Menschen auf dem Mars oder ein Dorf auf dem Mond – an verrückten Ideen für das Weltall mangelt es nicht. Welche davon sind realistisch?
Nach SpaceX-VersuchFünf verrückte Weltraumprojekte - und wie realistisch sie sind
Wird der Weltraum eines Tages ein normaler Ort für eine Sightseeingtour? Es gibt Unternehmen, die damit rechnen – und schon jetzt in den Markt investieren. Auch aus der Wissenschaft gibt es ambitionierte Pläne für das All: Die Nasa denkt ernsthaft darüber nach, eine Sonde in ein anderes Sternensystem zu schicken, um dort nach außerirdischem Leben zu suchen. So verrückt sind die Pläne von Elon Musk und Co.
Orbital Reef: eine private Raumstation im All
Das Unternehmen Blue Origin plant einen Business-Park im All, der den Namen ‚Orbital Reef‘ tragen soll. Die Firma von Amazon-Gründer Jeff Bezos will eine freischwebende Raumstation für Forschung, Wirtschaft und Tourismus schaffen. Wer bei Business Park allerdings an einen Park von irdischem Format denkt, liegt falsch: Die Raumstation soll Platz für zehn Personen bieten.
Besucherinnen und Besucher sollen in geräumigen Modulen mit Fenstern Richtung Erde wohnen und so dauerhaft „die Schönheit des Planeten“ erleben können. Das Unternehmen wirbt mit Nervenkitzel, Schwerelosigkeit und Comfort.
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Wenn alles nach Plan läuft, könnten Menschen auch für längere Zeit im Orbital Reef bleiben: Blue Origin will Bereiche zum Arbeiten und Lernen, aber auch für Erholung und zur medizinischen Versorgung einrichten. Mit Single Person Spacecrafts sollen Besucherinnen und Besucher den Weltraum erkunden können. Diese Raumfahrzeuge sollen ähnlich wie Autos Menschen in ihrem Alltag von einem Ort zum anderen bringen. Expertinnen und Experten sehen die Fahrzeuge als eine gute Alternative zu Raumanzügen, weil Astronautinnen und Astronauten darin besser geschützt sind. Raumanzüge bieten zum Beispiel nur wenig Schutz vor kleinen Meteoroiden.
Noch vor 2030 will Blue Origin das Orbital Reef Realität werden lassen. Bisher hat das Unternehmen noch kein vergleichbares Projekt umgesetzt. Bezos Firma ist vor allem für seine Rakete „New Shepard“ bekannt, mit der sich der Amazon-Gründer auch selbst in den Weltraum befördern ließ.
Moon Valley 2040: ein Dorf auf dem Mond
Das japanische Start‑up Ispace träumt davon, bis zum Jahr 2040 eine Siedlung auf dem Mond zu errichten. Moon Valley soll 1000 Bewohnerinnen und Bewohnern eine Heimat bieten. Mehr als 10.000 Personen sollen den Ort jedes Jahr besuchen können. Möglich sein soll das durch einen Raketenshuttle, der nach Fahrplan Menschen von der Erde zum Mond fliegt, wie das Unternehmen in einem Video erklärt.
Aber wie sollen die vielen Bewohnerinnen und Bewohner plus Besuchende in einer so lebensfeindlichen Umgebung überleben? Das auf dem Mond vorhandene Wasser will Ispace in Sauerstoff und Wasserstoff aufspalten und so zur Energiegewinnung nutzen. In Tankstellen sollen Bewohnerinnen und Bewohner ihre Mondrover betanken können. Ispace geht davon aus, dass sich die Moon-Valley-Bürgerinnen und ‑Bürger nach und nach alle wichtigen Fähigkeiten zum Überleben auf dem Mond aneignen. So soll auch Landwirtschaft möglich werden.
Noch ist die Siedlung auf dem Mond reine Fantasie. Ispace hat noch keinen einzigen Menschen auf den Mond geschickt. Doch den ersten Schritt hat das Unternehmen bereit getan: Im Dezember 2022 schoss eine SpaceX-Rakete den Mondlander Hakuto‑R ins All. Der soll am 25. April dieses Jahres landen. Anschließend will Ispace weitere Missionen Richtung Mond starten und nach und nach Infrastruktur aufbauen, damit Menschen irgendwann dauerhaft auf dem Mond leben können.
Neben Ispace: Auch die Nasa will zum Mond
Auch die Nasa will auf den Mond. Im Rahmen ihrer Artemis-Mission schickte sie bereits im Winter 2022 eine Kapsel auf den Erdtrabanten. Noch in diesem Jahrzehnt will die Raumfahrtbehörde wieder Menschen auf den Mond schicken – darunter mindestens eine Frau. Die Nasa denkt darüber nach, den Mond als eine Art Übungsgelände für zukünftige Marsmissionen zu nutzen.
Elon Musks große Marsreise
Elon Musk will die ersten Menschen zum Mars schicken. Die Pläne hat er schon lange: Noch bevor Musk das Raumfahrtunternehmen SpaceX gründete, wollte er Menschen auf dem Roten Planeten ansiedeln, wie er auf der Onlineplattform IEEE schreibt. Rund eine Million Menschen sollen bis 2050 in einer Marskolonie leben, plant Musk. Der Flug zum Mars soll rund sechs Monate dauern, gibt SpaceX auf der Unternehmenswebsite an.
