Wie gut kennen Sie die Tiere und Pflanzen aus der Region? Während der Gartenschläfer noch bis April im Winterschlaf döst, rückt der Artenschutz in NRW zum Frühjahr besonders gefährdete Arten in den Fokus.
Jochalge, Feuersalamander, SalbeiKennen Sie den Schläfer mit der Zorro-Maske?
Was haben der Kleine Wasserfrosch, die Moorbirke und die Jochalge Serritaniae gemeinsam? Alle drei tragen dazu bei, nicht nur in Nordrhein-Westfalen ein biodiverses Ökosystem aufrechtzuerhalten. Leider haben sie auch gemeinsam, dass ihr Lebensraum von der menschgemachten Klima- und Biodiversitätskrise bedroht ist.
Um auf die Bedeutung der biologischen Vielfalt und des Natur- und Artenschutzes aufmerksam zu machen, benennen verschiedene Institutionen wie der NABU und der BUND die Tier- und Pflanzenarten des Jahres. Wir haben für Sie eine Übersicht der Arten des Jahres 2023 zusammengestellt.
Vogel des Jahres: Das Braunkehlchen
Braunkehlchen sind bis zu 13 Zentimeter große Zugvögel und verbringen den Winter südlich der Sahara im tropischen Afrika. Zur Brut im April treten sie dann einen Rückweg von mehr als 5000 Kilometern an. In NRW angekommen, fühlen sich die Wiesenbrüter besonders in der Nähe von blütenreichen Wiesen und Brachen wohl. Diese Lebensräume werden allerdings immer seltener, weshalb Braunkehlchen in NRW mittlerweile sogar vom Aussterben bedroht sind.
Insekt des Jahres: Das Landkärtchen
Wenn Landkärtchen im Frühjahr aus dem Kokon schlüpfen, sind sie braunorange gefärbt. Die Sommergeneration ist schwarzbraun mit weißen Bändern und gelblichen Flecken. Gesteuert wird dieser so genannte Saison-Dimorphismus hauptsächlich von der Tageslichtdauer in der Entwicklungsphase zwischen Raupe und Falter, auch die Temperatur spielt eine Rolle. Seinen Namen hat er von der stark geaderten Zeichnung auf den Flügelunterseiten. Wer im eigenen Garten etwas für die Falter tun möchte, sollte an halbschattigen Standorten die Brennnesseln stehen lassen. Dort können sich Raupen und Puppen ungestört entwickeln. Wichtig ist auch die Nähe zu Nektarpflanzen, da Landkärtchen keine weiten Strecken zurücklegen.
Schmetterling des Jahres: Das Ampfer-Grünwidderchen
Fühler, die an die gebogenen Hörner eines Widders erinnern und ein metallisch grünlich bis bläulich-türkisfarbenes Schillern sind bezeichnend für Ampfer-Grünwidderchen. Die Grünwidderchen ernähren sich ausschließlich von Wiesen-Ampfer, einer Pflanze, die in intensiv genutzten Vielschnittwiesen kaum eine Chance hat. Als gefährdete Art steht der Schmetterling in Nordrhein-Westfalen auf der Roten Liste. In naturnahen Regionen wie dem Nationalpark Eifel ist das Ampfer-Grünwidderchen noch weit verbreitet und fühlt sich besonders wohl an Brachen, Sümpfen und Waldrändern.
Wildtier des Jahres: Der Gartenschläfer
Momentan sind Gartenschläfer noch im Reich der Träume unterwegs, denn von Oktober bis April halten die Tiere Winterschlaf in Höhlen. In Nordrhein-Westfalen kommt der Pelzträger mit der schwarzen „Zorro-Maske“ vor allem entlang des Rheintals zwischen Bonn und Leverkusen vor. Wie der Name schon sagt, findet man sie besonders in größeren und kleineren Gärten, Parks und an Waldrändern. Die kleinen Nager schlafen den ganzen Tag und begeben sich nachts auf Nahrungssuche, vor allem nach Äpfeln, Birnen und süßen Kirschen. Bundesweit ist der Gartenschläfer stark gefährdet und besonders geschützt. Informationen und Tipps zum Mitmachen beim Gartenschläfer-Schutz gibt die Internetseite www.gartenschlaefer.de .
