Großeinsatz im RuhrgebietPolizisten nehmen bei Clan-Razzia Polizeischüler fest
Bielefeld – Nach der Großrazzia gegen Clankriminalität im Ruhrgebiet ermittelt die Polizei auch gegen einen Polizeischüler. Der Kommissaranwärter soll am frühen Sonntagmorgen Widerstand gegen eine Kontrolle in Essen geleistet haben, wie eine Sprecherin der Polizei Essen am Montag sagte. Gegen ihn seien eine Strafanzeige erstattet und disziplinarrechtliche Ermittlungen eingeleitet worden.
Polizeischüler leistete massiven Widerstand
Das „Westfalen-Blatt“ hatte über den Vorfall berichtet. Nach Informationen der Zeitung soll der 19-jährige Polizeischüler mit drei anderen Männern in einem Auto kontrolliert worden sein. Gegen eine Durchsuchung durch seine Kollegen soll er sich massiv gewehrt haben und versucht haben, sich loszureißen. Den Zeitungsinformationen zufolge habe er die Rechtmäßigkeit des Polizeieinsatzes angezweifelt. Die „Bild“-Zeitung (kostenpflichtiger Inhalt) berichtete, dass die jungen Männer die Beamten durch Gelächter und herablassende Bemerkungen provoziert hätten.
Etwa 1300 Polizisten waren am Samstagabend zeitgleich unter anderem in Dortmund, Essen, Duisburg, Recklinghausen, Bochum und Gelsenkirchen im Einsatz. Insgesamt wurden laut NRW-Innenministerium mehr als 1500 Menschen und über 100 Shisha-Bars, Wettbüros, Spielhallen und Diskotheken kontrolliert. Dabei wurden unter anderem mehr als Hundert Kilogramm unversteuerter Tabak und zehn Waffen beschlagnahmt. 25 Betriebe mussten von den Behörden wegen Baurechts- oder Hygienemängeln sofort geschlossen werden. Laut NRW-Innenministerium handelte es sich um die größte Razzia gegen Clankriminalität in der Geschichte des Bundeslandes.
In Duisburg soll nach Angaben der Polizei im Laufe des Tages entschieden werden, ob in zwei Fällen Haftbefehl beantragt wird. Dort waren zwei Tatverdächtige wegen des Handelns mit Betäubungsmitteln festgenommen worden. In Essen wurden gegen einen Mann Ermittlungen wegen Diebstahls eröffnet. Bei der Razzia fielen nach Polizeiangaben mehrere Personen auf, die Ersatzfreiheitsstrafen absitzen müssten.
„Solch ein Einschreiten war überfällig“
Die Polizei-Gewerkschaften begrüßten das Vorgehen ausdrücklich. „Im Prinzip war ein solches Einschreiten längst überfällig. Der Staat zeigt hier Stärke, indem er kompakt und geschlossen auftritt“, sagte Michael Mertens, der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen, am Montag. Ähnlich hatte sich die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) am Sonntag geäußert.
Nach Ansicht von Mertens hat sich der Aufwand gelohnt. „Wenn Lokale geschlossen werden nach solchen Aktionen, weil sie den Vorschriften nicht entsprechen, ist das ein klares Zeichen“, sagte er. „Ich finde den Ertrag erstaunlich in der kurzen Zeit.“ (dpa)