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Ehefrau jahrelang gefangengehalten?Rätsel um angeblichen Misshandlungsfall in Frankreich

Lesezeit 3 Minuten
Forbach in Frankreich: Ein Kameramann filmt das Gebäude, in dem eine 53-jährige Deutsche nach mutmaßlich zwölf Jahren Gefangenschaft in einer Wohnung gefunden wurde.

Forbach in Frankreich: Ein Kameramann filmt das Gebäude, in dem eine 53-jährige Deutsche nach mutmaßlich zwölf Jahren Gefangenschaft in einer Wohnung gefunden wurde.

Ein deutscher Mann soll seine Ehefrau in Forbach nahe der deutsch-französischen Grenze angeblich zwölf Jahre gefangen gehalten haben.

Ein Deutscher soll in Frankreich nahe des Saarlands seine Frau jahrelang eingesperrt, misshandelt und gefoltert haben. Der Verdächtige wurde am Montagmorgen festgenommen, erklärte eine französische Polizeisprecherin. Die Hintergründe des Falles sind allerdings unklar und die Angaben der Betroffenen widersprüchlich.

Festnahme in Forbach: 55-jähriger soll Frau zwölf Jahre lang einsperrt und misshandelt haben

Den Berichten vom Montag zufolge wurde der 55 Jahre alte Tatverdächtige von den Behörden in den frühen Morgenstunden festgenommen. Er wird verdächtigt, seine Frau, eine 53-jährige Deutsche, zwölf Jahre lang als Geisel gehalten zu haben. In diesen Jahren soll er die 53-Jährige gefoltert und misshandelt haben.

Der Fall spielte sich direkt an der deutsch-französischen Grenze in der französischen Stadt Forbach ab, die nur rund zehn Kilometer Luftlinie vom deutschen Saarbrücken entfernt liegt.

Geiselnahme in Forbach: Frau erbeutete offenbar Mobiltelefon und verständige Polizei

Aufgefallen war der Fall, weil die Frau telefonisch einen Notruf abgesetzt hatte. Sie rief das Opfertelefon des „Weißen Rings“ in Deutschland an. Die Mitarbeiter verständigten die deutsche Polizei, diese dann die französischen Kollegen. Die Polizei vor Ort ging auch Hinweisen von Nachbarn nach. Als der Tatverdächtige sich weigerte, die Tür zu öffnen, brach die Polizei den Eingang auf und nahm den Mann fest.

Forbach: Eine Nachbarin spricht zu Reporterinnen und Reportern, nachdem bekannt wurde, dass ein 55-Jährige offenbar zwölf Jahre lang eine Frau eingesperrt und misshandelt hat.

Forbach: Eine Nachbarin spricht zu Reporterinnen und Reportern, nachdem bekannt wurde, dass ein 55-Jährige offenbar zwölf Jahre lang eine Frau eingesperrt und misshandelt hat.

Die Ermittler fanden die Frau demnach nackt, unterernährt und mit Knochenbrüchen in einem Wohnzimmer, hieß es zunächst aus Polizeikreisen gegenüber der Nachrichtenagentur afp weiter.  Die Frau gab an, dass der Verdächtige sie seit 2011 festhielt.

Nach Informationen des französischen Rundfunksenders RMC wurde die Frau in ein Krankenhaus gebracht. Der Sender berichtet außerdem, dass Ermittler bei der Durchsuchung des Hauses feststellten, dass alle Fenster vergittert seien. Gegen den Mann wurde eine Untersuchung wegen Freiheitsberaubung, schwerer Vergewaltigung und Akten der Barbarei eingeleitet, heißt es in den französischen Medien, zuständig ist die Kriminalpolizei Metz.

Fall Forbach: Ehefrau soll an Krebs erkrankt sein

Inzwischen relativierten die französischen Behörden die Meldungen über Misshandlung und Gefangenschaft der Frau jedoch. Staatsanwalt Olivier Glady sagte zwar, der Frau gehe es „nicht gut“. Erste Bluttests hätten aber gezeigt, dass die Frau nicht erkennbar dehydriert sei. Möglicherweise handele es sich jedoch nicht um ein „Horror-Szenario“, sondern um „nicht zufriedenstellende Bedingungen bei der Pflege einer kranken Person“. Es seien zumindest weder Brüche noch Blutergüsse festgestellt worden, so dass der Vorwurf schlimmster Folter sich nicht zu bestätigen scheine.

Der Ehemann, der die ihm vorgeworfenen Taten bestreitet, sagte den Ermittlern demnach, dass seine Frau an Krebs erkrankt sei. Die Ermittlungen gegen ihn laufen unterdessen weiter.

Nachbarn in Forbach wollen von Krebserkrankung erfahren haben

Eine Nachbarin des Paares sagte, sie habe die Frau in sechs Jahren „nie gesehen“. Der Hauseigentümer habe ihr gesagt, die Frau leide unter Krebs. Das habe der Verdächtige allen Bewohnern des Hauses gesagt. „Manchmal habe ich Schreie gehört, aber ich dachte, das waren Schmerzschreie“, fügte die Nachbarin hinzu.

Überblick über die französische Stadt Forbach.

Überblick über die französische Stadt Forbach. Ein 55 Jahre alter Deutscher soll eine 53-Jährige zwölf Jahre lang eingesperrt und misshandelt haben. (Archivbild)

Die französische Stadt Forbach liegt im Département Moselle direkt an der deutsch-französischen Grenze zum Saarland und der Region Grand Est (bis 2016 Lothringen). Rund 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner wohnen in Forbach. (mab/cme mit dpa/afp)