Als Zweijährige verschwundenPolizei will Schicksal von Katrice aus Paderborn klären
Paderborn – Mehr als 36 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden eines zweijährigen Mädchens in Paderborn greift die britische Militärpolizei den Fall wieder auf. Soldaten, Archäologen und Forensiker starten am Ufer des Flusses Alme in unmittelbarer Nähe des Fußballstadions des SC Paderborn eine aufwendige Grabungsaktion, die wohl mehr als fünf Wochen dauern wird.
Katrice Lee verschwand am 28. November 1981, an ihrem zweiten Geburtstag, aus einem Einkaufszentrum im Ortsteil Schloss Neuhaus, während ihre Mutter Sharon dort einkaufte. Es liegt ganz in der Nähe der britischen Kaserne, in der ihr Vater Richard bei der Rheinarmee stationiert war. Wochenlang suchten das Militär, die deutsche Polizei und Freiwillige die gesamte Gegend ab. Ohne Erfolg. Katrice ist nie wieder aufgetaucht.
Phantombild eines Mannes veröffentlicht
Die Ermittlungen wurden nie ganz eingestellt, sie füllen mittlerweile 11.000 Aktenseiten. 2012 übernahm die Sonderkommission „Operation Bute“ der britischen Militärpolizei, in den Jahren 2017 und 2018 berichteten TV-Sendungen wie „Crimewatch“ und „Aktenzeichen XY“ über den Fall Lee und zeigten dabei das Phantombild eines Mannes, der sich am Tag ihres Verschwindens am Einkaufszentrum aufgehalten haben soll. Er soll mit einem Kind gesehen worden sein, das wie Katrice aussah und mit dem er in ein grünes Auto stieg.
„Ein solches Auto wurde einen Tag später auf einer Brücke gesehen, die über die Alme führt und in der Nähe des Einkaufszentrums liegt“, sagt Richard O’Leary in einem Fahndungsaufruf.
Computeranimiertes Bild soll helfen
Der leitende Ermittlungsbeamte der britischen Militärpolizei versucht nach all den Jahren, den Halter dieses grünen Fahrzeugs zu finden und bittet alle Autofahrer aus Paderborn und Umgebung, die vor 36 Jahren einen grünen Pkw besaßen, sich zu melden, um sie aus den Ermittlungen auszuschließen. Im November 2017, zum 36. Jahrestag ihres Verschwindens, wurde ein computeranimiertes Bild von Katrice herausgegeben. Es zeigt, wie die heute 38-jährige Frau aussehen könnte, wenn sie noch lebt.
Fahnder O’Leary hält das durchaus für möglich. „Es kann sein, dass sie damals entführt und adoptiert wurde und bis heute nicht weiß, wer sie eigentlich ist“, sagt er in dem Fahndungsaufruf. Ebenso sei denkbar, dass das Kind in dem Fluss ertrunken ist.
Auffälliges Muttermal als Erkennungszeichen
Auch einen Mord schließen die Ermittler nicht aus. Deshalb werden sie am Flussufer der Alme auf einer genau definierten Fläche das gesamte Erdreich abtragen, es durchsieben in der Hoffnung, etwas zu finden, das einen Rückschluss auf das Schicksal der kleinen Katrice zulassen könnte. Eine Faser ihres Anoraks, ein Rest ihrer knallroten Gummistiefel vielleicht. Man wolle ausschließen, irgendeine Kleinigkeit übersehen zu haben. Diese forensische Untersuchung sei aber nur ein Ansatz.
Nach Angaben des Chef-Ermittlers hatte das Kind einen Sehfehler auf dem linken Auge und hätte daran zweimal operiert werden müssen. Auch habe es ein auffälliges Muttermal am Rücken gehabt. Selbst das könne noch ein Ermittlungsansatz sein. „36 Jahre sind vergangen“, sagt O’Leary, „aber dennoch bitten wir die Bevölkerung sowie auch die Militärgemeinde, Ex-Soldaten und Zivilangestellte in Deutschland und Großbritannien um Hinweise um feststellen zu können, was tatsächlich mit Katrice geschah.“
Vater Richard hat die Hoffnung niemals aufgegeben, seine Tochter lebend wiederzusehen. Am Donnerstag kam er persönlich nach Paderborn, um sich über den Stand der Suche zu informieren.
Hinweise werden von der Polizei unter Telefon 0800/184 2222 oder auf jeder Polizei-Dienststelle in Deutschland entgegen genommen, in Großbritannien unter Telefon 0800/61 2888.
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