern war immer auch fotogen, fröhlich, extrovertiert. Sie brach die Schule ab, motiviert vom sportlichen Erfolg und ersten Werbeverträgen und Fotoshootings.

Lebensgefährte wegen Bestechlichkeit zu Bewährung verurteilt

Vor ihrem 40. Geburtstag kündigte sie nun an, das Abitur nachholen zu wollen. Materielle Gründe dürfte das nicht haben. Ihr Lebensgefährte Harder gilt als schwerreich. Er verdient sein Geld heute  vornehmlich mit dem Bau großer Industriehallen – und ist 2015 wegen Bestechung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden.

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Franziska van Almsick und Jürgen B. Harder

Aber Van Almsick steht ja trotz ihres eher zurückgezogenen Familienlebens in Heidelberg nicht ohne eigenes Einkommen da: Sie arbeitet als TV-Kommentatorin, Bademoden-Designerin, Fitnessprogramm-Anbieterin und Kinderbuch-Autorin. Zudem engagiert sie sich in der Deutschen Sporthilfe und in ihrem Verein „Schwimmkids“.

Ihren großen Traum von einer olympischen Goldmedaille konnte sich Van Almsick nie erfüllen. 1996 wurde sie als haushohe Favoritin Zweite. Vier Jahre später erreichte sie in Sydney kein einziges Einzelfinale und wurde vom Boulevard verhöhnt. Doch 2002 schaffte sie bei der EM in Berlin ein furioses Comeback:  Fünfmal Gold und wieder Weltrekord auf ihrer Paradestrecke. Nach Olympia 2004 und zwei weiteren Bronzemedaillen mit der Staffel beendete Van Almsick ihre Karriere.

Heute trauert sie dem verpassten Olympiasieg nicht mehr nach. Das Comeback sei wichtiger gewesen. Van Almsick sagte vor einiger Zeit: „Ich bin dadurch ein sehr mutiger Mensch geworden.  Ich habe keine Angst mehr, zu fallen. Und ich weiß jetzt: Man darf Fehler machen. Man darf auch stolpern. Man muss einfach wieder aufstehen.“