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Autos mit GeschichteDieser Mann besitzt nicht nur den Kult-Manta und K.I.T.T.

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Der Opel Manta aus dem Film "Manta Manta" steht am 09.03.2017 in der Ausstellung "Geliebt - Gebraucht - Gehasst. Die Deutschen und ihre Autos" im Haus der Geschichte in Bonn

  1. Sascha Kosciankowsky aus Eschweiler bei Aachen ist leidenschaftlicher Autosammler.
  2. Spezialisiert hat er sich auf Oldtimer und Fahrzeuge, die bei Filmen eingesetzt wurden.
  3. Darunter auch K.I.T.T. und der legendäre Opel aus dem Kultfilm „Manta, Manta“.
  4. Ehrlicherweise ist er kein Manta-Fan, aber das Auto hat für ihn eine so besondere Geschichte, dass er dafür sogar zweimal tief in seine Tasche griff.

Köln – Til Schweiger im hautengen Unterhemd, Tina Ruland in einem Kleid, das so quietschpink ist wie ihre Fönfrisur blond – das galt am Beginn der 90er Jahre als Inbegriff des Proll-Chic, dem allerdings noch ein dritter Hauptdarsteller fehlte: der tiefergelegte, signalgelbe Opel-Manta, der auf extrabreiten Reifen durch eine Kinokomödie kurvte, die dem Zeitgeist ebenso huldigte wie sie ihn auf, wenn auch sehr harmlose Weise, verspottete.

Mit schöner Regelmäßigkeit werden im Autoradio auf der privaten Popwelle 88 Manta-Witze gerissen, deren kürzester lautet: Steht ein Manta vor der Uni. Ganz sicher ist das nicht der gelbe Opel von Bertie, wie die von Schweiger gespielte Filmfigur heißt. Bertie rauft sich bereits voller Unverständnis den akkuraten Bürstenhaarschnitt, als er herausbekommt, dass sein Kumpel Gerd heimlich Abi gemacht hat – wobei Bertie das Reifezeugnis zunächst irrtümlich für ein Reifenzeugnis hält.

Sascha Kosciankowsky

Sascha Kosciankowsky

Vor der Uni steht der getunte Spritfresser aus „Manta, Manta“ immer noch nicht, dafür aber im Autosalon von Sascha Kosciankowsky in Eschweiler bei Aachen. „Wir sind spezialisiert auf Oldtimer und Exoten, darunter sind auch Fahrzeuge, die bei Filmen eingesetzt wurden – wie eben der Opel-Manta“, erzählt Kosciankowsky. „Den habe ich 2007 gekauft und leider aus kaufmännischer Perspektive wieder abgegeben, was ich schnell arg bereut habe.“ Sascha Kosciankowsky ist nämlich nicht bloß Autohändler, sondern auch Autoliebhaber. Und das gilt besonders für Modelle mit Geschichte.

„Der Manta ist unverkäuflich, meine persönliche Bindung zu dem Wagen ist einfach zu groß“ – fünf Jahre hat Kosciankowsky gebraucht, bevor er den Wagen auf der „Essen Motor Show“ wiederentdeckte, nachdem er ihn verkauft hatte; noch einmal zwei Jahre dauerte es, bis er ihn dem widerstrebenden damaligen Besitzer wieder abkaufen konnte. „Da war er sündhaft teuer, ich habe richtig bluten müssen.“ Aber: „Das ist eine Leidenschaft, ich bin ein leidenschaftlicher Sammler.“

Menschliche Züge

Autos im Film sind selbstverständlich nicht bloß Fortbewegungsmittel. Sie charakterisieren ihre Fahrer, unter denen, da muss man sich keine Illusionen machen, besonders im Actionfilm der 90er Jahre höchst selten Fahrerinnen zu finden sind.

Und sie tragen mitunter menschliche Züge, wie der von David Hasselhoff gesteuerte, sprechende K.I.T.T. aus „Knight Rider“, den Kosciankowsky ebenfalls erwerben konnte. Wie auch das Taxi aus der „Bourne Verschwörung“, das so kongenial zu Matt Damons gepiesacktem Underdog passt, der sich bis zum letzten Crash gegen die Verfolgung durch einen russischen Agenten in einer viel größeren Karosse wehrt. „Man hatte in das Auto einen Motor von BMW eingebaut, damit es die notwendige Leistung bringt. So wie auch der Geländewagen aus ‚Monuments Men‘ eine aufgemotzte Technik in sich trug – John Goodman wollte kein Schaltgetriebe haben, also musste ein Automatikgetriebe eingebaut werden“, weiß Kosciankowsky.

Manta Manta (1)

Tina Ruland und Til Schweiger in "Manta, Manta"

Als ausgeprägten Filmfan bezeichnet sich der Händler und Sammler nicht, trotz seiner Neigung, Autos in seinen Besitz zu bringen, die mitunter für eine ganze Epoche stehen wie der rollende Charakterdarsteller aus „Go Trabi Go“. Der von Bernd Eichingers Constantin produzierte „Manta, Manta“ hatte es ihm aber 1991 doch angetan, „denn das war der erste Kinofilm, den ich seinerzeit alleine im Kino gesehen habe. Das war etwas Besonderes, so wie auch Autofahren. Autoaffin war ich schon immer, und so passte das zusammen. Auch wenn ich ehrlicherweise kein Manta-Fan bin, auf gar keinen Fall. Aber das Fahrzeug lebt über seine Historie.“

Zu dieser Geschichte gehört, dass der Manta zunächst einem Bandmitglied der Toten Hosen gehörte, dass die Motorhaube von Til Schweiger und Tina Ruland signiert wurde – und dass man ihn dann selbst als historisches Symbol adelte, als er 2017 im Bonner Haus der Geschichte im Rahmen der Ausstellung „Die Deutschen und ihre Autos“ gezeigt wurde. Auch dieses Verhältnis nimmt der Film aufs Korn, wenn er am Samstagnachmittag Berties Heimatstadt im Ruhrgebiet als eine einzige gigantische Autowaschanlage porträtiert. Und letztlich ist es mit den Deutschen und den Autos wie mit dem Film und den Autos: Die Freiheit hat vier Räder, kennt kein Tempolimit und ist ein Persönlichkeitsding. Auch wenn sich das seit einiger Zeit recht fundamental in Richtung Fahrrad zu verschieben scheint.

Sascha Kosciankowsky jedenfalls freut es jedes Mal, wenn er seinen Manta dem Publikum zeigen kann. „Es ist für mich ein Stück Kulturgut, und es schmerzt mich, wenn so etwas versteckt wird. Auch im Verkehrsmuseum Dresden war der Manta ausgestellt.“ Allerdings gibt es eine Einschränkung: Posen soll der Manta idealerweise nur im Museum. „Beim Bäcker fahre ich lieber nicht vor, denn dann käme ich nicht mehr weg von dort. Wo der Manta auftaucht, bildet sich jedes Mal eine Menschentraube.“

Demnächst soll es übrigens einen Teil zwei von „Manta, Manta“ geben.