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„High Fidelity”: Nick Hornby wird 65

Lesezeit 4 Minuten

London – An welches seiner Bücher sich die Menschen am ehesten erinnern, ist Nick Hornby egal. „Ich wäre schon zufrieden, wenn eins für den Rest meines Lebens gedruckt wird”, sagte der Bestseller-Autor dem „Guardian”.

„Ich glaube, "High Fidelity" hätte ein paar witzige Fußnoten, wenn es das in 100 Jahren noch gibt.” Der Roman um einen Plattenladen-Besitzer und seine gescheiterten Beziehungen zählt neben „About A Boy” und „Fever Pitch” zu den berühmtesten Büchern von Nick Hornby. Am Sonntag (17. April) wird der Brite 65 Jahre alt.

Seinen bislang letzten Roman, „Just Like You”, veröffentlichte Hornby vor zwei Jahren. Er spielt zur Zeit des Brexit-Referendums und handelt von der Liebesbeziehung einer geschiedenen weißen Lehrerin und Mutter zweier Jungs zu einem 20 Jahre jüngeren, schwarzen Aushilfsschlachter. Das war für Hornby, der in Nord-London lebt, neues Terrain. „Ich wollte, dass das Buch meine Stadt repräsentiert”, sagte er der „Times”. „Wenn ich meine Tür öffne, bin ich in einer Multi-Kulti-Nachbarschaft, trotzdem hab ich nie darüber geschrieben.”

Hauptsächlich hatte er, wie er selbst sagt, über weiße Männer wie ihn geschrieben. Oft sind es besessene Fans. So wie in „Fever Pitch”, das vor rund 30 Jahren seine Karriere als Schriftsteller begründete. Bis dahin hatte Hornby, der 1957 in der Kleinstadt Redhill in Surrey geboren wurde, als Lehrer und freischaffender Journalist gearbeitet.

Die Sammlung von Memoiren erschien in Deutschland als „Fever Pitch: Ballfieber – Die Geschichte eines Fans”. Das Buch hat keine Kapitel, sondern ist lose anhand von Erinnerungen an Spiele des englischen Fußballclubs Arsenal gegliedert, dessen glühender Fan Hornby ist.

Drei Jahre später erschien „High Fidelity”. Dessen Hauptfigur ist ein Musikbesessener, das Buch gespickt mit unzähligen popkulturellen Referenzen - und Liebeskummer. „Jedes Mal, wenn ich aus irgendeinem Grund wieder in das Buch geschaut habe, war ich beeindruckt von seiner Melancholie”, schrieb Hornby in einer Kolumne für das „Rolling Stones”-Magazin. Der Roman verkaufte sich Millionen Mal und wurde 2000 mit John Cusack in der Hauptrolle verfilmt. 2006 folgte ein Musical und 2020 eine kurzlebige TV-Serie mit Zoë Kravitz.

Auch „Fever Pitch” wurde zweimal verfilmt, wenn auch nur lose auf Basis der Buchvorlage. 1997 kam „Ballfieber” mit Colin Firth ins Kino. Für die US-Adaption wurde 2005 aus dem Fußball- ein Baseball-Fan, den US-Showmaster und Comedian Jimmy Fallon spielte.

Irgendwie findet sich Hornby in fast jedem seiner Bücher selbst wieder, zumindest in Ansätzen. Auch in seinem 1998 veröffentlichten, ergreifenden Roman „About A Boy” ist der Protagonist, den Hugh Grant später auf der Leinwand spielte, ein Arsenal-Fan und Musikliebhaber. Der ewige Junggeselle Will Freeman freundet sich mit einem Schuljungen an, dessen Mutter suizidgefährdet ist.

Danach widmete sich Hornby häufiger weiblichen Hauptfiguren, denn die hätten „mehr Probleme als weiße Männer”, so Hornby. In „How To Be Good” schrieb er 2001 erstmals aus der Perspektive einer Frau. „Ich hatte mich zunehmend gefragt, ob Frauen tatsächlich insgesamt interessanter sind als Männer in meinem Alter”, sagte er im Interview der „Irish Times”. Und außerdem: „Man kann ja nicht für immer über sich selbst schreiben.”

In „A Long Way Down” begegnen sich auf einem Hausdach zwei Frauen und zwei Männer, die sich ursprünglich das Leben nehmen wollten, es sich dann aber anders überlegen. „Juliet, Naked” dreht sich um Annie, die - typisch Hornby - unter der extremen Musikleidenschaft ihres Freundes leidet. „Funny Girl” handelt von einer jungen Frau, die in den 1960er Jahren in London TV-Komikerin werden will.

Mittlerweile hat sich Hornby als Drehbuchautor für Kino und Fernsehen etabliert. Seine eigenen Bücher adaptiert er allerdings ungern, „Ballfieber” blieb eine Ausnahme. Für den Coming-of-Age-Film „An Education” und das Drama „Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten” erhielt er 2010 und 2016 jeweils eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bestes Adaptiertes Drehbuch. Die von ihm geschriebene Fernsehserie „State Of The Union”, bei der Stephen Frears Regie führt, geht demnächst in ihre zweite Staffel.

Häufig arbeitet er mit der Filmproduzentin Amanda Posey zusammen, die auch seine zweite Ehefrau ist. Aus erster Ehe hat Nick Hornby einen Sohn, der 1993 zur Welt kam und Autist ist. Hornby gründete deshalb eine Stiftung, die Kinder und Jugendliche mit Autismus oder Asperger-Syndrom fördert.

Mit Posey hat der Autor zwei weitere Söhne, die 2001 und 2004 geboren wurden. Beide sind natürlich glühende Arsenal-Fans. Die Familie lebt im Londoner Stadtteil Highbury - ganz in der Nähe des Fußballstadions.

© dpa-infocom, dpa:220415-99-928983/3 (dpa)