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Spott und Häme in FrankreichFrau glaubte an Beziehung mit Brad Pitt – und zahlte Unsummen an KI-Betrüger

Lesezeit 3 Minuten
ARCHIV - 22.01.2020, USA, Santa Barbara: Brad Pitt, US-Schauspieler, kommt beim Santa Barbara International Film Festival zur Verleihung des Maltin Modern Master Awards an ihn. Oscar-Preisträger Brad Pitt (58, «Once Upon a Time in Hollywood») wird unter der Regie von Joseph Kosinski («Top Gun: Maverick») einen Formel-1-Rennfahrer spielen. Die Produktionsfirma Apple Studios gab das noch titellose Filmprojekt am Dienstag (Ortszeit) bekannt. (zu dpa: «Brad Pitt und «Top Gun: Maverick»-Regisseur drehen Rennfahrerfilm») Foto: Erick Madrid/ZUMA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Betrüger hat sich über ein Jahr lang als US-Schauspieler Brad Pitt ausgegeben, um so an große Summen Geld einer französischen Architektin zu gelangen.

Nach den Schilderungen der Französin im TV brachen Häme und Spott über sie hinein. Der Sender TF1 zog Konsequenzen.

In Frankreich ist ein TV-Beitrag des Senders TF1 aus den Mediatheken zurückgezogen worden, weil eine Frau über eine Betrugsmasche sprach, auf die sie hereingefallen war. Im Netz hagelte es nach Veröffentlichung der Ausführungen der 53-jährigen Anne derart viel Häme und Spott in den sozialen Netzwerken, dass sich der Sender dazu gezwungen sah.

Der Fall selbst wirkt dabei in der Tat verstörend: Insgesamt 830.000 Euro hatte die Architektin eigenen Angaben zufolge an einen Betrüger überwiesen, der sich über ein Jahr lang als Schauspiel-Star Brad Pitt ausgegeben hat. Die Französin schilderte am Sonntag (12. Januar) in der Sendung „Sieben bis Acht“ in einem Interview, dass sie sich in einer Beziehung mit dem Weltstar wähnte.

Als der Betrüger sie darum bat, für angebliche medizinische Behandlungen finanzielle Hilfe zu leisten, überwies sie große Geldbeträge über Monate hinweg. Der falsche Pitt soll überzeugend angegeben haben, dass seine Konten während des Scheidungsverfahrens mit Angelina Jolie eingefroren worden waren.

Betrogene Französin Anne: „Diese Leute haben die Hölle verdient“

Erst als der Hollywood-Star vergangenen Sommer mit seiner Lebensgefährtin Inés de Ramon in den Medien zu sehen war, sei ihr klar geworden, dass sie auf einen Betrug hereingefallen war, so Anne. „Ich frage mich, warum sie mich ausgewählt haben, um so einen Schaden anzurichten“, sagte sie gegenüber TF1. „Ich habe nie jemandem etwas zuleide getan. Diese Leute haben die Hölle verdient.“

Die Fernsehsendung ging derweil viral und löste eine Welle von Online-Witzen über Leichtgläubigkeit aus. Sogar in einem satirischen Sketch einer großen französischen Radio-Frühstückssendung wurde Anne lächerlich gemacht.

So sah sich der Sender veranlasst, die Sendung am Dienstag (14. Januar) von sämtlichen Wiedergabediensten zu nehmen. TF1 erklärte zum Zeitpunkt der Ausstrahlung, dass Anne psychische Probleme hatte, an schweren Depressionen litt und zur Behandlung im Krankenhaus war. Der TF1-Moderator Harry Roselmack schrieb in den sozialen Medien: „Zum Schutz der Opfer haben wir beschlossen, den Beitrag von unseren Plattformen zu entfernen.“

Fußballklub FC Toulouse entschuldigt sich für Scherz im Netz

Zu den Accounts in den sozialen Medien, die sich über Annes Leichtgläubigkeit lustig machten, gehörte etwa auch der französische Fußball-Clu FC Toulouse. „Brad hat uns gesagt, dass er am Mittwoch zum nächsten Spiel der Mannschaft im Stadion sein wird“, wirtzelte das Media-Team des Clubs zunächst. Später wurde auch dieser Post zurückgezogen und eine Entschuldigung veröffentlicht.

Der Betrug geht auf den Februar 2023 zurück, als Anne, die mit einem wohlhabenden Unternehmer verheiratet war, sich bei Instagram anmeldete, um Bilder von einem Skiurlaub in den französischen Alpen zu teilen.

Nach ihrer Rückkehr wurde sie über das soziale Netzwerk von jemandem kontaktiert, der sich als Jane Pitt, die Mutter des Schauspielers, ausgab und mit ihr zu chatten begann. Sie habe beteuert, sie wäre eine gute Partie für ihren Sohn. Dann meldete sich ein anderer Account, der behauptete, der Schauspieler selbst zu sein.

Betrüger nutzten KI-Technologie um Bilder und scheinbare Brad-Pitt-Selfies zu erstellen

Anne, die angab, nicht viel über soziale Medien zu wissen, verbrachte eineinhalb Jahre damit, mit der Person zu kommunizieren, die sie für Pitt hielt. Diese Person nutzte gefälschte Social-Media- und WhatsApp-Konten sowie eine KI-Technologie um Bilder und scheinbare Selfies zu erstellen. Auch Nachrichten, darunter Gedichte und Lieder sowie eine angebliche Kopie von Pitts Pass, habe sie täglich erhalten.

„Ich war in den Mann verliebt, mit dem ich gechattet habe“, sagte sie. „Er wusste, wie man mit einer Frau spricht“. Mit der Person, die sich als Pitt ausgab, besprach Anne unter anderem ihre hohe Scheidungsabfindung.

Dann erhielt sie von der KI generierte Bilder des Schauspielers, die ihn einem Krankenhaus zeigten, mit der Aufforderung, für seine Nierenbehandlung zu bezahlen. Sie überwies Hunderttausende von Euro für die angeblichen Kosten. Laut TF1 habe Anne wegen des Betrugs Anzeige bei der Polizei erstattet.