AboAbonnieren

Video führt zu Empörung in New YorkMichael-Jackson-Imitator in U-Bahn von Ex-Soldat zu Tode gewürgt

Lesezeit 3 Minuten
Michael-Jackson-Imitator Jordan Neely auf einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2009.

Michael-Jackson-Imitator Jordan Neely auf einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2009.

Am Donnerstag teilte die New Yorker Gerichtsmedizin mit, sie behandle den Tod von Jordan Neely fortan als Mordfall.

Der Tod eines Obdachlosen, der in der Vergangenheit oft als Michael-Jackson-Imitator in den Straßen New Yorks aufgetreten war, führt zu Empörung in der amerikanischen Metropole. Der 30-jährige Jordan Neely war übereinstimmenden Medienberichten am Montag in einer New Yorker U-Bahn gestorben, nachdem ein Mitfahrer ihn minutenlang im Schwitzkasten gehalten hatte.

Polizeiangaben und Videoaufnahmen zufolge hatte Neely zuvor Fahrgäste in der U-Bahn belästigt und Drohungen ausgesprochen. Daraufhin habe ein ehemaliger US-Soldat ihn minutenlang in den Schwitzkasten genommen und sei dabei von weiteren Mitfahrern unterstützt worden. Videoaufnahmen des Vorfalls kursieren in den sozialen Netzwerken.

Tötung in New Yorker U-Bahn: Ex-Marine nimmt Obdachlosen minutenlang in Schwitzkasten

Erst als Neely das Bewusstsein verloren hatte, ließ der 24-jährige U-Bahn-Passagier von ihm ab. Rettungssanitäter konnten den 30-Jährigen nicht mehr wiederbeleben, er wurde im Krankenhaus für tot erklärt. Am Donnerstag wurde schließlich bekannt, dass die New Yorker Gerichtsmedizin den Fall fortan als „Mord“ betrachtet.

Polizei-Beamte beobachten Proteste in der New Yorker U-Bahn nach dem Tod von Jordan Neely.

Polizei-Beamte beobachten Proteste in der New Yorker U-Bahn nach dem Tod von Jordan Neely.

Zuvor war Kritik an den New Yorker Behörden laut geworden, da der nunmehrig mutmaßliche Tatverdächtige zunächst ohne weitere Maßnahmen von der Polizei entlassen worden war.

In New York kam es daraufhin zu Mahnwachen, wie der britische „Guardian“ berichtet. „Das war ein schrecklicher Lynchmord – der Mord an einem Menschen, der Hilfe brauchte“, erklärte eine Studentin. „Er war am Rande der Verzweiflung.“

Augenzeugen berichten von Tötung von Jordan Neely: „Sehr lange Zeit im Schwitzkasten“

Der freie Journalist Juan Alberto Vasquez, der die Szenen in der U-Bahn miterlebt hat, schilderte gegenüber der „New York Post“, Neely habe in „aggressiver Art und Weise“ herumgeschrien und sich über Hunger und Durst beklagt. Körperlich angegriffen habe der 30-Jährige jedoch keinen der anderen Passagiere.

„Er war sehr lange Zeit im Schwitzkasten“, erklärte unterdessen King James, ein weiterer Augenzeuge des Vorfalls gegenüber dem „Guardian“. Der „weiße Typ“ habe aus „Aggression gegenüber Obdachlosen“ heraus gehandelt, Neely habe „keine Chance“ gehabt, sich zu verteidigen.

Dass Neely psychische Probleme gehabt habe, sei bekannt gewesen, sagte unterdessen ein Bekannter des 30-Jährigen gegenüber „Daily News“, die Auftritte als Michael-Jackson-Imitator hätten Neely geholfen, mit seinen Problemen zurechtzukommen.

Entsetzen über Fall in New Yorker U-Bahn: „Jordan Neely wurde ermordet“

Die Staatsanwaltschaft kündigte mittlerweile umfassende Ermittlungen an, um zu prüfen, ob Neelys Tod strafrechtliche Konsequenzen haben müsse. Die Empörung sorgte schließlich auch für politische Reaktionen. Die New Yorker Gouverneurin Kathy Hochul nannte den Übergriff auf Neely „zutiefst verstörend“. Auch die demokratische Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez zeigte sich entsetzt.

„Jordan Neely wurde ermordet“, schrieb sie bei Twitter. „Aber weil er wohnungslos war und um Essen flehte, während die Stadt die Mieten erhöht, Dienstleistungen abbaut und Machthaber die Armen dämonisieren, wird der Mörder durch passive Schlagzeilen und keine Anklage geschützt“, schrieb Ocasio-Cortez. „Es ist ekelhaft.“ (das)