Nach sexistischen Aussagen bei einer Veranstaltung mit vielen jungen Besuchern schweigt Influencer Jeremy Fragrance.
„Könnte pro Tag fünf Mädels bumsen“Eklat um Auftritt von Jeremy Fragrance bei Festival – Werbepartner reagieren
Für Jeremy Fragrance könnte es nach seinem kometenhaften Aufstieg in den vergangenen Jahren kaum besser laufen: ein florierendes Unternehmen, lukrative Werbedeals und bald sogar eine eigene Reality-Dokumentation. Nun aber steht der extrovertierte Parfüm-Influencer nach einem Auftritt beim OMR-Festival in der Kritik. Ihm wird unter anderem Sexismus vorgeworfen.
Besagter Auftritt liegt inzwischen schon eine Woche zurück und ereignete sich auf dem OMR-Festival in Hamburg. Ein wichtiges Szene-Event, bei dem zahlreiche Influencer, Medien-Größen und Unternehmer zusammenkommen. Die OMR ist mit 70.000 Besuchern das größte Festival, die größte Messe und die größte Konferenz für Online-Marketing und Werbung in Deutschland.
Jeremy Fragrance brüllt Publikum an und spricht darüber, wie er Frauen „verarschen“ könne
Während eines Podiumsgesprächs tätigte Fragrance mehrere fragwürdige Aussagen. Er sei geil, cool und krass, wiederholte Fragrance mehrmals, brüllte das Publikum gleich zu Beginn an („Kraft, Power, Strength“) und forderte es auf, es ihm gleichzutun. „Stimulier mich sexuell, Baby“, so Fragrance weiter. Der Influencer, bürgerlich Daniel Sredzinski, propagiert eine exzesshafte Selbstoptimierung, Kritiker halten seine Auftritte für absurd und inhaltslos.
Den wirklichen Eklat aber löste Fragrance nicht mit seiner Selbstverherrlichung – die Fans bereits gewohnt sind – aus. So gab er unter anderem an, dass er „pro Tag fünf Mädels bumsen“ könne, „ich könnte euch alle verarschen“, so der Influencer weiter. Weitere vulgäre Äußerungen über Frauen sorgten im Anschluss für reichlich Kritik.
Branche kritisiert Aussagen von Jeremy Fragrance als sexistisch
In den sozialen Medien äußerten sich auch Branchengrößen wie Frank Behrendt, Senior Advisor bei der Serviceplan Agenturgruppe, entsetzt über den Auftritt: „‚Ich bin geil, ich bin cool, ich bin krass.‘ Was für eine Hohlbirne, was für ein Buzzword-Bingo in Endlosschleife. Kann man nicht zu Ende schauen, zu unerträglich“, so Behrendt.
Der Aufschrei in der Branche ist groß. „Der hier zur Schau getragene Chauvinismus hat deutlich mehr als nur einen riesigen Fremdschämfaktor. Er vermittelt ein indiskutables Bild der Werbebranche in der Öffentlichkeit“, befindet etwa Werbefachmann Thomas Koch, Kolumnist der „WirtschaftsWoche“.
Aldi Nord geht auf Distanz zu Jeremy Fragrance, Sky kündigt Doku an
Auch bei einigen Werbepartnern kam der Auftritt gar nicht gut an. Aldi Nord, das vor kurzem noch mit einem halbnackten Fragrance für seine Backwaren warb, hat sich bereits von den Äußerungen distanziert. Die Äußerungen bei dem Event seien „in keinerlei Hinsicht mit den Werten und Haltungen der Unternehmensgruppe vereinbar“, so ein Sprecher von Aldi Nord in der „WirtschaftsWoche“. Weitere Kooperationen seien demnach nicht geplant.
Der OMR gab jüngst zu dem Vorfall an, Diskriminierung jeglicher Art seien nicht zu dulden. Auch Vodafone, Sponsor der Red Stage, auf der Fragrance auftrat, äußerte sich ähnlich. Weniger kritisch äußerte sich hingegen der Sender Sky, der eine mehrteilige Reality-Doku mit dem umstrittenen Influencer plant. „Mit Jeremy Fragrance konnten wir einen der erfolgreichsten und schillerndsten Influencer Deutschlands für uns gewinnen. Ich bin sicher, dass er mit seiner unvergleichlichen Personality in dieser Serie für viel Gesprächsstoff sorgen wird“, äußerte sich Christian Asanger, Vice President Entertainment bei Sky Deutschland, an besagtem Dienstag, an dem Fragrance in der Hamburg auf der Bühne für einen Eklat sorgte, via Pressemitteilung.
Jeremy Fragrance schweigt zu Auftritt in Hamburg
Inzwischen hat sich Sky Deutschland zur Kritik geäußert. Man habe keinen Einfluss auf die Meinung sowie öffentliche Äußerungen von externen Künstlern und Protagonisten. „Wir distanzieren uns jedoch von Aussagen, die nicht unsere eigenen Unternehmenswerte repräsentieren.“ Zu diesen Werten gehörten auch Diversität und Meinungsvielfalt, „inklusive kontroverser und provokanter Ansichten, solange sie sich im entsprechenden gesetzlichen Rahmen bewegen und nicht etwa rassistisch oder diskriminierend gegenüber einzelnen Personen oder Gruppen sind“, Sky laut „Business Insider“.
Und Fragrance? Der schweigt zu den Vorwürfen rund um seinen Auftritt beim OMR-Festival – und empfiehlt in seinem aktuellsten Tiktok-Video stattdessen einem mutmaßlich Minderjährigen, den er offenbar im öffentlichen Nahverkehr anspricht, einen Duft für knapp 27 Euro. Zuvor hatte der Junge angegeben, sich noch keine Parfüms leisten zu können. (pst)