Die Schlagzeilen von sich prügelnden Gruppen machen Freibadbetreibern und Gästen Sorgen. Als ein Hilfsmittel dagegen gilt Videoüberwachung.
Videotechnik als SchutzMit Kameras gegen Freibad-Krawalle – wäre das erlaubt?
Es ist Sommer, die Menschen wollen ins Freibad. Doch die Bäder haben mit allerhand Problemen zu kämpfen. Neben Personalmangel und Sanierungsstau sorgt vor allem eines für Negativschlagzeilen: In mehreren Freibädern kam es zuletzt, wie schon im vergangenen Sommer, zu Schlägereien zwischen größeren Gruppen von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen. Die Polizei musste anrücken, die Bäder geräumt werden.
Seitdem wurden einige Stimmen laut, die Maßnahmen fordern. „Die Einlasskontrollen müssen strenger werden. Diese sollten von privaten Sicherheitsunternehmen unterstützt werden, um das Hausrecht von Beginn an deutlich zu machen“, sagte etwa der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, vergangene Woche dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Aus seiner Sicht müsse es künftig möglich sein, schnell und niederschwellig Hausverbote mit einer empfindlichen Länge zu verhängen. „Zudem dürfte eine Videoüberwachung für weitere Abschreckung sorgen.“
Letztere nannte nun auch ein Sprecher der Bäderallianz, die einen Forderungskatalog für öffentliche Bäder veröffentlicht hat, als eine mögliche Maßnahme. Zur Eindämmung rabiater Gruppen in Freibädern seien alle gefordert, sagte Christian Kuhn. Nötig seien auch technische Hilfsmittel wie Videoüberwachung in Verbindung mit künstlicher Intelligenz. Aber wie kann die helfen – und ist das überhaupt erlaubt?
Videoüberwachung nicht überall erlaubt
Das kommt ganz auf das Bundesland an, erklärt Eric Voß, Bereichsleiter Aus- und Fortbildung bei der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, dem RND. „Das ist abhängig von der Datenschutzordnung“, erklärt er. Während es in einigen Schwimmbädern bereits in manchen Bereichen seit Jahren Videoüberwachung gebe, mittlerweile sogar KI-basierte, werde es in anderen Schwimmbädern nicht genehmigt. So gebe es etwa in Wiesbaden, Lippstadt und München KI-Kameras, die das Becken beobachten, in Hamburg hingegen sei das nicht erlaubt worden, erklärt Voß. In den genannten Städten gehe es bei der KI-Technik aber um das Entdecken von Ertrinkenden, nicht von prügelnden Teenagern.
Dass Schlägereien durch Videoüberwachung verhindert werden können, bezweifelt der Bäderexperte. „Das schreckt natürlich schon ab“, sagt er über Kameras und relativiert gleichzeitig: „Solche Konflikte haben eine hohe Dynamik, es eskaliert oft sehr schnell.“ Daher halte er Videoüberwachung mit Blick darauf eher nur dafür geeignet, um im Nachhinein Beteiligte zu identifizieren, nicht aber um solche Prügeleien gar nicht erst entstehen zu lassen. Außerdem gibt er zu bedenken: „Den Bädern fehlt es jetzt schon an Personal, wer soll sich die ganze Zeit vor so eine Kamera setzen und schauen, ob etwas passiert?“
KI als Hilfe bei Personalmangel?
Sinnvoll hält er die Überwachung aber etwa an den Spinden oder Fahrradständern, um von Diebstahl abzuschrecken oder ihn zumindest nachverfolgen zu können. Ebenso spricht sich Voß für die KI-Technik beim Einsatz gegen das Ertrinken aus. Diese könne etwa erkennen, wenn jemand sich nicht mehr bewege und schlage dann Alarm bei der Aufsichtskraft. „Das hat schon dazu geführt, dass Menschenleben gerettet wurden“, so Voß. Er sehe die Technik als Unterstützung für das Personal, nicht als Ersatz. Für die Rettung brauche es schließlich immer noch einen echten Menschen.
Das betont auch Martin Holzhause, Pressesprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG): „Retten müssen immer noch die Menschen“, sagt er dem RND. „Aber KI kann in Schwimmbädern das Personal entlasten und unterstützen und so vielleicht beim Fachkräftemangel helfen.“