Nur ein Großaufgebot der Polizei verhindert in etlichen französischen Städten in der Nacht eine Eskalation.
Bankfiliale in Brand, Plünderungen249 Polizisten bei Krawallen in Frankreich verletzt
In der dritten Nacht in Folge hat es in Frankreich nach dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle Krawalle im Großraum Paris und weiteren Städten gegeben. 40.000 Polizisten waren landesweit mobilisiert, um die Gewalt einzudämmen. Spezialkräfte und Hubschrauber kamen in etlichen Städten zum Einsatz, berichteten die Zeitung „Le Parisien“ und der Sender BFMTV. Wie aus dem Umfeld von Innenminister Gérald Darmanin in der Nacht bekannt wurde, gab es mindestens 420 Festnahmen, davon 242 im Großraum Paris.
Bei den nächtlichen Krawallen sind 249 Polizisten verletzt worden. Das teilte Innenminister Gérald Darmanin am Freitagmorgen in Paris mit, wie der Sender BFMTV berichtete. Unter den verletzten Beamten befinden sich demnach keine Schwerverletzten.
In Nanterre bei Paris, wo der 17-Jährige am Dienstag ums Leben gekommen war, wurde gestern Abend eine Bankfiliale in Brand gesetzt, wobei die Flammen auf ein darübergelegenes Wohngebäude übergriffen. Die Feuerwehr löschte den Brand, ohne dass Menschen zu Schaden kamen.
Hubschrauber und Spezialkräfte wegen Ausschreitungen in Frankreich im Einsatz
Im Anschluss an einen Trauermarsch für den erschossenen Jugendlichen in Nanterre mit 6000 Teilnehmern kam es dort gestern Abend zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei. Die Beamten wurden mit Molotow-Cocktails beworfen, die Polizei überwachte die Lage mit Hubschraubern und zog Spezialkräfte zusammen, 19 Menschen wurden festgenommen. In der Hafenstadt Marseille gerieten Hunderte Protestierende mit der Polizei aneinander, Geschäfte wurden geplündert und 14 Menschen festgenommen.
In Lille, Lyon und in Bordeaux kamen Spezialeinheiten der Polizei zum Einsatz. In Grenoble wurde ein Bus mit Feuerwerkskörpern beschossen und die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe legten daraufhin die Arbeit nieder. Auch in Belgiens Hauptstadt Brüssel kam es gestern Abend zu Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Ordnungskräften. Jugendliche hätten sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Ordnungskräften geliefert und es habe mehrere Brände gegeben, teilte die Polizei mit.
Frankreich: Waffeneinsatz laut Staatsanwaltschaft nicht gerechtfertigt
Eine Motorradstreife hatte den Jugendlichen am Dienstagmorgen am Steuer eines Autos gestoppt. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel der tödliche Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten. Gegen den Beamten wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet, er kam in Untersuchungshaft. Der Einsatz der Waffe bei der Kontrolle war nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft nicht gerechtfertigt.
Wie der Anwalt des inhaftierten Polizisten dem Sender BFMTV sagte, bedauere der Beamte den Schuss auf den Jugendlichen. Mit seinen ersten und seinen letzten Worten habe er sich bei dessen Familie entschuldigt. „Er ist am Boden zerstört, er steht nicht morgens auf, um Menschen zu töten. Er wollte nicht töten.“ Die Mutter des erschossenen Jugendlichen sagte unterdessen dem Sender France 5: „Ich bin nicht auf die Polizei sauer, ich bin auf eine Person sauer: denjenigen, der meinem Sohn das Leben genommen hat.“
Krawalle in Frankreich: Macron beruft Krisensitzung ein
Angesichts der anhaltenden Krawalle in Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron ein Krisentreffen einberufen. Der interministerielle Krisenstab solle am Freitag um 13.00 Uhr zu einer Sitzung zusammenkommen, teilte der Élyséepalast mit. Macron nahm am Freitagmorgen noch an einem EU-Gipfel in Brüssel teil. Im Großraum Paris und in weiteren Städten hatte es in der Nacht zum Freitag nach dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle in der dritten Nacht in Folge Ausschreitungen gegeben.
Autos und Mülltonnen wurden in Brand gesteckt und Polizisten mit Feuerwerkskörpern angegriffen. 667 Menschen wurden nach Angaben des Innenministeriums festgenommen und 249 Polizeibeamte verletzt. Landesweit waren in der Nacht 40 000 Polizisten im Einsatz, um sich den Ausschreitungen entgegenzustellen, 5000 davon in Paris. Auch die Hauptstadt berief einen Krisenstab ein.(dpa)