AboAbonnieren

Polizisten bei Verkehrskontrolle getötetErmittler nehmen zwei Tatverdächtige fest

Lesezeit 3 Minuten
Kusel DPA 310122

Der Tatort nahe des Ortes Kusel.

Kusel – Nach den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizisten in Rheinland-Pfalz hat die Polizei einen 38 Jahre alten Mann sowie einen 32-Jährigen am Montagabend in Kusel festgenommen. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Sicherheitskreisen erfuhr, war der 38-jährige Mann aus Spiesen-Elversberg im Kreis Neunkirchen in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen und soll eine Waffenerlaubnis haben. „Wir gehen von mehreren bewaffneten Tätern aus“, sagte eine Polizeisprecherin in Kaiserslautern. Außerdem wurden die Papiere des 38-Jährigen am Tatort gefunden.

Politiker und Polizeivertreter in Rheinland-Pfalz und bundesweit reagierten schockiert auf die brutale Gewalttat. Die 24 Jahre alte Polizeianwärterin und der 29 Jahre alte Oberkommissar waren am frühen Montagmorgen gegen 4.20 Uhr bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Pfalz erschossen worden.

Die Beamten hatten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zuvor per Funk gemeldet, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden. Später meldeten sie „Die schießen“.

Kusel: Polizisten geben am Tatort Warnschüsse ab

Der Polizist soll demnach am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben. Ob es Warnschüsse waren oder der Beamte einen Tatverdächtigen verletzte, war am Montag zunächst noch unklar. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz, ihre Pistole steckte noch im Holster.

Die junge Frau, die noch an der Hochschule der Polizei studierte, war nach Polizeiangaben sofort tot. Der 29 Jahre alte Oberkommissar aus Kusel habe zunächst noch gelebt, sei aber gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen, berichtete ein Polizeisprecher. „Er war ein absolut Guter“, sagte ein Kollege traurig. Beide Opfer stammten aus dem Saarland.

Die beiden Polizisten waren als Zivilstreife auf einer Routinefahrt unterwegs, trugen aber Uniformen und Sicherheitswesten, wie eine Sprecherin der Polizei Kaiserslautern sagte. Die tödlichen Schüsse fielen an der Kreisstraße 22 in Ulmet im Kreis Kusel in der Westpfalz. Nach dem, was zunächst über den Hergang bekannt wurde, waren die Beamten wohl schon näher an das Fahrzeug herangetreten und hatten mit der Kontrolle begonnen, als geschossen wurde.

Polizei fahndete in mehreren Bundesländern nach Tatverdächtigen

Dass die beiden Polizisten mit Kopfschüssen getötet wurden, bestätigte die Polizei zunächst nicht. Die Schutzwesten reichten aber von der Hüfte bis zum Hals, insofern sei dies wahrscheinlich.

Tatort Kusel dpa

Die Zufahrt zum Tatort, wo zwei Polizeibeamte bei einer Verkehrskontrolle erschossen wurden, ist gesperrt.

Die Polizei ging davon aus, dass eine Obduktion angeordnet wird. Wie viele Schüsse insgesamt abgegeben wurden, war zunächst unklar. Von der Schusswaffe der Täter gab es keine Spur - und zunächst auch nicht vom Fluchtauto. In welche Richtung der oder die Täter damit entkamen, stand ebenfalls noch nicht fest.

Am Tatort wurden am Montag Spuren gesichert. „Da wird im Moment auf dieser Straße jeder Stein umgedreht“, sagte die Polizeisprecherin. Es seien bereits mehr als 50 Hinweise aus der Bevölkerung allein über die Hotline eingegangen, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei überprüfe derzeit in mehreren Bundesländern Verdächtige, dabei könnten auch Wohnungen durchsucht werden.

Kusel: Anwohner sollen keine Anhalter mitnehmen — Dreyer drückt Bedauern aus

Die Polizei bat die Einwohner, im Landkreis Kusel und im Saarland keine Anhalter mitzunehmen. Mindestens ein Tatverdächtiger sei bewaffnet. Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Sabrina Kunz, appellierte an die Bürger im Raum Kaiserslautern, am Montag auf Versammlungen gegen Corona zu verzichten, mit Rücksicht auf die schreckliche Tat und die Ermittlungen, für die viele Kräfte gebraucht würden.

Kusel Tatort Luftbild

Der Tatort in Kusel wurde weiträumig abgesperrt.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz zeigten sich „zutiefst schockiert“ über die tödlichen Schüsse. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen“, hieß es in einer Mitteilung der beiden SPD-Politiker in Mainz. Die Ministerpräsidentin ordnete Trauerbeflaggung im Land an. Für alle Streifenwagen des Landes ist Trauerflor vorgesehen. Auch andere Bundesländer folgten diesem Schritt für ihre Polizisten.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: „Unabhängig davon, welches Motiv der Tat zugrunde liegt: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung, und sie zeigt, dass Polizistinnen und Polizisten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren.“