Die Rakete „Starship“ soll die Reisenden ans Ziel bringen. Die leistungsstärkste Rakete, die bisher je gebaut wurde, ist 120 Meter hoch und 100 Tonnen schwer. Sie soll Platz für 100 Personen bieten. Am vergangenen Montag plante SpaceX einen Testflug mit der Rakete, verschob diesen jedoch auf den 20. April, weil ein Ventil zugefroren war. Auch dieser Testflug scheiterte – die Rakete explodierte nach wenigen Minuten.
SpaceX will noch in diesem Jahrzehnt Menschen zum Mars fliegen
Wann SpaceX die ersten Menschen Richtung Mars schickt, ist unklar. 2016 gab Musk bekannt, dass im Jahr 2025 die erste Mission zu dem Planeten starten soll. Im März 2022 gab er dann auf Twitter bekannt, dass die erste Mission im Jahr 2029 anlaufen soll. SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell sagte im US-Fernsehen, dass noch in diesem Jahrzehnt eine Rakete mit Menschen zum Mars fliegen soll. Shotwell ist optimistisch: Zuerst seien Frachtflüge geplant, anschließend würden Menschen den Mars als eine ernsthafte Option zum Wohnen in Betracht ziehen. Die Ziele sind extrem ambitioniert. Zum Vergleich: Die Nasa plant zum Beispiel erst für 2040 den ersten Marsflug mit Menschen.
Auf dem Weg zum Mars gibt es zahlreiche Hürden: So muss zum Beispiel die Rakete auf der mehr als 55 Millionen Kilometer langen Strecke neu betankt werden. Außerdem bietet der Planet nicht gerade menschenfreundliche Bedingungen: Besucherinnen und Besucher müssen sich auf Minus 60 Grad Durchschnittstemperatur und eine Atmosphäre, die hauptsächlich aus Kohlendioxid besteht, einstellen.
Ein Hotel im All
Nach Ibiza oder in den Weltraum? Diese Frage könnten sich Menschen bald bei der Urlaubsplanung stellen. Das Unternehmen Above Space will schon 2027 ein Hotel im All eröffnen. In einem reifenähnlichen Modul sollen rund 400 Personen Platz haben, die Räume sollen per Fahrstuhl verbunden werden. Schon 2025 will das Unternehmen ein kleineres Modellprojekt starten, in dem rund 28 Personen Platz finden.
Künstliche Schwerkraft sorge für besonderen Comfort, erklärte Above-Space-Chef Tim Alatorre gegenüber CNN. Weil das Modul sich dreht, werde der gesamte Inhalt der Station nach außen gedrückt. In der Mitte gäbe es natürlich keine künstliche Schwerkraft. Dort könnten Besucherinnen und Besucher dann die Schwerelosigkeit am eigenen Leib spüren. Die Zimmer sollen ähnlich wie in irdischen Luxushotels eingerichtet sein. Den Stil will das Unternehmen an den Film „2001: Odyssee im Weltraum“, von Stanley Kubrick anlehnen. Der Science-Fiction-Klassiker von 1968 erzählt die Geschichte der menschlichen Evolution und des Astronauten Bowman.
Die Nasa will das Sonnensystem verlassen – vielleicht
4,34 Lichtjahre – so weit ist das Sternsystem Alpha Centauri entfernt. Zur Einordnung: Ein Lichtjahr entspricht ungefähr 9,46 Billionen Kilometern. Doch von der Entfernung lässt sich die Nasa offensichtlich nicht einschüchtern. Sie legte 2017 ein Konzept für eine Mission in das Sternsystem vor. Alpha Centauri ist der dritthellste Stern am Nachthimmel und liegt im Zeichen des Zentauren.
Teil des Systems ist auch der eventuell bewohnbare Exoplanet Proxima Centauri b, auf dem es vielleicht flüssiges Wasser gibt – eine wichtige Grundlage für Leben. Auf dem Exoplaneten soll eine Sonde nach Anzeichen für außerirdisches Leben suchen. Allerdings wirft der Rote Zwerg, also ein kleiner Stern, um den Proxima Centauri b kreist, Strahlungsstöße aus. Für die meisten Lebewesen wäre das wohl kein idealer Ort. Als Exoplaneten werden Planeten außerhalb unseres Sonnensystems bezeichnet.
Mission der NASA würde 2069 starten
Laut dem Konzept der Nasa würde die Mission 2069 starten – genau 100 Jahre nach der ersten Mondlandung. Die Sonde würde im Jahr 2113 bei Alpha Centauri ankommen. Dafür müsste sie allerdings mit 10 Prozent der Lichtgeschwindigkeit reisen, was bisher noch keine Sonde geschafft hat.
Die Sonde Voyager 1 verließ 1977 unser Sonnensystem und reiste mit weniger als einem Prozent der Lichtgeschwindigkeit, nämlich mit 61.000 Kilometern pro Stunde. Es war die bisher erste Sonde, die das Sonnensystem verlassen hat. Um die nötigen 10 Prozent Lichtgeschwindigkeit zu erreichen, erwägt die Nasa den Einsatz von Kernreaktionen. Auch über Kollisionen zwischen Materie und Antimaterie denkt die Raumfahrtbehörde nach, um die Sonde so schnell wie möglich fliegen zu lassen.
Die Geschwindigkeit ist allerdings nicht das einzige Problem des Konzepts. Bisher gibt es keinerlei Finanzierung und dementsprechend auch noch keinen genauen Plan für die Umsetzung der Mission.
Milena Wurmstädt (RND)