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Neues aus dem Hause ThunbergDiese Karriere strebt Gretas Schwester an

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Beata Ernman (v.l.n.r.), ihre Schwester Greta und ihre Eltern Malena Ernman und Svante Thunberg (Archivbild)

Stockholm – Um Greta Thunberg ist es in letzter Zeit etwas stiller geworden. So manchem war die Omnipräsenz des Mädchens auch einfach zu viel geworden – die 17-Jährige erfuhr nicht nur weltweit Bewunderung, sondern auch viel Häme und böse Angriffe.

Nun gibt es Neues aus dem Hause Thunberg. Gretas Schwester Beata Ernman tritt auf einer ganz anderen Bühne vor die Öffentlichkeit: Sie will Musical-Star werden. Während Thunberg mit Vater Svante im Kampf gegen die Klimakrise nach Amerika reiste, blieb Beata mit Mutter Malena daheim in Stockholm, um neben der Schule an der eigenen Musikkarriere zu basteln.

Beata Ernman und Malena Ernman als Édith Piaf zu sehen

Die 14-Jährige galt bislang vor allem als „die Schwester von...“ – das soll sich in diesem Jahr ändern. Am 19. September feiert das Musical „Forever Piaf“ Premiere in einem Theaterhaus in Stockholm. In der Hauptrolle: Beata Ernman. Bis Ende November ist Greta Thunbergs kleine Schwester dann als junge Édith Piaf zu sehen und zu hören – an der Seite ihrer Mutter, die die ältere Piaf verkörpern wird.

„So lange ich zurückdenken kann, habe ich getanzt und gesungen“, wird Beata Ernman in einer Mitteilung zum Musical zitiert. Die Musik von Édith Piaf habe ihre Kindheit begleitet. „Dass ich ihre unsterbliche Musik aufführen darf, ist ein Traum, der in Erfüllung geht.“

Beata Ernman hat erste Single schon veröffentlicht

Damit schlägt die 14-Jährige eine ähnliche Laufbahn wie ihre Mutter ein: Malena Ernman ist in Schweden als Opernsängerin bekannt, hat das Abba-Land aber auch 2009 beim Eurovision Song Contest vertreten. Ihr Mann, Schauspieler und Produzent, hatte sich vor allem um die Karriere seiner Frau gekümmert.

Nachdem aber bei beiden Töchtern eine Form von Asperger – eine leichtere Ausprägung von Autismus – diagnostiziert wurden, kümmern sich die Eltern bisher ausschließlich um die Kinder.

Im Mai hatte Beata ihren Debütsong „Bara du vill“ (Wenn du nur willst) veröffentlicht. „So stolz auf meine supertalentierte Schwester“, schrieb Thunberg damals auf Instagram. Auf Spotify haben sich den Song bislang knapp 190 000 Menschen angehört.

Alles muss oft mucksmäuschenstill sein

Während Greta Thunberg in der Regel leise und zurückhaltend spricht, verfügt Beata Ernman schon mit 14 über eine überaus kräftige Stimme. Das beweist unter anderem das von dem Stockholmer Theater veröffentlichte Video einer Gesangsprobe, in dem sie mit stark gerolltem R den Piaf-Klassiker „Non, je ne regrette rien“ (Nein, ich bereue nichts) schmettert.

Als Kind hatte sie immer wieder plötzliche Wutanfälle, die ihre Mutter im Familienbuch „Szenen aus dem Herzen“ als „meltdowns“ – das lässt sich als Zusammenbrüche oder als Kernschmelze übersetzen – beschreibt. Beata ruft ihrer Mutter „Du blöde Schlampe!“ und noch Schlimmeres entgegen, sie ist hochsensibel, ganz besonders bei Geräuschen. Alles muss oft mucksmäuschenstill sein, sonst explodiert das junge Mädchen.

Bei Greta geht es aufwärts, bei Beata fangen die Probleme an

Es sind traurige Phasen, die die Familie gleich zweimal durchmachen muss: Erst ringen die Eltern um Gretas psychische wie physische Gesundheit, Beata erhält in dieser Zeit wenig Aufmerksamkeit und zieht sich zurück. „Beata verschwindet in ihrem Zimmer, sobald sie von der Schule nach Hause kommt. Wir kriegen sie kaum zu Gesicht. Sie spürt unsere Unruhe und geht uns aus dem Weg“, beschreibt es ihre Mutter. Als es mit Greta schließlich aufwärts geht, fangen die Probleme von vorne an – bei Beata.

„Ich dachte, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt“, erzählte das Mädchen in einer Talkshow des schwedischen Senders TV4. Nach langen Untersuchungen wurden bei ihr letztlich ADHS mit Zügen des Asperger-Syndroms sowie Zwangsstörungen und Trotzverhalten diagnostiziert. Die klare Diagnose habe sie erleichtert, sagt Beata Ernman. „Das war wie eine Erklärung für alles.“

Ihre Mutter erkennt in dieser schweren Zeit aber noch etwas anderes. „Sie lebt und atmet Musik und Tanz“, schreibt sie in „Szenen aus dem Herzen“. Als Opernsängerin kenne sie niemanden mit einem besseren Gehör als sie selbst – „außer Beata“. Für viele Autisten ist die Diagnose Teil ihrer Identität. Auch Greta Thunberg schrieb bei Twitter: „Ich habe Asperger und das bedeutet, dass ich manchmal ein bisschen anders als die Norm bin. Und – unter den richtigen Umständen – kann Anderssein eine Superkraft sein.“ Und die probiert nun wohl auch ihre Schwester aus. (mit dpa)