Nach Oscar-GalaPinkett Smith und weitere Schauspielerinnen äußern sich zu Haarausfall
Los Angeles – Eine Ohrfeige bei der Oscar-Verleihung hat das Tabuthema Haarausfall in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt: Schauspieler Will Smith war bei der Gala auf die Bühne des Dolby Theatre in Hollywood gestürmt und hatte dem Komiker Chris Rock eine harte Ohrfeige verpasst, nachdem Rock einen Witz über die Glatze von Smiths Frau Jada Pinkett Smith gemacht hatte.
Pinkett Smith, ebenfalls Schauspielerin, hatte 2018 erstmals öffentlich über ihre Diagnose Alopecia areata, kreisrunden Haarausfall, gesprochen. Die Erkrankung wird durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst und führt zu kreisrunden, kahlen Stellen am Kopf. Nach Angaben der US-Organisation National Alopecia Areata Foundation (NAAF) sind etwa sieben Millionen Menschen in den USA und rund 147 Millionen Menschen weltweit betroffen.
Pinkett Smith: „Habe buchstäblich vor Angst gezittert“
„Das war eine dieser Zeiten in meinem Leben, in denen ich buchstäblich vor Angst gezittert habe“, erzählte Pinkett Smith in ihrer Online-Show „Red Table Talk“ über ihren beginnenden Haarverlust. „Und das war, als ich dachte: 'Oh mein Gott, werde ich kahl?'“
Die US-Abgeordnete Ayanna Pressley, die 2020 mit ihrer Diagnose an die Öffentlichkeit ging, schrieb am Montag auf Twitter: „Reden wir darüber, wie es ist, mit Alopezie zu leben.“ Betroffene erlebten immer wieder „zutiefst verletzliche und schwierige Momente“. Wichtig sei die Hilfe der Angehörigen, „die uns festhalten und unterstützen, wenn wir an unserem tiefsten Punkt sind“.
Haarverlust nach Corona-Erkrankung
Auch immer mehr Hollywood-Schauspielerinnen haben zuletzt öffentlich über Haarverlust gesprochen, der auch durch Stress, hormonelle Veränderungen nach Schwangerschaft und Geburt oder eine Corona-Erkrankung ausgelöst werden kann. Selma Blair erzählte 2011 nach der Geburt ihres Kindes dem Magazin „People“, sie müsse nun „länger duschen, damit ich die ausgefallenen Haare aufsammeln und wegwerfen kann, damit ich den Abfluss nicht verstopfe“.
Der Schauspielerin Alyssa Milano fielen Haare aus, nachdem sie sich mit dem Coronavirus infiziert hatte. „Es ist hart, besonders wenn du Schauspielerin bist und so viel von deiner Identität mit Dingen wie langen, seidigen Haaren und reiner Haut zu tun hat“, berichtete Milano. Die Schauspielerin Ricki Lake schrieb 2020 auf Instagram, sie habe schon ihr ganzes Leben lang mit Haarausfall zu kämpfen. „Es war lähmend, peinlich, schmerzhaft, beängstigend, deprimierend, einsam, all diese Dinge.“ Manchmal habe sie deswegen sogar an Suizid gedacht.
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Oscar-Preisträgerin Viola Davis trug wegen ihrer Alopezie jahrelang Perücken. „Ich hatte eine Perücke, die ich im Haus trug. Ich hatte eine Perücke, die ich bei Veranstaltungen trug. Ich hatte eine Perücke, die ich beim Sport trug“, berichtete sie einem Interview. „Ich habe nie mein natürliches Haar gezeigt. Ich wollte so unbedingt, dass die Leute mich schön finden.“
Davis, die schon seit zehn Jahren sehr offen über ihren Haarausfall spricht, hat das Thema sogar in der Krimi-Serie „How to Get Away with Murder“ (deutsch etwa: Wie man mit Mord davonkommt) untergebracht. Davis spielt in der Serie eine willensstarke Rechtsanwältin und Professorin, die in einer Szene ihre Perücke abnimmt und ihr sehr kurzes Haar entblößt.
Kreisrunder Haarausfall sei unvorhersehbar
Die NAAF rief am Montag dazu auf, besser über die Erkrankung aufzuklären. Eine Alopecia areata sei „unvorhersehbar“ und könne „erhebliche körperliche, emotionale, psychosoziale und finanzielle Belastungen verursachen“. Es gebe „keine Heilung“ und auch keine wirksame Behandlung. Alopecia areata kann den Angaben zufolge in jedem Lebensalter auftreten und eine vorübergehende oder lebenslange Erkrankung sein.
„Viele Menschen, die mit dieser Erkrankung leben, leiden“, unterstrich die Stiftung. Sie fordert daher mehr Unterstützung für die Betroffenen und einen aktiven Kampf gegen Stigmatisierung und Diskriminierung. (red, mit afp)