Interview mit Teresa Bücker zur „Pick-Up-Artist-Szene“Diese Männerbewegung will Frauen unterwerfen

Kundgebung am Weltfrauentag
Copyright: imago stock&people Lizenz
Berlin – Die sexistische „Pick-Up-Artist-Bewegung“ ist kein neues Phänomen. Es gibt sie seit Jahren, kommuniziert wird im Netz in diversen Foren. Die Szene hat sich zum Ziel gemacht, Frauen zu manipulieren, um sie ins Bett zu bekommen. Es gibt Seminare für frauenfeindliche Aufreißer und unzählige Ratgeber zu dem Thema.
Am Samstag wollten sich Anhänger der Bewegung weltweit verabreden – in 43 Ländern an 165 Orten, auch in Deutschland. Unter dem Hashtag makerapelegal äußerten sich Tausende bei Twitter zu Wort. Kurzfristig haben die Organisatoren das Treffen jedoch abgesagt. Wir sprachen mit Teresa Bücker, Autorin, Feministin und Aktivistin, über das Rollenbild dieser sogenannten Männerrechtler.
Frau Bücker, woher kommt die „Pick-Up-Artist-Szene“?
Sie hat ihren Ursprung in den USA.
Was will diese Szene?
Das ist eine Männerrechtsbewegung, die sich gegen Emanzipation einsetzt, also Männer, die sich ihrer traditionellen Rolle noch mal rückversichern wollen und die aus ihrer Sicht die richtige Geschlechterperspektive herstellen wollen, und die auf traditionelle Rollenmuster setzen. Außerdem leben sie eine sehr eigenartige Sexualität, in der es um die Unterwerfung der Frau geht. Sie sehen Frauen als niedere, weniger intellektuellere Wesen an, die keine Macht haben sollten.
Gibt es solche Männerrechtsbewegungen auch in Deutschland?
Die so genannte „Seduction Community“ ist mittlerweile ein internationales Phänomen, da sie aber vor allem verdeckt kommuniziert, ist es schwierig ihre Größe in Deutschland zu bestimmen. Die Männerrechtsbewegungen in Deutschland sind vor allem online und als Publizisten aktiv. Gruppen, die systematisch sexualisierte Übergriffe planen, sind mir nicht bekannt.
Fühlen Sich Männer von der Emanzipation bedroht?
Auf jeden Fall. Dieses Phänomen gibt es schon Jahrzehnte. Und das gibt es auch in Deutschland. Das kommt immer in Wellen. Es gibt emanzipatorische Fortschritte und dann wird wieder dagegen gehalten und es wird versucht, die Frau auf ihren ursprünglichen Platz zu weisen.
Was ist denn die konkrete Bedrohung?
Wir haben ja in vielen Kulturkreisen auch ein problematisches Männerbild, wo Männer Männlichkeit auch an sexueller Bestätigung festmachen. Wenn sie Probleme haben, eine Partnerin zu finden, strahlt das auch auf ihr Selbstbewusstsein ab, beziehungsweise haben sie dann ein niedrigeres Selbstbewusstsein. So ergibt sich: Frauen finden mich nicht interessant, dann muss ich sie erniedrigen. So brauchen Männer auch Rollenbilder, wo sie eben Mann sein können ohne dass es sich an Heterosexualität messen lässt.
Ist das Thema durch die Ereignisse in Köln jetzt wieder mehr Aktualität?
Nein, mit Köln hat das nichts zu tun. Was aber mit Köln zu tun hat, ist, dass das Thema jetzt gerade so eine Aufmerksamkeit bekommt. Die „Pick-Up-Artist“-Szene gibt es schon sehr lange und die Treffen sind ja weltweit organisiert und jetzt nicht speziell in Deutschland. Deshalb hat das mit Köln auch weniger zu tun. Aber durch Köln ist die Aufmerksamkeit gerade höher.