Geiselnahme von GladbeckEx-Geiseln gegen Freilassung
Düsseldorf – Im August 1988 zogen Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski mit Geiseln durch mehrere Bundesländer und die Niederlande. Drei Menschen starben. Jetzt warnen ehemalige Geiseln vor einer Freilassung der Täter.
25 Jahre nach dem blutigen Geiseldrama von Gladbeck haben zwei ehemalige Geiseln vor einer Freilassung der Täter gewarnt. Ein psychiatrisches Gutachten hatte zuvor empfohlen, den Geiselnehmer Dieter Degowski über mehrere Jahre hin auf eine Entlassung vorzubereiten. Wie der „Spiegel“ berichtet, soll diese Phase etwa drei Jahre dauern. Die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Arnsberg will an diesem Mittwoch über eine mögliche Entlassung Degowskis beraten.
Die Italienerin Tatiana de Giorgi, deren 15 Jahre alten Bruder Emanuele 1988 von Degowski erschossen wurde, kritisierte eine mögliche Freilassung. Die 43-jährige Ines Falk, deren Freundin Silke Bischoff beim Zugriff der Polizei laut dem Untersuchungsbericht durch Rösner getötet wurde, sagte, sie habe immer noch Angst, „dass eines Tages einer der Gangster vor meiner Tür steht“.
Vom 16. bis zum 18. August 1988 fuhren die Geiselgangster Dieter Degowski und Karl-Heinz Rösner nach einem Banküberfall drei Tage durch NRW, Niedersachsen, Bremen und die Niederlande. Mehrfach nahmen sie Geiseln. Während der Irrfahrt wurden zwei Geiseln und ein Polizist getötet, mehrere Menschen wurden verletzt. 1991 wurden die Täter unter anderem wegen Geiselnahme mit Todesfolge und Mordes (Degowski) sowie versuchten Mordes (Rösner) zu lebenslanger Haft verurteilt.Der in der JVA Werl einsitzende Degowski hat seine Mindesthaftzeit verbüßt. Der Essener Psychiater Norbert Leygraf empfiehlt in seinem Gutachten für das Gericht, den 57-Jährigen drei Jahre lang auf eine mögliche Freilassung vorzubereiten. Eine Gefahr gehe von Degowski nicht mehr aus.
Tatiana de Giorgi sagte dem „Spiegel“, „Ich bin mit einer Entlassung von Degowski auf keinen Fall einverstanden. Er hat meinen Bruder vor meinen Augen umgebracht, das ist doch wohl keine Kleinigkeit.“
Der damalige Fraktionsvorsitzende der SPD im Düsseldorfer Landtag, Friedhelm Farthmann, zog aus Anlass des Jahrestags (16. August) kritisch Bilanz des damaligen Polizeieinsatzes. Es handle sich um „ein ganz schlimmes Staatsversagen von A bis Z“, sagte Farthmann der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Wir sind mit der liberalen Innenpolitik im Fall Gladbeck voll vor die Wand gefahren.“