Francesca PascaleBerlusconi hat sich verlobt
Rom – Silvio Berlusconi will wieder heiraten. Der ehemalige Regierungschef gab am Sonntag seine Verlobung mit der 27-jährigen Francesca Pascale bekannt. Pascale ist Medienberichten zufolge Mitglied einer Initiative mit den Namen „Silvio, wir vermissen dich“. „Endlich fühle ich mich weniger einsam“, sagte Berlusconi dem Fernsehsender Canale 5 über die Verlobung mit der fast 50 Jahre jüngeren Frau.
Die Neapolitanerin Francesca Pascale , Showgirl und Regionalpolitikerin in Berlusconis Mitte-Rechts-Partei PDL (Popolo della Libertà, deutsch „Volk der Feiheit“), war in den vergangenen Tagen häufig mit Berlusconi gesehen worden — unter anderem bei einem Fußballspiel von Berlusconis Club AC Milan in Mailand und nach einen Restaurantbesuch.
Zeitungskommentatoren interpretierten den Fernsehauftritt als Versuch Berlusconis, vor der im Frühjahr anstehenden Parlamentswahl seine schlechten Umfragewerte aufzupolieren. Der 76-jährige „Cavaliere“ war bereits zwei Mal verheiratet. Seine zweite Ehefrau hatte ihn 2008 wegen Affären mit jüngeren Frauen verlassen. Geschieden sind Berlusconi und Veronica Lario noch nicht, weil sie noch einen Streit um Alimente austragen. Derzeit läuft ein Gerichtsprozess gegen Berlusconi wegen eines Sex-Skandals in Verbindung mit einer Minderjährigen.
Die Partei von Berlusconi ist tief gespalten hinsichtlich eine erneuten Kandidatur des mehrmaligen italienischen Regierungschefs. Bei einem Kongress der Partei Volk der Freiheit (PDL) in Rom traten am Sonntag mehrere Parteiführer dafür ein, vielmehr eine Kandidatur des parteilosen amtierenden Ministerpräsidenten Mario Monti zu unterstützen. Auch PDL-Generalsekretär Angelino Alfano äußerte Unterstützung für Monti.
Die Wahl Montis als gemeinsamen Mitte-rechts-Kandidaten könnte verhindern, dass die Macht an die Linke falle, sagte Alfano. Es handele sich um eine „Gelegenheit, die sich nicht wiederholt“. Der frühere italienische Außenminister Franco Frattini sagte, Monti und seine Agenda stünden für die Idee des Allgemeinwohls. Das müsse fortgesetzt werden, „nicht weil andere europäische Länder das wollen, sondern weil Italien es braucht“.
Fast 18 Jahre lang galt Silvio Berlusconi als das Enfant terrible unter den europäischen Spitzenpolitikern. Neben seinen zahlreichen Justiz- und Sexskandalen ist er international vor allem für seine teilweise bizarren Äußerungen auf dem diplomatischen Parkett bekannt. Hier ein Überblick:
Der milliardenschwere Medienzar verfügt über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein: So verglich er sich nicht nur mit Superman, sondern auch mal mit Napoleon, mal mit einem Heiligen und sogar mit Gott.
Bei einem Treffen der EU-Außenminister im Jahr 2002 fällt er peinlich aus dem Rahmen, als er bei einem Gruppenfoto hinter dem Kopf seines spanischen Kollegen Josep Pique zwei Finger spreizt. Die Geste steht in Italien für den „gehörnten Ehemann“.
Mit dem deutschen Europaabgeordneten Martin Schulz verdirbt es sich Berlusconi im Juli 2003 definitiv für immer, als er ihn im EU-Parlament als Idealbesetzung für die Rolle eines Kapos - ein Aufseher im Konzentrationslager - vorschlägt.
2005 kommt es zum Eklat in Finnland, als Berlusconi damit prahlt, bei der Präsidentin Tarja Halonen alle seine „Playboy-Künste“ aufgeboten zu haben, um die Finnen in einem Zwist um die EU-Lebensmittelbehörde zum Einlenken zu bewegen. Aus Protest wurde Italiens Botschafter ins Außenministerium in Helsinki einbestellt.
Im Wahlkampf 2006 ließ Berlusconi sich zu der Behauptung hinreißen, in der Volksrepublik China hätten die Kommunisten unter Mao kleine Kinder nicht gegessen, sondern viel mehr „in einem großen Topf gekocht, um damit die Felder zu düngen“.
Im Wahlkampf 2008 erbost er die italienische Linke mit dem Ausspruch: „Unsere Frauen sind einfach schöner als Eure“.
Auf internationale Empörung stieß im November 2008 sein Ausspruch, der designierte US-Präsident Barack Obama sei „hübsch braun gebrannt“.
Und im eigenen Land sorgte er im September 2011 mit dem bösen Ausrutscher für Wirbel, Italien sei ein „Scheißland“, das er in einigen Monaten verlassen wolle. (dapd)
Berlusconi selbst bot in einer Botschaft an die Tagungsteilnehmer erneut an, die Kandidatur an Monti abzutreten. Der frühere EU-Kommissar „teilt meine, eure und unsere Ideale“, schrieb Berlusconi.
Die Vorsitzende der PDL-Jugendorganisation, Giorgia Meloni, sprach sich bei einem parallel abgehaltenen Kongress in Rom jedoch entschieden gegen eine Kandidatur sowohl Berlusconis als auch Montis aus. „Wir wollen ein anderes Mitte-Rechts. Monti teilt nicht unsere Sicht und eine erneute Kandidatur Berlusconis wäre ein Fehler“, sagte Meloni. Sie hatte eigentlich vorgehabt, sich bei den parteiinternen PDL-Urwahlen um die Spitzenkandidatur zu bewerben.
Die Urwahl wurde jedoch abgesagt, nachdem Berlusconi vor einer Woche überraschend seine erneute Kandidatur ankündigte. Seine Partei liegt in Umfragen derzeit bei 15 bis maximal 20 Prozent. Berlusconi deutete in der vergangenen Woche jedoch an, auf die angekündigte Kandidatur doch noch zu verzichten. Eine Unterstützung Montis bei den Wahlen wäre insofern überraschend, als die PDL ihm jüngst im Parlament die Unterstützung entzogen und damit erst die Neuwahlen nötig gemacht hatte.
Der Technokrat Monti, der im November 2011 Berlusconi als Regierungschef abgelöst hatte, hat sich noch nicht geäußert, ob er zu den für Februar erwarteten Wahlen antreten wird. Am Sonntag traf er sich mit Präsident Giorgio Napolitano zu Gesprächen hinter verschlossenen Türen. Napolitano wollte am Montag eine Ansprache zur politischen Lage des Landes halten.
Es wird außerdem damit gerechnet, dass Monti Ende kommender Woche eine Bilanzpressekonferenz abhält.Monti wird im Ausland dafür gelobt, nach der Regierungszeit Berlusconis die Wirtschaft stabilisiert und das Vertrauen in die Regierung wiederhergestellt zu haben. In Italien ist er jedoch wegen seiner strengen Sparpolitik eher unbeliebt. (dapd/afp)