Der jüdische Musiker scheint ohne Rücksprache das brisante Instagram-Video gepostet zu haben.
Prozess in LeipzigGil Ofarim ignorierte Warnung – Ex-Managerin spricht über Davidstern
Am fünften Verhandlungstag im Prozess gegen Gil Ofarim wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung hat seine ehemalige Managerin im Zeugenstand über die Ereignisse in der Hotellobby gesprochen. Die 45-Jährige konnte sich an viele Details nicht mehr erinnern, räumte aber ein, dass es sehr turbulent zugegangen sei, berichtet der „Focus“.
„Ich war ja nicht dabei, hab aber auf dem Geburtstag einer Freundin einen Anruf vom Gil bekommen“, leitete die Künstlermanagerin ihre Aussage ein. Da der Vorfall bereits zwei Jahre zurückliege, könne sie nicht den gesamten Inhalt des Telefonats wiedergeben.
Fall Gil Ofarim: Ex-Managerin spricht über hektische Nacht
Fast zehn Jahre lang habe sie Gil Ofarim als Managerin betreut. Inzwischen habe man die Zusammenarbeit beendet. Über die Gründe machte die Managerin keine Angaben. Die Zeugin machte aber deutlich, dass sie nicht nur die Arbeit mit Ofarim, sondern auch die Person, immer geschätzt habe.
Dann lenkt der Richter die Befragung wieder auf die Ereignisse in der Hotellobby. „Ich kann gar nicht mehr genau sagen, was er mir als Erstes geschildert hat, es ist alles zu verschwommen und zu lange her“, gibt Ofarims Ex-Managerin zu Protokoll. Es sei aber „sehr hektisch“ gewesen.
Ex-Managerin warnte Gil Ofarim vor Veröffentlichung von Instagram-Video
Als Gil Ofarim ihr von seinen Plänen erzählte, ein Video zu dem Vorfall auf Instagram zu veröffentlichen, riet sie ihrem Klienten strickt davon ab. „Ich habe ihm davon abgeraten. Ich bin kein Fan davon, so etwas aus einer Emotion heraus zu tun. Am nächsten Morgen sah ich das Video. Er hatte mir nichts davon erzählt.“
Der Richter wollte dann wissen, was in ihr vorgegangen sei, als sie das Video gesehen habe. „Ich wusste, dass etwas passieren würde, ich war ein bisschen geschockt. Es tat mir unglaublich leid. Die Presse hat nicht nachgelassen, es kam immer wieder etwas Neues. Ich habe das als einen sehr extremen Moment wahrgenommen“, beschreibt sie ihre Gefühlslage am Abend des 4. Oktober 2021.
Gil Ofarim habe laut seiner Ex-Managerin keine Aufträge mehr erhalten
Der Nebenkläger wollte dann wissen, was es mit der Davidstern-Kette auf sich habe. Dazu sagte Ofarims Ex-Managerin: „Er trägt die Kette sehr häufig, auch bei Produktionen. Er legt sie auch eigentlich nie ab oder steckt sie in die Tasche. Er trug sie auch bei der Produktion, auf jeden Fall. Ob man sie dann im Hotel sah oder nicht, kann ich natürlich nicht sagen.“
Die Verteidigung wollte dann noch wissen, wie sich die Auftragslage von Gil Ofarim nach dem Vorfall in Leipzig entwickelt habe. Im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern sei die Auftragslage von Gil Ofarim auch während der Corona-Zeit sehr gut gewesen, sagte die Managerin.
Gil Ofarim trug seine Kette mit Davidstern eigentlich immer
„Wir haben viele Fernsehsendungen gemacht, der Kalender war voll, wir waren fleißig“, betonte sie. Zudem habe seine Autobiografie auf der Bestsellerliste gestanden. Nach dem Vorfall sei die Auftragslage dann „so gut wie auf Null“ gesunken, sagte die Ex-Managerin.
Anfang Oktober 2021 hatte der jüdische Musiker in einem Instagram-Video schwere Antisemitismusvorwürfe gegen einen Manager des Hotels erhoben. Ofarim solle seinen Davidstern abnehmen, erst dann dürfe er einchecken, soll der Mann nach Angaben des Sängers gesagt haben.
Anfang Dezember wird ein Urteil im Fall Gil Ofarim erwartet
Nach umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft folgte jedoch eine Anklage gegen Ofarim selbst. Das Verfahren gegen den Hotelmanager wurde eingestellt. Am Mittwoch hatte ein Gutachter einer wichtigen Darstellung des Künstlers widersprochen.
Das Urteil soll voraussichtlich am 7. Dezember verkündet werden. Im Falle einer Verurteilung drohen Ofarim von einer Geldstrafe bis hin zu fünf Jahren Haft. (mbr)