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„Ich habe so viel Scheiße gebaut“Fynn Kliemann räumt in Video Fehler ein

Lesezeit 3 Minuten
Reeperbahn_Festival_Fynn_Kliemann

Influencer Fynn Kliemann

Köln – Influencer und Geschäftsmann Fynn Kliemann hat auf Instagram ein Video veröffentlicht, in dem er Fehler in Zusammenhang mit Geschäften während der Coronapandemie einräumt. Der Clip kommt rund zwei Wochen nach Bekanntwerden von Verwicklungen Kliemanns in fragwürdige Maskeneals. Recherchen des „ZDF Magazin Royale“ hatten sie erstmals offengelegt.

„Ich dachte immer, die Kritik trifft hier den Falschen“, beginnt Kliemann den rund sechs Minuten langen Videoclip. Er habe Belege gesammelt um zu beweisen, dass seine Darstellung der Dinge stimmen würde. Dabei habe er gemerkt: „Es trifft den Richtigen.“

„Vielleicht ein scheiß Unternehmer, aber kein Betrüger“

Kliemann gesteht unter anderem ein, sich als „größter Maskenproduzent Europas“ feiern gelassen zu haben, obwohl er keiner gewesen sei. Er habe zugelassen, dass in seinem Namen geworben wurde, habe Prozesse angeschoben ohne sie richtig zu hinterfragen, habe von Spenden gesprochen, ohne daran beteiligt gewesen zu sein. „Ich habe so viel Scheiße gebaut und dann einfach versagt als dieser Typ, der ich niemals sein wollte: ein Unternehmer. Und das tut mir leid.“ Kliemann räumt weiter ein, er habe Menschen glauben lassen, dass er mit den Masken in seinem Shop nichts verdiene. Eine Wirtschaftsprüferin habe nun ausgerechnet, was an Geld übrig geblieben ist.

Über die Maskenverkäufe in seinem Shop habe er laut Prüfung 282.000 Euro Gewinn gemacht, so Kliemann. Gegenüber dem „Spiegel“ hatte er zuvor von etwa 500.000 Euro gesprochen. Das Geld wolle er nun an NGOs spenden.

Das Video ist kein vollumfängliches Schuldeingeständnis. Immer wieder distanziert sich Kliemann mit seiner Wortwahl von Abläufen und Menschen um ihn herum. „Das war nicht meine Produktion, das waren nicht meine Masken“, sagt er etwa über die Produktion in Bangladesch. Den Fehler, von Masken zum „Selbstkostenpreis“ gesprochen zu haben, minimiert Kliemann implizit, indem er infrage stellt, dass die „exakte“ Deckung von Ausgaben und Erlösen möglich ist. Gleich zu Beginn des Videos blendet Kliemann eine Reihe Richtigstellungen ein und verweist auf weitere Informationen auf seiner Website.

Kliemann kündigt Konsequenzen aus dem Skandal an: Er wolle alle Verflechtungen zu Freund und Geschäftspartner Tom Illbruck und der Unternehmensgruppe Global Tactics auflösen. Außerdem wolle er einen Beirat für sein Unternehmen einrichten und ein Regelwerk für alle seine Unternehmen erarbeiten.

„Ich bin vielleicht ein scheiß Unternehmer, aber ich bin kein Betrüger“, so Kliemann im Video. „Ich will einfach was bewegen.“ Wie es dabei zu den ganzen Fehlern gekommen sei? „Ich wollte krasser sein als ich bin.“

Unternehmen distanzieren sich von Kliemann

Das „ZDF Magazin Royale“ hatte unter anderem Vorwürfe erhoben, wonach Kliemann im ersten Jahr der Coronapandemie Schutzmasken als „fair in Europa produziert“ beworben und verkauft hatte. Gleichzeitig sollen Masken aus Bangladesch unter seinem Namen bei Großanbietern wie About You in den Verkauf gegangen sein. Zudem soll die Kliemann nahestehende Textilfirma Global Tactics minderwertige und fehlerhafte Masken an Geflüchtete gespendet haben. Mit der Spendenaktion brüstete sich Kliemann.

In den Wochen seit Bekanntwerden der Vorwürfe haben sich zahlreiche Unternehmen von Kliemann distanziert, unter anderem About You und Viva con Agua. (ken)