Eine Studie über die Hitzewellen im Meer zeigt einen starken Anstieg der Wassertemperaturen und wärmste Sommertemperaturen seit 25 Jahren.
„Direkte Folge des Klimawandels“Marine Hitzewellen in der Ostsee kommen häufiger und dauern länger
Hitzewellen in der Ostsee sind in den vergangenen rund 30 Jahren immer häufiger geworden. Das geht aus einer am Montag, 14. Oktober, vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg veröffentlichten Langzeituntersuchung hervor.
Die Studie erfasst Daten bis zurück ins Jahr 1993. 2022 waren nach Angaben des BSH fast zwei Drittel der Ostsee von marinen Hitzewellen mit außerordentlich hohen Wassertemperaturen betroffen. Die Ostsee verzeichnete in dem Jahr regional die drittwärmsten bis wärmsten Sommer- und Herbsttemperaturen an der Oberfläche seit 25 Jahren.
Sieben Hitzewellen in Ostsee dauerten fast hundert Tage an
Bedingung für diese sogenannten marinen Hitzewellen ist, dass die Temperaturen über einen Zeitraum ab fünf Tagen höher als 90 Prozent der Werte, die über 30 Jahre lang für die gleichen Tage und die gleiche Region ermittelt wurden, stiegen.
Besonders betroffen war demnach die westliche Ostsee. Dort gab es 2022 sieben Hitzewellen, die insgesamt fast hundert Tage dauerten. Die intensivsten Hitzewellen registrierte das BSH allerdings im nördlichen Teil der Ostsee, wo die Temperaturen den Angaben zufolge erstmals um fast zehn Grad Celsius über das langjährige Mittel stiegen.
Die Hitzewellen erreichten zudem die Tiefe der Ostsee und waren auch an Stationen in mehr als hundert Metern Tiefe messbar. Zudem zeigten die Daten, dass Hitzewellen in den oberen Wasserschichten zu anderen Zeiten auftreten als in den unteren Schichten.
Gespeicherte Wärme in den Ozeanen um ein vielfaches erhöht
„Je wärmer die Meere sind, desto häufiger treten marine Hitzewellen auf und desto länger dauern sie an – dies ist eine direkte Folge des Klimawandels, wir erwarten daher in Zukunft vermehrt Hitzewellen im Meer“, erklärte die BSH-Wissenschaftlerin und Studienmitverfasserin Claudia Hinrichs.
Die globale Erwärmung führte laut der Studie zwischen 1958 und 2019 in den oberen 2000 Metern der Wasseroberfläche zu einem hohen Anstieg des „Wärmeinhalts der Ozeane“ (englisch: Ocean heat content, OHC), der Gesamtmenge der in den Ozeanen gespeicherten Wärme.
Die gespeicherte Wärmeenergie in den Ozeanen stieg demnach um 350 Zettajoule (ZJ). Mit Zettajoule wird die Energiemenge einer bestimmten Größenordnung angegeben, ein ZJ entspricht einer Energiemenge von zehn hoch 21 Joule. Zum besseren Vergleich: Pro Tag strahlt die Sonne zehn Zettajoule Energie auf die Erdoberfläche ab.
Nicht nur Ostsee: Große Teile der Ozeane von vermehrten Hitzewellen getroffen
Marine Hitzewellen entstehen unter anderem durch lokale Wetterverhältnisse. Sie können aber auch durch Strömungsänderungen im Meer entstehen. Laut BSH beeinträchtigen Hitzewellen die Umwelt und den Menschen. So können sie etwa Algenblüten verursachen, die gesundheitsgefährdend sein können.
Nicht nur in der Ostsee treten marine Hitzewellen vermehrt auf. In vielen Teilen der Ozeane kommen sie immer häufiger und intensiver vor, heißt es beim BSH. „Steigende Meerestemperaturen haben Auswirkungen auf alle Aspekte der Meeresumwelt – von der Artenvielfalt über die Chemie des Meeres bis zum globalen Klima“, sagt Anja Lindenthal, BSH-Wissenschaftlerin und Co-Autorin der Studie. (mit afp)