In AustralienAnwohner liefern sich Wettrüsten mit Kakadus
Sydney/Konstanz – Weder schwere Steine noch Schlangen-Attrappen konnten sie aufhalten: Im australischen Sydney plündern Kakadus hunderte Mülltonnen von Bürgerinnen und Bürgern. Diese reagieren darauf mit immer ausgefeilteren Schutzmechanismen für ihre Mülltonnen.
Das ungewöhnliche Wettrüsten beschäftigt nun sogar Forscher des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie bei Konstanz. Ihre Studie haben sie in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht.
Forscherteam beobachtet Kakadus in Australien
Für ihre Studie beobachtete das Forscherteam um Barbara Klump mehr als 3000 Mülltonnen in vier Vororten der australischen Großstadt. Alle Tonnen hatten die Gelbhaubenkakadus mindestens einmal nachweislich geöffnet. „Sobald ein Kakadu eine Mülltonne geöffnet hat, kommen andere Kakadus hinzu und versuchen, etwas Leckeres zu essen abzubekommen“, sagte Klump der Deutschen Presseagentur.
„Sie mögen Brot sehr gerne.“ Welcher findige Vogel zuerst auf die Idee kam, ist nicht überliefert – klar ist aber, dass das Verhalten rasch Nachahmer fand. Im Jahr 2018 waren die trickreichen Kakadus einer Befragung von Anwohnern zufolge nur in drei Gebieten beobachtet worden. Ende 2019 fischten die Vögel schon in 44 Gebieten auf diese Art Nahrung aus Mülltonnen.
Gummischlangen und Steine schützten nicht vor den Kakadus
Die Anwohner reagierten schnell auf die Raubzüge der Vögel. Mit immer kreativeren Methoden versuchten sie, die Kakadus vom Öffnen der Deckel abzuhalten. Klump und ihr Team teilten in ihrer Studie die Schutzmaßnahmen in fünf Stufen ein: „Wir konnten beobachten, dass Kakadus ungeschützte Mülltonnen und Mechanismen mit geringer Wirksamkeit lösen konnten“, schreiben die Forscher.
Dazu zählen etwa Steine auf dem Deckel oder Gummischlangen, um die Kakadus zu erschrecken. Nur Maßnahmen der Stufe 4 oder 5 – Schuhe im Scharnier zum Beispiel – hätten bisher zuverlässigen Schutz vor den Vögeln geboten.
Ihre Beobachtungen stützten die Forscher, indem sie in den Jahren 2019 und 2020 rund 1000 Anwohner befragten. Etwa 170 davon gaben an, ihre Mülltonnen bereits zu schützen. Und von diesen 170 Anwohnern wiederum ließ sich mehr als die Hälfte auf ein Wettrüsten mit den Kakadus ein – sie verschärften den Schutz ihrer Mülltonnen mit der Zeit.
Mülltonnen-Wettrüsten in Sydney
Ein Befragter sagt in der Studie etwa: „Ziegelsteine schienen eine Zeit lang zu funktionieren, aber die Kakadus wurden zu schlau.“ Er sei dann dem Rat seiner Nachbarn gefolgt und habe Stöcke verwendet. „Die funktionieren.“
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Nicht nur die als hochintelligent geltenden Kakadus liefern sich Wettläufe mit den Menschen. Das Forscherteam um Klump liefert noch andere Beispiele für tierisches Wettrüsten: Elefanten in Afrika etwa überwinden nahezu jede Schutzmaßnahme, um die Ernte von Feldern zu fressen. Noch kreativer gehen Langschwanzmakaken vor. Die überall in Südostasien vorkommenden Affen stehlen Gegenstände von Menschen – und tauschen sie dann gegen Nahrungsmittel. (mit dpa)