TerrorMindestens 15 Tote nach Anschlag im Iran – Zusammenhang mit Protesten?
Shiraz/Teheran – Bei einem Terroranschlag in der südiranischen Großstadt Schiras sind nach Angaben staatlicher Medien mindestens 15 Menschen getötet worden. In der Millionenstadt sollen an der schiitischen Heiligstätte Schah Tscheragh zudem Dutzende weitere Menschen verletzt worden sein, berichtete das Staatsfernsehen am Mittwoch. Augenzeugen zufolge gab es rund um den Schrein ein großes Aufgebot an Polizei und Sicherheitskräften.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Attacke auf einem Telegram-Kanal für sich. Immer wieder verüben die sunnitischen Dschihadisten etwa in Afghanistan Angriffe auf schiitische Muslime, die sie als Abtrünnige des Islam bezeichnen und verachten. Im Iran sind solche Anschläge aber sehr ungewöhnlich. Präsident Ebrahim Raisi verurteilte den Anschlag und kündigte nach Angaben des Präsidialamts eine konsequente Reaktion an.
Massenproteste 40 Tage nach Mahsa Aminis Tod
Offenbar stand der Anschlag nicht im Zusammenhang mit den Massenprotesten im Iran nach dem Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Auch am Mittwoch - 40 Tage nach ihrem Tod - waren im ganzen Land zahlreiche Menschen auf die Straßen gegangen. Im Iran wird nach dem Tod eines Familienmitglieds traditionell 40 Tage lang getrauert. Zuvor hatten Aktivisten anlässlich des Trauertags zu landesweiten Protesten aufgerufen.
In mehreren Städten sollen Sicherheitskräfte Berichten zufolge auf Demonstranten geschossen haben. In der Hauptstadt Teheran gingen Sicherheitskräfte mit Tränengas gegen eine Demonstration von Ärzten vor. Gegen Abend kamen in Teheran auch Menschen zusammen, um ausgelassen auf der Straße zu singen. Im Norden der Metropole waren viele Frauen ohne das obligatorische Kopftuch zu sehen, wie Augenzeugen berichteten.
Die Sittenpolizei hatte Mahsa Amini festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.
USA befürchten russische Hilfe bei Niederschlagung der Proteste
Derweil äußerten sich die USA besorgt über eine mögliche Unterstützung Moskaus bei der Niederschlagung der Massenproteste im Iran. „Wir wissen, dass sie möglicherweise eine Art Unterstützung für die Fähigkeit des Irans, gegen Demonstranten vorzugehen, in Betracht ziehen, und leider hat Russland darin Erfahrung“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Mittwoch in Washington. Etwas unklar blieb auf Nachfrage von Journalistinnen und Journalistinnen, ob diese mutmaßliche Unterstützung bereits begonnen haben soll oder nicht.
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Israels Staatsoberhaupt Izchak Herzog kritisierte den Iran erneut mit scharfen Worten. „Heute lässt das iranische Regime Tausende von iranischen Bürgern, Männer, junge Männer und Frauen, unterdrücken, die demonstrieren und sich einfach nur für ihre eigenen Freiheiten einsetzen“, sagte Herzog am Mittwoch bei einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden in Washington. Herzog warnte vor den atomaren Fähigkeiten Teherans. Das Land liefere außerdem tödliche Waffen, mit denen unschuldige Menschen in der Ukraine getötet würden. Biden betonte bei dem Treffen, dass die Ideen und Werte Israels und der Vereinigten Staaten dieselben seien.
Joko und Klaas verschenken Insta-Accounts an Aktivistinnen
Derweil unterstützen zwei der bekanntesten Entertainer Deutschlands die systemkritische Protestbewegung im Iran mit geballter Aufmerksamkeit: Joko und Klaas haben ihre persönlichen Instagram-Accounts „für immer“ an zwei iranische Aktivistinnen verschenkt - es geht dabei um zusammen fast zwei Millionen Follower.
Die beiden ProSieben-Moderatoren kündigten die Solidaritätsaktion am Mittwochabend in der Sendung „Joko und Klaas 15 Minuten live“ an. Zuvor hatten sie alle ihre eigenen Posts gelöscht. Minutenlang brachte ProSieben zur besten Sendezeit Aufnahmen der Proteste im Iran und Bilder davon, wie brutal Sicherheitskräfte dagegen vorgehen. (dpa)