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Zäsur für die RoyalsFünf Jahre „Megxit“ – Kehrt der verlorene Sohn zurück?

Lesezeit 4 Minuten
William (l), Prinz von Wales, und Prinz Harry, Herzog von Sussex, gehen nebeneinander, nachdem sie die Blumendekoration für die verstorbene Königin Elizabeth II. vor dem Schloss Windsor besucht haben. (Archivbild)

William (l), Prinz von Wales, und Prinz Harry, Herzog von Sussex, gehen nebeneinander, nachdem sie die Blumendekoration für die verstorbene Königin Elizabeth II. vor dem Schloss Windsor besucht haben. (Archivbild)

Vor fünf Jahren traten Harry und Meghan von ihren royalen Aufgaben zurück. Sie wollten eine neue Rolle übernehmen, hieß es. Doch die Realität sieht anders aus.

Wenn zwei sich streiten, freut sich: niemand. Fünf Jahre ist der überraschende Abschied von Prinz Harry und Herzogin Meghan aus dem engen Kreis der britischen Royals nun her. Doch Gewinner des „Megxits“, wie britische Medien das historische Ereignis in Anlehnung an den Brexit - den britischen EU-Austritt - umgehend nannten, sind nicht in Sicht.

Harry und Meghan sind in der alten Heimat Großbritannien bei vielen Menschen unten durch, seitdem sie der königlichen Familie in Interviews und Büchern schwere Vorwürfe gemacht haben. Und in der „Firma“, wie sich die Royals selbst nennen, klafft eine erhebliche Lücke.

Fünf Jahre „bemerkenswerter Veränderungen“ für die Royals

„Nach vielen Monaten des Nachdenkens und der Diskussionen haben wir uns entschieden, in dieser Institution eine neue fortschrittliche Rolle für uns zu finden“, teilten Harry und Meghan am 8. Januar 2020 mit. Die Nachricht kam dem Vernehmen nach selbst für Harrys Großmutter Queen Elizabeth II. und für Harrys Vater Charles überraschend. Doch von einer neuen Rolle ist längst keine Rede mehr, vielmehr sind die Beziehungen weitgehend zerrüttet: Seine militärischen Ehrentitel, an denen er hing, musste der Afghanistan-Veteran Harry abgeben.

„Für die königliche Familie waren es fünf Jahre bemerkenswerter Veränderungen“, sagt der Royals-Experte Craig Prescott im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Damals lebten die Queen und ihr Ehemann Prinz Philip noch. Auch Prinz Andrew ist längst aus dem royalen Führungskreis verschwunden - der Bruder des amtierenden Königs Charles III. ist wegen Verwicklung in einen Missbrauchsskandal in Ungnade gefallen.

Das Motto der verstorbenen Königin Elisabeth II.: „Monarchie muss gesehen werden, damit man ihr glaubt.“ (Archivbild)

Das Motto der verstorbenen Königin Elisabeth II.: „Monarchie muss gesehen werden, damit man ihr glaubt.“ (Archivbild)

„Was bleibt, ist eine viel kleinere königliche Familie“, sagt Verfassungsrechtler Prescott von der Londoner Universität Royal Holloway. „Das ist eine Herausforderung, denn das Mantra von Queen Elizabeth lautete, dass die Monarchie gesehen werden müsse, damit man ihr glaubt.“

Wenn also weniger Mitglieder Termine wahrnehmen, sinkt die Wahrnehmung - und das in einer Zeit, in der mit König Charles und seiner Schwiegertochter Prinzessin Kate zwei Führungsfiguren lange Zeit wegen Krebserkrankungen ausfielen.

Kein Ersatz für Harry und Meghan in Sicht

Das gilt vor allem für die Wirkung auf junge Leute, wie Prescott sagt. Hier sorgten Harry und Meghan für ein modernes Bild des Königshauses. „Es entstehen langfristige demografische Fragen zur Monarchie, und der Weggang passt dazu. Sie konnten bisher nicht wirklich ersetzt werden“, betont der Experte.

Der Palast ist also schon mal kein Sieger in dem Streit, auch wenn der harte Kern der Royals zuletzt auf dem Weg zum traditionellen Weihnachtsgottesdienst von Fans mit Blumen und Geschenken überhäuft wurde und die Anteilnahme groß ist.

Produktionen für Netflix und Spotify brachten Harry und Meghan Millionen ein

Aber auch der Herzog und die Herzogin von Sussex, wie die offiziellen Titel von Harry (40) und Meghan (43) nach wie vor lauten, können nicht als Gewinner gelten. Zwar lebt das Paar weitgehend abgeschieden in Kalifornien. Dort können die gemeinsamen Kinder Prinz Archie (5) und Prinzessin Lilibet (3) ungestört von Kameras aufwachsen. Es war diese Form verhältnismäßiger Anonymität in einer Gegend voller Prominenter, die Harry damals im Auge hatte.

Das Ziel finanzieller Unabhängigkeit ist schwieriger zu beurteilen. Mit Dokumentationen und Produktionen für die Streaming-Riesen Netflix sowie Spotify machten Harry und Meghan Millionen. In einer neuen Serie für Netflix soll Meghan Tipps fürs Kochen, Gärtnern und Gastgeben verraten. Die ehemalige Schauspielerin hat zudem eine eigene Lifestyle-Marke aufgebaut. Harry und Meghan engagieren sich zudem für Wohltätigkeitsorganisationen.

Boulevard schlachtet angebliche Probleme aus

Doch in Großbritannien ist die Kritik groß. Die britische Boulevardpresse wird nicht müde, bei jeder Gelegenheit gegen die Exilanten zu feuern. Schon nach dem Rücktritt aus der ersten Reihe gab die Zeitung „Sun“ die Richtung vor: „Das ist eine Kriegserklärung an die Königsfamilie.“ Seit Monaten schlachtet die Yellow Press unbestätigte Trennungsgerüchte genüsslich aus.

Würde der König den Fünften der Thronfolge wieder aufnehmen, dürfte auch der Boulevard die Angriffe einstellen. Eine Rückkehr des verlorenen Sohns könnte beiden Seiten helfen. Aber kommt es auch dazu?

„Ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass Harry in der nahen oder mittelfristigen Zukunft zurückkehrt“, sagt Prescott. Er verweist darauf, dass der Prinz sichtlich gerne in den USA lebt, das Paar sei mit seinen Plänen dort noch lange nicht am Ende. Und eine Versöhnung sei ebenfalls nicht in Sicht: „Es ist ein Zeichen, wie distanziert die Familie ist, dass es überhaupt keine Frage war, ob sie zu Weihnachten vorbeikommen. Das wurde nicht einmal angesprochen.“

Mit William soll Harry seit Ewigkeiten nicht mehr gesprochen haben. Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn die Brüder zufällig im selben Raum sind, schenken sie sich keinen Blick, wie Augenzeugen berichten. Die Hoffnungen ruhen damit auf dem 76-jährigen Charles: Es sei in seinem Interesse, dass seine Söhne zu seinen Lebzeiten wieder zueinanderfinden, sagt Prescott. Die Uhr tickt. (dpa)