Weltweit einzigartigStadt in den Niederlanden verbietet Werbung für Billigfleisch

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Fleischwaren liegen in einer Theke einer Fleischerei. (Symbolbild)

Haarlem – Der Großteil der Deutschen setzt beim Fleischkauf nach wie vor auf günstige Ware der Haltungsstufe 1 oder 2. In den Niederlanden ist das ähnlich, in der Stadt Haarlem, westlich von Amsterdam gelegen, könnte sich das – so jedenfalls die Hoffnung der Politik – nun ändern. Dort dürfen Discounter im öffentlichen Raum Billigfleisch künftig nicht mehr bewerben. Zugutekommen soll das dem Klima.

Auf Plakaten an der Bushaltestelle oder auf großen Screens in der Einkaufsmeile: Discounter preisen ihre „Knallerpreise“ in den Niederlanden wie in Deutschland großflächig und werbewirksam an. Ab 2024 dürfen Billigfleischprodukte auf den großen Tafeln oder auf Straßenbahnen allerdings nicht mehr zu sehen sein. Die Hauptstadt der Provinz Nordholland begründet ihr Verbot mit der Klimakrise.

Werbeverbot in Haarlem: Fleischproduktion verursacht große Menge Emissionen

Tierhaltung, Gülleabfälle oder die Erzeugung von Futtermitteln – massenhaft und billig produziertes Fleisch erzeugt jede Menge Treibhausemissionen. Für ein Kilogramm Rindfleisch werden im Durchschnitt etwa 13,6 Kilogramm Kohlendioxid (CO₂) ausgestoßen.

„Wir können den Menschen nicht sagen, dass es eine Klimakrise gibt, und sie dann ermutigen, Produkte zu kaufen, die Teil der Ursache sind“, sagte die niederländischen Politikerin Ziggy Klazes dem Radiosender Haarlem105. Bio-Fleisch kann demnach weiter beworben werden.

Verbot sorgt in Niederlanden für Kritik

Klazes Partei Groenlinks, auf deutsch grün-links, hat den Schritt – der weltweit ein Novum bedeutet – initiiert. Ende vergangenen Jahres nahm der Stadtrat der Kommune den Antrag an, auch die Christdemokraten in Haarlem stimmten zu. Das Verbot sorgt in den Niederlanden für Diskussionsstoff und hitzige Debatten.

Kritiker bezeichnen es als Zensur, auch Juristen haben Bedenken. Es sei wahrscheinlich, dass Supermarkt-Ketten dagegen klagen werden, äußert ein niederländischer Jura-Professor seine Bedenken. Proteste gab es von verschiedenen Seiten: Fleischproduzenten, Bauern sowie Fleischliebhaber äußerten bereits ihren Unmut.

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Neben Billigfleisch verschwindet auch die Werbung für andere Klimaschädlinge aus der Öffentlichkeit. Das wiederum ist in den Niederlanden nichts Neues. Auch in anderen Städten gibt es dort bereits ähnliche Werbeverbote.

In Amsterdam, Leiden und Den Haag dürfen zum Beispiel Flüge, Autos mit Verbrennungsmotor und die fossile Brennstoffindustrie nicht beworben werden. Das Werbeverbot in Haarlem soll ebenfalls für diese Bereiche gelten.

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