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Neuer Song „American Oxygen“Rihanna verteilt eine Runde Hass

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In ihrem neuen Musikvideo zum Song „American Oxygen“ trägt die Sängerin vor, warum sie die USA nicht abkann.

Köln – Es ist kaum drei Monate her, da stand Rihanna in einem pechschwarzen glitzernden Kleid auf einer Bühne, um Amerika zu feiern. Das war am Abend des 11. Novembers – am „Veterans Day“, einem nationalen Gedenktag, an dem die Bürger des Landes den Soldaten danken, die für ihr Land in den Krieg gezogen sind. Rihanna war an diesem Abend auf die Bühne an der National Mall in Washington DC gekommen, um vor zig Tausend Zuschauern ein Konzert zu geben. Im Hintergrund glimmte die Nachtbeleuchtung des Capitol, die Sängerin aus Barbados trug ihre berühmtesten Hits vor. Sie trug knallroten Lippenstift und rief mehrmals ins Mikrofon: „Ich danke allen, die sich aufgegeben haben, um den Menschen in diesem wunderbaren Land mehr Sicherheit zu schenken.“ Und: „Was ich sage, kommt aus der Tiefe meines Herzens.“

Heute, ein paar Monate später, hat Rihanna sich wieder hingestellt – sie möchte wieder etwas loswerden, es hat wieder mit „ihrem“ Land zu tun. Amerika. In ihrem neuen Musikvideo zum Song „American Oxygen“ trägt die Sängerin vor, warum sie die USA nicht abkann. Während sie sich leidend vor der Landesflagge windet, flattert Videomaterial aus früheren Zeiten über den Bildschirm.

Da sieht man das einstürzende World Trade Center, weinende Feuerwehrmänner, brutale Hilflosigkeit. Da sieht man Barack und Michelle Obama grinsen, Gewalt gegen Schwarze, Schwulenhass. Man sieht verzweifelte Occupy-Demonstranten auf der Wall Street, auch das ist Amerika. Obdachlose, die Freiheitsstatue, fettleibige Kinder. Und man sieht Kriegsflugzeuge über Kriegsgebiet, Soldaten, die mit Waffen hantieren.

Waffen. Soldaten. Die, denen Rihanna mal gedankt hat – die kriegen jetzt ihren Hass ab. Die Sängerin hält den USA den Spiegel vor, indem sie es an seine Vergangenheit erinnert. Und an die Gegenwart. In einer Szene rattern Maschinengewehre, in der nächsten blickt Rihanna zornig in die Kamera. Mit knallrotem Lippenstift.

Ganz egal, ob die Kritik der Sängerin angebracht ist oder nicht: heuchlerisch scheinen ihr Lob von damals, ihre Wut von heute. Sie sieht die Dinge mal schwarz, mal weiß – immer davon abhängig, für wen sie gerade arbeitet. Für den erfolgreichen US-Sender HBO schenkt sie den ehemaligen Afghanistan-Soldaten ein Lächeln. Für ihren neuen Hit auf dem Weltmarkt straft sie die gleichen Menschen mit ihrem Schlechte-Laune-Blick. Ihr Mitleid für Opfer von Krieg und Gewalt wirkt gespielt. Ihr im Video fast transparentes Shirt zeigt viel über Rihannas wahre Einstellung: Solange sie noch von dem von ihr scheinbar scharf kritisierten Kapitalismus profitiert, bleibt sie ihm treu.