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„Muss schnell verschwinden“Betroffenensprecher fordert Entfernung von Hengsbach-Denkmal am Essener Dom

Lesezeit 2 Minuten
Eine Skulptur des 1991 verstorbenen Bischofs Franz Hengsbach steht vor dem Essener Dom.

Eine Skulptur des 1991 verstorbenen Bischofs Franz Hengsbach steht vor dem Essener Dom.

Missbrauchsvorwürfe gegen den 1991 gestorbenen Essener Kardinal Hengsbach sorgen für Debatten. Ein Betroffenenvertreter fordert jetzt: Das Hengsbach-Denkmal vor dem Essener Dom muss weg.

Angesichts der Missbrauchsvorwürfe gegen den 1991 gestorbenen Essener Kardinal Franz Hengsbach fordert ein Betroffenensprecher, das Denkmal des Geistlichen am Essener Dom zu entfernen. „Das Denkmal muss schnell verschwinden“, sagte der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, der Deutschen Presse-Agentur.

Außerdem solle das Bistum Essen mit einer Informationstafel an der Grablege des Bistumsgründers im Dom über die Missbrauchsvorwürfe informieren. Eine Umbettung Hengsbachs an einen anderen Ort lehne er dagegen ab. „Die Totenruhe gilt auch für mutmaßliche Missbrauchstäter“, sagte Norpoth.

Untersuchungen zu „gravierenden“ Missbrauchsvorwürfen laufen

Die Bistümer Essen und Paderborn hatten am Dienstag mitgeteilt, dass sie „gravierende“ Missbrauchsvorwürfe gegen den Essener Bistumsgründer Hengsbach untersuchten. Er soll unter anderem in seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn eine damals 16-jährige Frau missbraucht haben. Außerdem wird er eines weiteren Übergriffs 1967 in Essen beschuldigt. Die Untersuchungen laufen.

Eine juristisch wasserdichte Beweisführung werde möglicherweise nach der langen Zeit kaum mehr möglich sein, sagte Norpoth. Die Kirche müsse aber auch bei einer plausiblen Bestätigung der Taten reagieren, forderte er. „Ich sehe im Moment keinen Grund dafür, an der Plausibilität der Vorwürfe zu zweifeln“, sagte der Betroffenenvertreter.

Hinweistafel am Paderborner Dom

Zu einem fairen Umgang gehöre auch eine öffentliche Entschuldigung der Amtsträger, die Opfern bisher eine Anerkennung verweigert hätten. In dem Paderborner Fall waren die Vorwürfe der mutmaßlich Betroffenen 2011 als nicht plausibel eingestuft worden. Die junge Frau erhielt bisher kein Geld. In einer Mitteilung vom Dienstag sprach das Erzbistum aber bei dem Fall dieser Frau und in einem weiteren Fall von einem „berechtigten Anliegen“.

Mitte Juli hatte das Erzbistum im Paderborner Dom die neu gestaltete Krypta eröffnet. Dort steht jetzt auf Vorschlag von Missbrauchsbetroffenen eine Hinweistafel, die auf Fehlverhalten der beiden früheren Erzbischöfe Lorenz Kardinal Jaeger (1941-1973) und Johannes Joachim Kardinal Degenhardt (1974-2002) im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs durch Priester erinnert. (dpa)