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Star aus „Das Boot" im Interview„Gut, dass ich nie an Bord war“

Lesezeit 5 Minuten
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Tom Wlaschiha

  1. Tom Wlaschiha ist durch „Game of Thrones“ zum Star geworden.
  2. Nun reißen sich die Streaming-Sender um den Deutschen.
  3. Die von Sky produzierte Neuauflage von „Das Boot“, in der er eine Hauptrolle spielt, wird ab dem 3. Januar erstmals im ZDF gezeigt.
  4. Im Interview erzählt er über E-Castings, die dankbaren Bösewicht-Rollen und die Zukunft des Fernsehens.

Sie sind der Hauptdarsteller in der Neuverfilmung von „Das Boot“, sind aber in Ihrer Rolle als Gestapo-Chef von La Rochelle nie an Bord.

Tom Wlaschiha: Darüber bin ich sehr froh, denn ich werde leicht seekrank. In Prag im Studio wurde das Boot als Modell detailgetreu nachgebaut, so dass das Rollen und Schlingern bei der Fahrt simuliert werden konnte. Es ist auch wirklich einigen Kollegen schlecht geworden.

Die Neuverfilmung hat zwei Erzählstränge, eine an Bord und eine an Land mit Ihnen und einer Liebesgeschichte. Wollte man den Stoff damit auch für das weibliche Publikum attraktiver machen, das nicht nur schwitzende Männer in einer Stahlröhre sehen wollte?

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Szene aus „Das Boot“

Es war von Anfang nicht das Ziel, ein Remake des Kinofilms zu machen. Dazu hätte ich auch keine Lust gehabt, denn der Film ist so ikonisch, daran gibt es nichts besser zu machen. Wir wollten ein breiteres Panorama zeigen, um die Zusammenhänge des Krieges und der Besatzung darzustellen.

Jetzt kommt „Das Boot“, das vom Streaming-Dienst Sky produziert und dort auch zuerst gezeigt wurde, ins lineare Fernsehen. Ist das der Weg der Zukunft?

Ich sehe das erstmal positiv, weil es nun auch Zuschauer sehen können, die es bisher nicht schauen konnten. Und das ist für mich als Schauspieler gut. Aber ja, ich denke, das ist die Zukunft in Europa, dass sich mehrere Sender zusammentun, um ein großes Budget stemmen zu können – und so mit den amerikanischen Produktionen mithalten können.

Wie sind die Produktionsbedingungen bei solchen Projekten?

Es gibt ein größeres Budget, was man zum Beispiel an der sorgfältigen Ausstattung und den Kostümen merkt. Es gibt einen internationalen Cast und man dreht in verschiedenen Ländern. Das macht natürlich Riesenspaß.

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Tom Wlaschiha in „Game of Thrones“

Klingt nach einer guten Phase in Ihrem Leben?

Für Schauspieler ist es eine coole Zeit. Aber auch für die Zuschauer. Es sind so viele Anbieter auf dem Markt, die dann auch die herkömmlichen Sender dazu zwingen, mutigere Geschichten zu erzählen.

Die Lage war nicht immer so gut. Sie haben sich vor einigen Jahren einen Agenten in England gesucht, weil sie hier in Deutschland mit den Rollenangeboten nicht zufrieden waren.

Ich habe am Anfang sehr viel Theater gespielt. Mit Ende 20 wollte ich dann drehen. Dann ist es sehr schwer, den Einstieg zu finden. Ich konnte zwar immer von der Arbeit leben, aber ich habe viele Sachen gespielt, die mich nicht interessiert haben. Also, ich habe beschlossen, mich etwas breiter aufzustellen, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen. Mein Englisch ist einigermaßen gut, das hat auch geholfen.

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Kam das noch von Ihrer einjährigen US-Austauschzeit?

Ja, unter anderem. Ich habe natürlich einen Akzent, ich kann nicht glaubhaft einen Engländer oder Amerikaner spielen. Aber das wiederum ist auch eine Nische, da ist die Konkurrenz nicht so groß.

Spielen Sie deshalb oft den Bösewicht, wie jetzt aktuell in der zweiten Staffel bei „Jack Ryan“ bei Amazon Prime einen mordenden Ex-BND-Mann?

Ich habe nichts gegen Bösewichte. Charaktere sollten immer vielschichtig sein, da sind Bösewichte meist die interessanteren Rollen.

Der englische Agent verhalf Ihnen zu einem E-Casting für „Game of Thrones“. Wie läuft sowas?

E-Casting wird immer häufiger gemacht, das fängt jetzt auch in Deutschland an. Weil es einfach sehr zeitaufwendig ist, Schauspieler anreisen zu lassen, bekommt man für die erste Auswahlrunde eine Szene geschickt und nimmt sich selbst mit dem iPhone auf, die haben ja heutzutage Superkameras. Für Dialoge holt man sich einen Kollegen dazu. Ich hatte damals die erste Szene meiner Figur in „GOT“, Jaqen H’ghar, bekommen. Sie hat keine Minute gedauert. Ich wusste nur, dass meine Figur geheimnisvoll sein sollte.

Sie sind aber gar kein Fantasy-Fan?

Nein, wenn ich lese, dann etwas Realistisches. Unter GOT konnte ich mir nichts vorstellen.

Haben Sie Entzugserscheinungen nach dem Ende von GOT?

Nein, habe ich nie, weil ich den Beruf mache, um möglichst viele verschiedene Rollen zu spielen. Für den Bekanntheitsgrad war GOT natürlich ein Geschenk. Für Produzenten bin ich jetzt ein Begriff. Gerade habe ich auf Malta einen italienischen Film für Netflix gedreht.

Wie viele Tage im Jahr sind Sie unterwegs?

Ich bin mehr unterwegs, als ich zuhause in Berlin bin.

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Bei der „Men of the Year“-Gala im Juli

Sie sind rege auf Instagram und auch oft auf roten Teppichen unterwegs. Gehört das zum Geschäft?

Das gehört definitiv zum Geschäft, mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Am Anfang war ich oft nervös bei Interviews, weil man sich dabei nicht hinter einer Rolle verstecken kann.

Sie kommen aus einem 10.000-Einwohner-Ort bei Dresden. Wie reagiert das Umfeld von früher auf Ihren Ruhm?

Ich bin extrem wenig zu Hause, das Umfeld von früher sind eigentlich nur meine Eltern. Die sind natürlich stolz. Aber es ist ein Klassentreffen für nächstes Jahr angesetzt, zum ersten Mal seit 30 Jahren. Da bin ich gespannt drauf.

Ihren Namen – ursprünglich tschechisch – müssen Sie nun rund um die Welt erklären. Haben Sie je daran gedacht, sich einen Künstlernamen zuzulegen?

Noch nie. Wer sich meinen Namen merken will, der wird ihn sich schon merken.

Das Gespräch führte Christiane Vielhaber