Lurch des Jahres: Der Kleine Wasserfrosch
Der Kleine Wasserfrosch oder Kleine Teichfrosch ist, wie der Name schon sagt, die kleinste heimische Wasserfrosch-Art. Weibchen werden 5 bis 7,5 Zentimeter groß, Männchen sind mit 4,5 bis 6,5 Zentimetern im Durchschnitt etwas kleiner. Die Oberseite der Frösche ist meist grasgrün gefärbt, daher werden sie oft auch als Grünfrösche bezeichnet. Der Kleine Wasserfrosch bevorzugt vegetationsreiche, eher kleinere und nährstoffarme Gewässer von Gräben und Tümpeln bis zu Waldmoorweihern. Zur Nahrungssuche begeben sich Wasserfrösche auch weit über Land, da sie insgesamt weniger strikt an Gewässer gebunden sind als See- und Teichfrosch.
Fisch des Jahres: Der Flussbarsch
Der Flussbarsch ist ein typischer Jäger in der Erft, aber auch überall in Deutschland weit verbreitet. Jungtiere sieht man oft in Seen beim Baden in Schwärmen durch die Uferbereiche ziehen. Ausgewachsene Barsche jagen vorwiegend Fische, die sie mit ihrem sehr großen Maul überfallartig einsaugen. Oft entsteht dann in Schwärmen von kleinen Fischen Unruhe und man sieht Fischlein auf der Flucht aus dem Wasser wegspringen. Der Barsch frisst auch Laich, Jungfische und wirbellose Tiere. Er bevorzugt mäßige Strömung, sodass man ihn in Gumpen oder in Kehrwassern findet. Mit der Wahl zum Fisch des Jahres soll auf die Notwendigkeit zur ökologischen Aufwertung von Gewässern aufmerksam gemacht werden, um heimische Fischbestände beizubehalten.
Höhlentier des Jahres: Der Feuersalamander
Die schwarz-gelben Amphibien leben in kühlen, feuchten Laub- und Mischwäldern und können bis zu 20 Jahre alte werden. Die Weibchen setzen im Frühjahr ihre voll entwickelten Larven in Bächen ab. Die Larven atmen im Gegensatz zu anderen Lurchen über Kiemenbüschel und entwickeln sich meist innerhalb von drei bis sechs Monaten zu an Land lebenden Salamandern. Den Feuersalamandern geht es jedoch zunehmend schlechter. Grund dafür ist eine eingeschleppte Pilzkrankheit (kurz: Bsal), die bei Feuersalamandern tödlich verläuft. Daher ist es wichtig, bei Arbeiten an Gewässern und in Feuersalamander-Lebensräumen Hygieneregeln wie zum Beispiel die Reinigung und Desinfektion von Stiefelsohlen zu beachten. Das Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen (LANUV) informiert hierzu auf einer eigenen Internetseite.
Baum des Jahres: Die Moorbirke
Die Moorbirke ist eine regelrechte Überlebenskünstlerin: Grundsätzlich auf sonnige Standorte angewiesen, kann sie aber auch starke Fröste bis zu Temperaturen von minus 40 Grad Celsius tolerieren. Auch zeitweise Überflutungen erträgt sie gut und ihre Wurzeln trotzen auch starken Winden. Die Moorbirke verträgt oft als einzige Baumart die sauren und dauerhaft nassen Lebensbedingungen an lebendigen und intakten Mooren. Diesen kommt eine große Bedeutung für die Artenvielfalt und für den natürlichen Klimaschutz zu, denn sie binden Treibhausgase und bieten gleichzeitig Lebensräume für seltene und gefährdete Pflanzen und Tiere. Moorlandschaften sind jedoch durch Austrocknung und den voranschreitenden Klimawandel bedroht, da Dürresommer immer regelmäßiger werden.
Blume des Jahres: Die Kleine Braunelle
Die Kleine Braunelle findet man auf Wiesen, Weiden, Rasen und an Wegrändern. Mit 5 bis 25 Zentimetern Wuchshöhe ist sie eine eher kleine Pflanze. Die vielen blauvioletten Einzelblüten, die am Ende des Sprosses sitzen, bieten während der langen Blütezeit von Juni bis Oktober Nektar und Pollen. Größte Gefährdungsursache für kleine Wildblumen wie Braunellen sind hohe Stickstoffwerte in der Umwelt durch Überdüngung und Gülle, durch Futtermittel-Importe, Verbrennungsprozesse in der Industrie, Verkehrsabgase und Abwasser. Daher verdrängen stickstoffliebende, hochwüchsige Pflanzen wie Brennnessel und Ampfer die kleineren Wildblumen.
