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„Da stimmt nichts von, unglaublich!“Zeugin aus Hotellobby belastet Gil Ofarim schwer

Lesezeit 3 Minuten
Der deutsche Rockmusiker Gil Ofarim sitzt im Saal des Landgerichts in Leipzig. Hier beginnt der Prozess gegen Ofarim wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung.

Wird sichtlich mitgenommen: Gil Ofarim ist in Leipzig wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung vor Gericht angeklagt.

Im Prozess gegen den Musiker schildert eine ehemalige Angestellte des Hotels eine ganz andere Version.

Am zweiten Prozesstag gegen Gil Ofarim hat der wichtigste Zeuge der Anklage den jüdischen Musiker schwer belastet. Der Hotelmanager Markus W. gab vor dem Landgericht in Leipzig am Mittwoch (8. November) auf Nachfrage des Gerichts an, dass weder der Davidstern von Ofarim noch antisemitische Äußerungen bei dem Streit um das Einchecken in das Hotel eine Rolle gespielt hätten.

Eine als Zeugin geladene ehemalige Hotelangestellte bestätigte die Aussage des Hotelmanagers. Als Ofarim an der Rezeption an der Reihe war, habe er sich wild gestikulierend über eine angebliche Bevorzugung anderer Gäste beschwert.

Prozess in Leipzig: Gil Ofarim soll Hotelmanager mit Instagram-Video gedroht haben

„Er wirkte genervt, dass er seine Karte nicht bekommen hat und warten musste“, beschrieb die Zeugin den Angeklagten weiter. Ofarim habe dann gedroht, er könne das auch publik machen über Instagram und dann ginge es „auf Instagram, Facebook bam, bam, viral“ und habe dabei in die Handflächen geklatscht.

Anschließend legte die Zeugin dem Gericht den WhatsApp-Chat mit einer Kollegin vor, die ihr einen Artikel über die Antisemitismusvorwürfe Ofarims gegen das Hotelpersonal geschickt hatte. Auf die Chat-Frage „War da wirklich was? Wart ihr dabei?! Komisch, was er daraus macht“, antwortete die Zeugin: „Das stimmt definitiv nicht. Er hat gepöbelt. Da stimmt nichts von, unglaublich!“

Prozess gegen Ofarim: Zeugin aus der Leipziger Hotellobby widerspricht Angeklagten

Den Satz „Pack deinen Stern weg“ habe die ehemalige Auszubildende in der Hotellobby nicht gehört. Die 25-Jährige konnte sich auch nicht daran erinnern, dass Ofarim, den sie aufgrund der Corona-Maske gar nicht erkannt hat, einen Davidstern an seiner Kette trug.

Doch es gibt auch andere Positionen: Ein weiterer Zeuge widerspricht dem Hotelmanager und der Zeugin. Thomas S., der wohl mit dem Musiker in der Warteschlange in der Hotellobby stand, will den Davidstern an Ofarim gesehen haben. „Bis meine Kollegin und ich unsere Zimmerkarten hatten, habe ich mir den Stern angesehen. Er hing an einer etwas längeren Kette“, sagte er vor Gericht am Mittwoch.

Gil Ofarim schweigt zu den Vorwürfen – Jüdischer Musiker wirkt niedergeschlagen

Die Staatsanwaltschaft wirft Ofarim unter anderem falsche Verdächtigung und Verleumdung vor. Der Musiker hatte Anfang Oktober 2021 in einem Instagram-Video schwere Antisemitismusvorwürfe gegen den Manager des Leipziger Hotels erhoben.

Der deutsche Rockmusiker Gil Ofarim (M) steht im Saal des Landgerichts in Leipzig zwischen seinen Anwälten.

Der deutsche Rockmusiker Gil Ofarim (M) steht im Saal des Landgerichts in Leipzig zwischen seinen Anwälten.

Ofarim solle seinen Davidstern abnehmen, erst dann dürfe er einchecken, so die Anschuldigung des Sängers. Nach umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft folgte jedoch eine Anklage gegen Ofarim, der an den ersten Prozesstagen einen niedergeschlagenen Eindruck macht. Das Verfahren gegen den Hotelmanager wurde eingestellt.

Hotel-Angestellter tritt als Nebenkläger gegen Gil Ofarim auf

Schmuck habe er während der Diskussion mit Ofarim nur an dessen Hand wahrgenommen, sonst nirgendwo, sagte der 35 Jahre alte Zeuge am Mittwoch. Auch Rufe von anderen Gästen oder Mitarbeitern habe er nicht gehört.

Der 35-Jährige ist nach den Vorwürfen noch immer in psychologischer Behandlung und hat das Hotel in diesem September auf eigenen Wunsch verlassen, arbeitet aber noch in der Branche. Er tritt in dem Verfahren auch als Nebenkläger auf.

Der nächste Prozesstag im Fall Gill Ofarim ist für den 14. November angesetzt. Das Urteil wird am 7. Dezember gesprochen werden. (mbr/dpa)