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„Gute Zeiten, schlechte Zeiten” erklimmt den 7000er

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Köln/Potsdam – Den Bewohnern des Berliner Kolle-Kiezes war schon immer etwas mehr vergönnt: Sie verlieben sich dramatischer, sie trennen sich spektakulärer, oft wirft ihnen das Schicksal auch besonders große Knüppel zwischen die Beine.

Die RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten”, die in dem fiktiven Berliner Kiez spielt, erzählt den Alltag, aber mitunter in grelleren Farben, das ist der Reiz. Am Mittwoch (19.40 Uhr) kommt eher unbeabsichtig eine in diesen Tagen besonders verrückte Volte hinzu: Man fliegt in den Urlaub. Für den Normalo vor dem Fernseher in Corona-Zeiten ja undenkbar.

Dass die tägliche Soap mit einem Trip nach Fuerteventura ihren Figuren etwas gönnt, hat einen guten Grund. Es läuft die 7000. Folge - in Spielfilmlänge. Nach Angaben von RTL schafft es keine andere Serie im deutschen Fernsehen auf mehr Folgen. GZSZ läuft seit 1992. Wenige andere Sendungen prägten so das Gesicht von RTL.

In der Jubiläumsfolge stehen vor allem die Frauen der Serie im Vordergrund. Nina, Maren und Yvonne freuen sich auf einen gemeinsamen Urlaub. Kurz vor dem Abflug stellt Maren allerdings fest, wie schlecht es ihrer Freundin Katrin geht, die aktuell mit einem Alkoholproblem kämpft. Also nimmt sie sie mit - was den Trip deutlich verkompliziert. Durch eine Verkettung mehrerer Umstände stranden die Frauen nach einer Bootstour. Sogar die Wasservorräte werden knapper.

„Wir waren tatsächlich zwei Wochen auf Fuerteventura und haben dort gedreht”, sagt Schauspielerin Ulrike Frank der Deutschen-Presse Agentur. „Der Wind ist heftig. Und durch den Sand zu stapfen, war für alle im Team eine große Herausforderung. Aber natürlich auch sehr schön.” Das alles geschah im Februar und wie es sich für eine tägliche Sendung mit großem Durst nach Material gehört, parallel zum normalen Drehalltag im Studio in Potsdam-Babelsberg.

Frank spielt in der Soap Katrin, mit vollem Namen Katrin Flemming. Sie ist seit mehr als 4000 Folgen dabei und gehört damit zu den etabliertesten Figuren, so wie auch Daniel Fehlow (Leon), Felix von Jascheroff (John) und Wolfgang Bahro, der als ewiger Fiesling und „Deutschlands bester Anwalt” Jo Gerner für GZSZ das ist, was J.R. Ewing für „Dallas” war: eine Ikone. „Ich bin damals von einer Gastrolle für vier Monate ausgegangen”, sagt Ulrike Frank. Dass ich so lange bleibe, damit hätte ich damals nicht gerechnet.”

Dass GZSZ so lange bleiben würde, damit hatten am Anfang auch nicht alle gerechnet. 1992 begann man als Nachahmung des australischen TV-Hits „The Restless Years”, schnell emanzipierte sich GZSZ aber vom Vorbild. Die Quoten - in der Frühphase gar nicht so berauschend - wurden sehr schnell sehr viel besser. Bis heute sind sie formidabel.

Das hat auch damit, zu tun, dass GZSZ dazulernt. Klar, die Geschichten sind mitunter „Larger than life”, größer als das Leben. Katrin Flemming hat Jo Gerner mal an einen Eisenhaken gehängt, um zu erfahren, ob die gemeinsame Tochter noch lebt. Aber die Charaktere verändern sich. Sogar Gerner hat mittlerweile mal „gute” Züge.

„Wir wollen keine Comicfiguren, die zweidimensional nur schwarz oder weiß sind”, sagt Produzentin Petra Kolle. Die Zuschauer sollen ihre Motive verstehen, darauf habe man in den vergangenen Jahren sehr geachtet. „Es ist natürlich viel einfacher, eine Puff-Peng-Panzerknacker-Geschichte zu machen, in der die Guten gut sind und die Bösen böse”, sagt Kolle. „Doch so verliert man auf Dauer sein Publikum, glaube ich.” Folgt man Kolle, kann grundsätzlich jede Geschichte im GZSZ-Kosmos erzählt werden. Die Frage sei nur, wie.

„Natürlich hilft es, wenn man Drachen, Krieg und Krankenhäuser hat, um dramatische Geschichten zu erzählen”, sagt sie. Aber das habe man alles nicht. „Also müssen wir kreativ bleiben und uns etwas anderes einfallen lassen.” Ob das Thema Corona in der Serie aufgegriffen wird, ist übrigens noch offen. Erstmal geht es in den Urlaub. (dpa)