Beim Rock- und Popfestival „Highfield“ sind am Samstag zwei Gondeln eines Riesenrads in Brand geraten. So ist der aktuelle Stand der Ermittlungen.
FeuerMehr als 20 Verletzte bei Riesenrad-Brand auf Festival – Darum spielte Ski Aggu dennoch weiter
Ausgelassen feiern Tausende Menschen beim Highfield-Festival bei Leipzig. Doch dann gerät das Riesenrad auf dem Festivalgelände in Brand, plötzlich stehen zwei Gondeln lichterloh in Flammen.
Nach Polizeiangaben werden mindestens 23 Menschen verletzt – vier davon erleiden Brandverletzungen, einer zieht sich eine Sturzverletzung zu. Die anderen Verletzten, darunter Ersthelfer und auch mindestens vier Polizeibeamte, werden im Krankenhaus auf eine mögliche Rauchgasvergiftung untersucht.
Zum Alter und zum Geschlecht der Verletzten kann die Polizei keine Angaben machen. Auch die genaue Zahl der Verletzten sei noch nicht abschließend geklärt, sagt die Sprecherin. Die beiden in Brand geratenen Gondeln werden durch das Feuer zerstört.
Rund 25 Menschen bei Riesenrad-Feuer verletzt –darunter auch Polizeibeamte
Einen Tag nach dem Brand auf einem Riesenrad beim Highfield-Festival nahe Leipzig steht die Frage im Vordergrund, wie es zu dem Unglück mit zwei Dutzend Verletzten kommen konnte. „Der Brandort wurde abgesperrt. Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen und prüft den Einsatz eines Brandursachenermittlers“, sagte Polizeisprecherin Josephine Sader.
Gegen 21 Uhr war zunächst eine der 24 Gondeln des Riesenrads in Brand geraten. Dann griff das Feuer auf eine zweite Gondel über. Was genau in diesen Minuten geschah, versuchen die Ermittler noch zu klären. Bei der Ursachenforschung sind sie am Sonntag jedoch schon mal einen Schritt weiter gekommen. Einer ersten Einschätzung zufolge spielte unterhalb des Fahrgeschäfts befindliches Material eine Rolle, wie die Leipziger Polizei bei X schrieb. Das Material geriet „auf bisher nicht bekannte Art und Weise“ in Brand und griff dann auf eine Gondel über.
Feuer auf dem Highfield: So äußert sich der Riesenrad-Betreiber
Am Sonntag äußerte sich auch der Betreiber des Riesenrades zum Feuer, das seiner Auskunft nach bei einem Fahrgastwechsel ausgebrochen sei. „Meine Mitarbeiter sagten mir, dass keine Menschen in der Gondel saßen, als das Feuer ausbrach“, sagte Sebastian Hannstein aus Bremen. Er sei schockiert und fassungslos. „Seit Generationen betreibt meine Familie Riesenräder. So etwas ist noch nie passiert“, betonte er.
Seine Mitarbeiter hätten geistesgegenwärtig reagiert, als sie die Flammen sahen, erläuterte Hannstein. „Sie haben das Riesenrad beschleunigt und so die Evakuierung der anderen Gondeln beschleunigt.“ Wie viele Menschen beim Ausbruch des Feuers in den anderen Gondeln saßen, konnte der Betreiber nicht sagen.
Nach seinen Angaben ist das Riesenrad 38 Meter hoch und hat 24 Gondeln. „Das Fahrgerät ist sieben Jahre alt. Das ist kein Alter für ein Riesenrad. Ich habe eines das ist 30 Jahre alt.“ Zu einer möglichen Ursache wollte er sich nicht äußern.
Darum spielte Ski Aggu trotz des Feuers auf dem „Highfield“ weiter
Als die ersten Flammen sichtbar wurden, stand Rapper Ski Aggu (26) auf der Bühne. In seiner Instagram-Story schreibt er kurze Zeit später: „Ich bin absolut bestürzt und schockiert über den Riesenradbrand während meiner Show auf dem Highfield. Mir wurde nur aufs Ohr gesagt, dass ich unter keinen Umständen die Show abbrechen, sondern zunächst mit euch im Dialog bleiben sollte, damit keine Massenpanik entsteht.“
Priorität sei gewesen, dass die Situation nicht weiter eskaliere. Das habe zum Glück auch funktioniert. „Danke, dass ihr alle so ruhig geblieben seid und dadurch eventuell Schlimmeres verhindert habt.“
Entscheidend dafür sei vor allem die Arbeit der Rettungskräfte gewesen, die schnell reagiert hätten. „Vielen Dank für euren Dienst!! Ich wünsche allen Betroffenen, dass es euch bald besser geht“, schreibt der Rapper aus Berlin, der mit bürgerlichem Namen August Jean Diederich heißt und dessen Markenzeichen eine Skibrille ist.
„Highfield“ wird nach Unterbrechung fortgesetzt – Besucher zwiegespalten
Das von rund 30.000 Gästen besuchte Rock- und Popfestival am Störmthaler See wurde im Anschluss für rund zwei Stunden unterbrochen. Danach ging die Show mit einem Auftritt des Rappers Cro weiter. Doch nicht alle Festivalbesucher waren sich sicher, ob das die richtige Entscheidung war. Wie zum Beispiel der 27-jährige Ricky. Er empfand die Stimmung als gedrückt, lobte jedoch die Veranstalter für ihr Vorgehen: „Es gab klare Ansagen und wir wussten, was passiert ist.“
Festivalbesucher Guido aus Köln berichtete in der Nacht, das Riesenrad sei plötzlich schneller gefahren. Die brennenden Gondeln hätten dann ganz oben gestanden. „Dann herrschte Totenstille“, schilderte der 58-Jährige.
Die 40-jährige Stephanie aus dem sächsischen Werdau war besonders geschockt. Sie war nach eigenen Angaben nur wenige Minuten vor dem Brand noch selbst auf dem Riesenrad gewesen. „Wir haben irgendwie Plastik gerochen und dachten, das kommt vom Zeltplatz“, schilderte sie. Als sie dann die Flammen an den Gondeln sah, konnte sie kaum glauben, wie knapp sie davongekommen war. (ve mit dpa)