Stadtpflanze des Jahres: Das Vierblättrige Nagelkraut
Ursprünglich stammt das Vierblättrige Nagelkraut aus dem Mittelmeerraum. Die kleine Pflanze mit weißen Blüten breitet sich zunehmend in Pflasterritzen in deutschen Innenstädten aus. Ihre Verbreitung bei uns wird durch den Klimawandel begünstigt, da mit zunehmender Wärme ihre Lebensbedingungen in den Innenstädten ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet immer ähnlicher werden.
Arzneipflanze des Jahres: Echter Salbei
Ob als Tee, Gewürz oder Wirkstoff in Medikamenten: Die Blätter des Echten Salbei enthalten Stoffe, die das Wachstum von Bakterien behindern. Der Pflanze wird aufgrund Erfahrungs- und Studienwerten auch eine fördernde Wirkung auf den Stoffwechsel und die Senkung von Cholesterinwerten zugeschrieben. Echter Salbei, auch Wiesen-Salbei genannt, ist jedoch auch Balsam für die Artenvielfalt: In trockenen und mageren Wiesen ist die Pflanze eine wichtige Nektarquelle für Insekten. Ähnlich wie bei der Kleinen Braunelle, schaden hohe Stickstoffwerte der Ausbreitung und Instandhaltung von Salbeisträuchern.
Orchidee des Jahres: Das Herzblättrige Zweiblatt
Das Herzblättrige Zweiblatt zeichnet sich durch zwei herzförmige Blätter aus, die sich am unteren Teil des Stängels gegenüberstehen. Der Blütenstand hat fünf bis zehn locker angeordnete, kleine, grüne bis gelbgrüne, manchmal auch rötliche Blüten. Die Orchidee blüht von Ende Mai bis Juli. Die unscheinbare Orchidee sei von den klimatischen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte besonders betroffen, teilten die Arbeitskreise Heimischer Orchideen der Bundesländer mit. In Nordrhein-Westfalen gilt sie ebenfalls als vom Aussterben bedroht. Die wenigen Restvorkommen befinden sich im Sauer- und Siegerland.
Flechte des Jahres: Die Falsche Rentierflechte
Die Falsche Rentierflechte mag sonnige warme Standorte auf kalk- oder zumindest basenhaltigen, trockenen Böden. Wenn das Nährstoffangebot zu groß wird, hat sie es allerdings schwer, sich gegen Blütenpflanzen zu behaupten. Im Gegensatz zur echten Rentierflechte (die ebenfalls bereits Flechte des Jahres war) meidet sie weitgehend die Wälder. Ansonsten ist sie aber von der Küste bis ins Mittelgebirge anzutreffen. Sie kommt in Nordrhein-Westfalen in Heide- und Sandlebensräumen wie zum Beispiel der Dellbrücker sowie der Wahner Heide zwischen Köln und Bonn vor. Ihre Lebensräume sind ebenfalls durch hohe Stickstoffwerte und potenziellen Flächenverlust gefährdet.
Alge des Jahres: Die Jochalge Serritaenia
Beim Stichwort Alge denkt man an Pflanzen, die im Wasser leben und die ohne nicht können. Die „Serritaenia“, eine Jochalgenart, ist anders und deswegen Alge des Jahres: Sie bildet wasserspeichernde Gallert-Kapseln, die dafür sorgen, dass sie auch kurze Trockenperioden problemlos übersteht. Wenn sie einmal austrocknet, kann sie durch Befeuchtung wiederbelebt werden.
Die Kapseln haben aber ebenfalls die Funktion, die Algenzellen vor intensiver UV-Strahlung zu schützen, die das Erbgut schädigen kann. Die „Serritaenia“ besiedelt das feuchte Bodenklima in Wäldern und lebt dort zum Beispiel in Moospolstern, die den richtigen schwammartigen, feuchten Lebensraum bieten, beispielsweise im Oberbergischen Land bei Köln.